Frank McCourt, der amerikanische Besitzer von Olympique Marseille, vergleicht die Ausschreitungen mit dem Sturm auf das US-Kapitol vor gut 3 Wochen.
"Was vor einigen Wochen in Washington DC und was Samstag in Marseille passiert ist, folgt einer vergleichbaren Logik", schreibt McCourt in einer Erklärung auf der Webseite des Clubs. Er bekräftigt außerdem seine Unterstützung für Präsident Jacques-Henri Eyraud. Vor allem gegen ihn richtet sich die Aggression der Ultras. Unter anderem hatte Eyraud Ende vergangenen Jahres von der "Gefahr" gesprochen, dass zu viele aus Marseille und Anhänger des Klubs im Verein arbeiten. Nach den Ausschreitungen sagte Eyraud, dass dies ein Fehler gewesen sein könnte:
"Wenn diese Äußerungen falsch interpretiert wurden, bedauere ich das. Denn es war absolut nicht meine Intention, die Menschen aus Marseille zu stigmatisieren. Ich lebe in Marseille, ich liebe diese Stadt. Wie könnte man diese Stadt nicht lieben, wenn man meinen Beruf ausübt? Vielleicht war ich ungeschickt, aber das rechtfertigt nicht den Hass und Gewalt, die wir erfahren haben."
Eyraud will den Dialog suchen
Er mache weiter, bekräftigte Jacques-Henri Eyraud, er werde dabei von tausenden Leuten aus Marseille unterstützt. Man könne nicht bei jeder Krise das Management austauschen. Es gehe hier schließlich um ein langfristig angelegtes Projekt. Die Gewalttäter müssten bestraft werden, verlangte Eyraud. Gleichzeitig will der Präsident des Klubs auf Dialog setzen. Die Wut der Anhänger von Olympique Marseille wegen der schlechten Ergebnisse steigt seit Wochen. Die Fans dürfen bei den Spielen im Stadion Vélodrom nicht dabei sein. Sie dürfen dort aber Transparente aufhängen mit ihren Botschaften. "Ihr bereitet uns Schande" oder "Ihr seid widerlich" – ist auf diesen zu lesen.
Eskalationen schockieren Spieler
Am Samstagnachmittag eskalierte die Wut dann. Zunächst demonstrierten drei bis vierhundert Fans vor dem Trainingszentrum des Vereins. Knallkörper, Feuerwerk und Rauchbomben wurden gezündet, Wände beschmiert, Fensterscheiben gingen zu Bruch. Dann kletterten einige über die Mauer in das Zentrum. Präsident Eyrauld spricht von schockierten Spielern:
"Sie haben unglaublich intensive, noch nie da gewesene Gewalt gesehen. Es gab überall enorme Zerstörung. Was aber vor allem schlimm ist: Dass einige in das Gebäude eingedrungen sind und persönliche Gegenstände der Spieler gestohlen haben. Das ist inakzeptabel, weil das ein Heiligtum sein sollte. Es ist das Haus der Spieler."
Frank McCourt nennt die Gewalttäter Gauner. Es gab bei der Eskalation mehrere Festnahmen. Die französische Liga verschob das Heimspiel gegen Stade Rennes, das am Samstagabend hätte stattfinden sollen.