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Olympiaqualifikation
IOC lässt trotz Corona boxen

Olympia-Qualifikationen in vielen Sportarten sind wegen der Corona-Pandemie abgesagt, nicht jedoch die der europäischen Boxer. Entgegen Bedenken kämpfen aktuell 342 Athleten in London um Tickets für die Sommerspiele in Tokio - weil das Internationale Olympische Komitee das so will.

Von Heinz-Peter Kreuzer |
Kampf im Rahmen des Olympia-Qualifikationsturniers der europäischen Boxer in London (Großbritannien) für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio
"Road to Tokio" - das Oympia-Qualifikationsturnier in London findet trotz Corona-Pandemie statt (www.imago-images.de)
Erst etwas mehr als die Hälfte aller Sportler haben ihr Ticket für Tokio 2020 schon gelöst. Die anderen wollten eigentlich noch die anstehenden Olympia-Qualifikationswettbewerbe nutzen. Doch die stehen jetzt wegen der Corona-Pandemie auf der Kippe, mahnte Thomas Bach, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, letztens im ARD-Fernsehen:
"Wir haben ernsthafte Probleme jetzt mit den Qualifikationswettbewerben. Dort gibt es viele Absagen in einigen internationalen Verbänden und Sportarten. Es sind die Qualifikationsysteme gefährdet. Hier werden wir sehr flexibel reagieren müssen. Und wir tun das bereits auch mit der Verlegung von Wettbewerben, mit der Änderung der Qualifikationskriterien."
Deutsche Boxer mit gemischten Gefühlen
Obwohl im Sport weltweit Wettbewerbe abgesagt werden, führt das IOC aktuell die europäische Olympia-Qualifikation der Boxer in London durch. Denn im Gegensatz zu den anderen Sportarten ist in diesem Fall nicht der Fachverband, sondern das IOC federführend. Weil der Box-Weltverband AIBA wegen finanziellem Missmanagements und anderer Unregelmäßigkeiten vom IOC suspendiert worden ist.
Die deutschen Boxer sind deswegen mit durchaus gemischten Gefühlen an die Themse gereist. National hat der Deutsche Boxsport-Verband DBV ja alle Wettkämpfe abgesagt. Nur der Olympiakader setzt seine Wettkämpfe fort. Auf engstem Raum kämpfen hier über 300 Athleten aus 42 Nationen, um Quotenplätze für Tokio. Der Großteil der Teams wohnt auch noch zusammen in ein und demselben Hotel am Olympiapark in London. Einzig bekannte Präventionsmaßnahme gegen das Corona-Virus ist das Fiebermessen beim morgendlichen Wiegen der Faustkämpfer.
Während Boxerin Nadine Apetz dort eine entspanntere Stimmung als in Deutschland empfindet, beobachtet DBV-Chef Dreke das Verhalten der osteuropäischen Athleten und Funktionäre kritisch: "Die verhalten sich hier sehr, sehr unvorsichtig, würde ich mal sagen. Ja, also immer noch Händereichen und Umarmungen und so weiter. Die sind da so ein bisschen unbedacht muss man sagen."
IOC will weitere Quali-Turniere durchführen
Die realistische Gefahr, dass sich das Corona-Virus auch bei diesem Turnier ausbreitet, ist nicht das einzige Damoklesschwert über der Veranstaltung. Notfallpläne der Veranstalter und auch die britische Regierung könnten im Kampf gegen die Pandemie noch für einen Abbruch des Turniers sorgen. DBV-Chef Dreke schätzt das so ein: "Ich denke mal, sobald die Regierung einen Beschluss fasst, kann natürlich auch das IOC nicht daran vorbei. Aber ich glaube, ansonsten wenn kein Beschluss kommt, denke ich mal, werden wir hier bis Samstag durchmachen."
Eine weitere Woche noch wird - Stand jetzt - das IOC dieses Qualifikationsturnier also durchziehen, während weltweit die komplette Sportwelt bis in die untersten Vereins- und Verbandsebenen ruht. Das Turnier in Buenos Aires in zwei Wochen dagegen wurde bereits abgesagt. Aber nicht vom IOC, sondern vom lokalen Organisationskomitee. Doch auch dieses verantwortungsbewusste Handeln bringt das IOC nicht zum Umdenken: Vielmehr wird ein Ersatzort gesucht. Und auch die globale Qualifikation in Paris im Mai ist noch nicht abgesagt.