Demonstrierende Schüler, Großstädte, die den Klimanotstand ausrufen, drohende Fahrverbote für Dieselwagen. Das Grundrauschen in der Gesellschaft ist eindeutig – und könnte sich auch auf eine potentielle deutsche Olympia-Bewerbung auswirken:
"Von Anfang an haben wir ja auf Nachhaltigkeit gesetzt. Über 90 Prozent der Sportstätten sind heute schon wöchentlich, monatlich, jährlich im Einsatz", sagt Michael Mronz, Kopf der Olympia-Initiative Rhein Ruhr City für die Spiele im Jahr 2032. Nach dem vergangen Jahr hat Mronz nun erneut einen sogenannten Mobilitätskongress in Aachen organisiert. Er sagt:
"Das Thema der vernetzten Mobilität wird der entscheidende Faktor sein, wie man nämlich die verschiedenen Verkehrsträger, effizient und ökologisch und ökonomisch miteinander verbindet."
Wissenschaftlicher Kopf der Initiative ist Günther Schuh, Professor für Produktionssystematik an der RWTH Aachen und Erfinder eines mittlerweile serienmäßig für den Straßengebrauch produzierten Elektroautos. Er spricht in Aachen über zentrale gelenkte, autonom fahrende Autos, horizontal fahrende Aufzüge oder über Fließbänder, die Menschen zu Bushaltestellen bringen. Er sieht in der nun großen Klima-Sensibilität eine Chance der Bewerbung:
"Das, was die Städte jetzt zum Glück alle erkennen, was sie alles verbessern sollen, das braucht erstens Konvergenz, also Dinge, die zusammenpassen, die sich verstärken und zweitens braucht es eben einen Termin, sonst kann man immer noch abwägen und abwarten. Das Coole an Olympischen Spielen für eine solche Region wäre, es hätte einen Fertigstellungstermin und der hat eine ganz andere Wucht und führt zu einer Selbstdisziplinierung."
Zwang zur Zusammenarbeit
In Aachen, Bonn, Düsseldorf und auch in Köln ist in den letzten Wochen der sogenannte Klimanotstand ausgerufen worden. Alle vier sind – neben zehn weiteren Städten aus Nordrhein-Westfalen wie beispielweise Essen, Dortmund oder Gelsenkirchen – als Region Teil der Bewerbung. Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel, SPD, ist überzeugt:
"Wenn man gemeinsam so ein Projekt mit einem harten Aufschlag nach hinten macht, dann ist man erstens gezwungen zusammenzuarbeiten und zweitens gibt es eine Zeitschiene, deren Ende klar definiert ist."
Nachhaltige Spiele, bleibende Infrastruktur-Projekte, gedeckelte Kosten – für Olympia-Skeptiker sind dies Versprechen, die in der Vergangenheit, beispielsweise bei den jüngsten Spielen in Peking oder Rio de Janeiro, immer wieder enttäuscht wurden. Die Skepsis, auch in der deutschen Bevölkerung, ist daher groß.
"Der Gigantismus ist da der falsche Weg," sagt daher auch Marcel Philipp, CDU-Oberbürgermeister aus Aachen. "Wir brauchen intelligentere Konzepte und wenn man die große Überschrift nimmt ‚Künstliche Intelligenz/Digitalisierung‘ ist letztendlich der Weg zu mehr Nachhaltigkeit, dann muss man das auch auf Großveranstaltungen übersetzen."
Und so die Akzeptanz in der Bevölkerung zurückgewinnen. NRWs Ministerpräsident, Armin Laschet von der CDU, jedenfalls glaubt daran:
"Also, wenn das finanziell nachhaltig ist, wenn das von den Sporteinrichtungen nachhaltig ist und wenn es sogar in den Verkehrssystemen die Klimaziele mitverfolgt und klimaneutral wird, dann ist glaube ich, die Zustimmung in der Bevölkerung viel größer."