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Kommentar
Ist Deutschland bereit für eine Olympia-Bewerbung?

Der DOSB analysiert, ob eine erneute Bewerbung für die Ausrichtung Olympischer Spiele Sinn ergibt. Bürgerinnen und Bürger sollen eingebunden werden. Dabei sollte aber besonders die Meinung der jungen Generation zählen, kommentiert Andreas Schültke.

Ein Kommentar von Andrea Schültke |
Slogan für das Podium: Deine Ideen, Deine Spiele auf einem Bühnen-Hintergrund.
Bürgerdialog als Vorbereitung auf eine mögliche Bewerbung: "Deine Ideen. Deine Spiele" soll die Bevölkerung an den Planungen beteiligen. (IMAGO / Eibner / IMAGO / Eibner-Pressefoto / Heike Feiner)
„Wir sind bereit“. Mit diesen klaren Worten hat sich Düsseldorfs Oberbürgermeister Stephan Keller am Montag zu Olympischen Spielen bekannt. Die Rhein-Ruhr Region wolle Teil eines möglichen Bewerbungsprozesses werden.
Stephan Keller geht an der Kamera vorbei und spricht.
Dr. Stephan Keller, Oberbürgermeister von Düsseldorf (IMAGO / biky / IMAGO / marco stepniak)
Eine solche überzeugte Zustimmung gab es zuvor auch aus den Städten München und Berlin. Ihre olympiapositiven Oberbürgermeister wären bei Olympischen Spielen in Deutschland in 13 bis 19 Jahren wohl längst in Rente. Wie die Kommentatorin übrigens auch.
Und das ist das Problem: Ältere Menschen, die möglicherweise den immer wieder gern zitierten „Spirit“ der Olympischen Spiele von München 72 noch selbst miterlebt haben, entscheiden zum Beispiel für heute sechs bis 18jährige. Die könnten dann in 13 bis 19 Jahren bei möglichen Spielen in Deutschland selbst am Start stehen – aber wollen sie das überhaupt?

Olympia - Traum für junge Leute?

Olympia ist ein Großprojekt, das für das Land und die Gesellschaft nicht überlebensnotwendig ist. Ist dieses Sportgroßereignis in knapp zwei Jahrzehnten dann immer noch ein Traum oder zu weit weg von der Lebensrealität der jungen Sportbegeisterten? Weil denen Esport viel näher ist als etwa Bogenschießen oder Moderner Fünfkampf?
Auch den Jungen sollen Olympische Spiele Vorteile bringen, lauten die Versprechungen bei den Dialogveranstaltungen des DOSB: etwa einen funktionierenden ÖPNV, neue Turnhallen und Sportplätze für den Breitensport und viele Aufträge für lokale Firmen, bei denen sie ja dann vielleicht arbeiten.

Große Verantwortung

Positive Aussichten, findet das sportbegeisterte Publikum bei den DOSB-Events. Nur: Sechs- bis 18-Jährige waren da nicht vor Ort.
Sie stellen aber zum Beispiel fast ein Drittel der 24 Millionen Mitgliedschaften in deutschen Sportvereinen. Sie werden es sein, denen wir in 13 bis 19 Jahren mögliche Olympische Spiele in Deutschland vorsetzen. Was für eine große Verantwortung auf den Schultern der olympiabegeisterten Älteren. Die müssen dieser Verantwortung gerecht werden. Das geht nur, wenn sie Kinder und Jugendliche in den Olympiadialog einbeziehen.
Der Slogan „Deine Ideen. Deine Spiele.“ muss sich in allererster Linie an Jugendliche in Deutschland richten, junge Menschen aus Schulen, Umwelt- und Hilfsorganisationen, Parteien, Kirchen, und auch aus dem Sport. Sie nicht intensiv einzubinden wäre verantwortungs- und respektlos. Der Weg zu einer möglichen Olympiabewerbung darf nur fortgesetzt werden, wenn auch die Jugendlichen mehrheitlich sagen: „Wir wollen das, wir sind bereit“.