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Olympische Spiele 2016 in Rio de Janeiro
Mindestens vier Milliarden Euro teurer als geplant

Knapp ein Jahr nach den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro sind neue Zahlen präsentiert worden. Danach war das Sportevent vier Milliarden Euro teuer als geplant. Aus den ursprünglich veranschlagten 7,8 Milliarden Euro sind mindestens 11,8 Milliarden geworden. Trotz der astronomischen Steigerung, könnte das noch nicht alles gewesen sein. Laut brasilianischem Rechnungshof könnte noch eine weitere Milliarde fehlen.

Von Carsten Upadek |
    Luftaufnahme des Olympiaparks in Rio
    Der Olympiapark in Rio de Janeiro kurz vor den Spielen. Heute kostet er jährlich zwölf Millionen Euro im Unterhalt. Geld, das die Stadt nicht hat. (GabrielHeusi_HeusiAction)
    Um das olympische Erbe zu verwalten, gibt es in Rio de Janeiro eine neue Regierungsstelle, genannt "Aglo". Die präsentierte nun in einer öffentlichen Anhörung Zahlen der so genannten Verantwortungs-Matrix – Geld, das für Sportstätten und Serviceleistungen im direkten Bezug auf die olympischen Spiele geflossen ist. Das waren laut dieser letzten Bilanz zwei Milliarden Euro, sagt Aglo-Präsident Paulo Marcio Mello:
    "Mit diesen Aktualisierungen der fünften zur sechsten Matrix ergeben sich Mehrkosten von 37 Millionen Euro. Sie ergeben sich größtenteils aus den Abrechnungen für Wasser, Strom und Realisation der Spiele."
    Eine Gesamtsumme gibt es nicht
    Das ist aber nur ein Teil der Gesamtrechnung. Dazu kommen das Budget des Olympia-Organisationskomitees von 2,5 Milliarden Euro und indirekte Kosten, wie der Bau von Metro, Hafen und Straßen von 7,3 Milliarden. Insgesamt sind das 11,8 Milliarden, mindestens – denn eine Olympia-Bilanz gibt es nicht. Und so wollte sich auch Paulo Marcio Mello nicht auf Summen festlegen.
    "Ich habe die Zahlen nicht hier, das muss ich gestehen. Die Zahlen des Bundes sind bestätigt, die von Staat Rio und Stadt nicht. Wer dazu was sagen könnte, wären die Verantwortlichen der APO."
    Die APO war eine Behörde, die für Finanzfragen bei Olympia zuständig war – allerdings wurde sie im März aufgelöst, ohne einen Abschlussbericht zu liefern. Das soll vor allem daran gelegen haben, dass die Stadt Rio und der Bundesstaat ihre Zahlen nicht weitergeben wollten. Laut brasilianischem Rechnungshof, den die Zeitung Folha de S.Paulo zitiert, fehlten für eine Abschlussrechnung 1,1 Milliarden Euro. Das Geld sei für die Sicherheit während der Spiele, Verwaltung und die Box-Arena geflossen.
    Erbe: Parkplatz statt Schulen
    Die neue Regierungsstelle präsentierte zudem Pläne für den Olympiapark. Die Idee: "Wir studieren die Möglichkeit, ungenutzte Flächen für eine Serie von Events als Parkplatz kommerziell auszubeuten."
    Parkplätze statt Schulen. Eigentlich sollten aus der so genannten Zukunfts-Arena, in der die Handball-Wettbewerbe stattfanden, vier öffentliche Schulen entstehen. Das wurde von der Stadt Rio einst als Symbol für das soziale Erbe der Spiele hervorgehoben. Allerdings ist die Stadt pleite und der Unterhalt des Olympiaparks kostet im Jahr etwa zwölf Millionen Euro. Deshalb gab Rio die Verwaltung an das Sportministerium ab, das die neue Regierungsstelle einrichtete.