Rios Spiele-Organisator Carlos Arthur Nuzman hängt in den Fängen der Justiz: Wegen des Verdachts auf Mithilfe beim Kauf afrikanischer Stimmen für die Sommerspiele 2016 kam es zu einer Großrazzia beim Chef der Olympischen Spiele von Rio. Er wurde außerdem von der Polizei verhört. Der 75 Jahre alte Nuzman musste erklären, wieso Barbeträge in sechsstelliger Höhe in seinem Haus lagerten. Zudem musste er seinen Reisepass abgeben. Das IOC-Ehrenmitglied gilt als Getreuer von Präsident Thomas Bach.
Auch sonst wird die Lage für das IOC brenzlig. Die elf Großrazzien in Rio und Paris erfolgten in Kooperation mit französischen und karibischen Strafermittlern, es geht um den Verdacht der Korruption und Geldwäsche. Die Behörden folgen Spuren, die zu zwei weiteren IOC-Mitgliedern führen.
Spuren führen zu Diack und Fredericks
Zunächst zum Sohn des langjährigen Chefs des Leichtathletik-Weltverbands, Lamine Diack. Er soll zwei Millionen Dollar für Korruptionszwecke kassiert haben. Ein Teil davon floss weiter an das namibische IOC-Mitglied Frankie Fredericks: Und zwar genau an dem Tag, an dem Rio den Olympia-Zuschlag erhielt. Fredericks bestreitet alle Vorwürfe. Doch nun zeigen vertrauliche Diplomaten-Berichte, dass das Bewerbungskomitee von Rio auch Namibias Staatschef eingespannt hatte.
Rio ist offenbar nur der Anfang. Über diese Ermittlungen der brasilianischen Bundespolizei soll nun auch der Druck auf Tokio erhöht werden. Der Veranstalter der Sommerspiele 2020 hatte kurz vor seiner Kür ebenfalls zwei Millionen Dollar an Diack junior bezahlt. Aber Tokios Justiz, so die brasilianischen sowie französischen Ermittler, kooperiere nicht.
Dem IOC droht eine nie dagewesene Affäre. Im Kontext der Ermittlungen tauchen bereits pikante Fragen zur Vergabe der Sotschi-Winterspiele 2014 sowie zu Peking 2008 auf.