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Olympische Spiele
Hamburger Bewerbung auf Sparflamme?

Das kam in dieser Woche überraschend: Die Bundesregierung gibt deutlich weniger als geplant für die Hamburger Olympia-Bewerbung aus. Olympia aus Hamburg für Deutschland - ein Projekt auf Sparflamme?

Von Daniel Bouhs |
    Flaggen mit den Olympischen Ringen und dem Wappen von Hamburg hängen neben einem Straßencafe am Rathausmarkt in Hamburg
    Flaggen mit den Olympischen Ringen und dem Wappen von Hamburg hängen neben einem Straßencafe am Rathausmarkt in Hamburg (dpa / Christian Charisius)
    30 Millionen Euro - das ist das Budget, das der Bundestag der Regierung freigegeben hat, damit sie die Hamburger Olympia-Bewerbung unterstützen kann. Dass die Regierung nun deutlich weniger ausgeben will - Abgeordnete wundern sich, etwa der Haushaltspolitische Sprecher der SPD, Johannes Kahrs:
    "Ehrlich gesagt: Ich verstehe das nicht. Wenn der Deutsche Bundestag sagt, dass es eine Bewerbung des Bundes ist und das der Bund sich deswegen auch mit 30 Millionen daran beteiligen kann, dann kann ich mir eigentlich keine Begründung vorstellen, warum der Bund sich nachher nicht mit 30 Millionen dran beteiligen soll, weil es ist ja nicht die Stadt Hamburg, die sich da bewirbt, sondern es ist ja die Bundesrepublik Deutschland, die sich bewirbt."
    Und dafür solle die Regierung gefälligst auch zahlen - fordert der Abgeordnete, der Wahlkreis Hamburg-Mitte vertritt. Sein Wahlkreis wäre letztlich der große Profiteur.
    Nur zehn statt der 30 Millionen Euro vom Bund - warum? Weil sich alle Beteiligten der Bewerbung darauf verständigt haben - die Stadt Hamburg, Vertreter der Wirtschaft, der Deutsche Olympische Sportbund und das Bundesinnenministerium.
    Sponsoren sollen Großteil finanzieren
    Das Budget der Bewerbung: erst mal 50 Millionen Euro. Der größte Geldgeber: Sponsoren mit 25 Millionen. Die Stadt steuert 15 Millionen bei, der Bund die übrigen zehn Millionen.
    Ja, natürlich: Der Bund hätte den Rest einfach draufschlagen können - irgendwas hätte sich dafür schon gefunden, sagt Ole Schröder, Staatssekretär im Bundesinnenministerium. Aber:
    "Wir wollen ja keine gigantonomischen Spiele, sondern wir wollen Spiele, die in die heutige Zeit passen, die auch in den Reformprozess des Internationalen Olympischen Komitees passen. Und deshalb sind 50 Millionen angemessen. Das erkennen Sie alleine daran, dass die Bewerberstadt Paris beispielsweise auch mit einem solchen Budget von zirka 50 bis 60 Millionen Euro rechnet."
    Dass der Großteil des Budgets in Hamburg zusammenkommen muss, das sein kein Problem, heißt es bei der Stadt. Christoph Holstein, der als Staatsrat das Olympia-Projekt koordiniert, gibt sich angesichts der jüngsten Entwicklung betont unaufgeregt.
    "Es ist nicht so, dass uns Geld fehlt, weil wir gesagt haben, wir rechnen mit 50 Millionen. Diese 50 Millionen sind zugesagt einerseits von der Stadt, andererseits von der Hamburger Wirtschaft. Und wenn sich der Bund, für den, mit dem wir uns ja bewerben, ebenfalls beteiligt, ist das völlig in Ordnung."
    Keine finanziellen Versprechungen aus Hamburg
    Damit dieser Plan aufgeht, muss nun die Industrie- und Handelskammer Gefälligkeiten für die Stadt einwerben, Spenden von insgesamt 25 Million Euro - von Konzernen und den großen Reedereien. Doch was, wenn es dazu nicht kommt - wer springt dann ein? Der Staatsrat verspricht: nichts.
    "Immer wenn jemand zu früh sagt 'Ich springe ein, wenn Geld fehlt', werden alle anderen sich von ihrem Bemühen abbringen lassen, dafür zu sorgen, dass kein Geld fehlt."
    Und überhaupt: Wenn alle von einer schlanken, von einer effizienten Bewerbung reden - kann das funktionieren? Der Weltsport ist immerhin geprägt von dem Prinzip "klotzen statt kleckern". Bisher waren vor allem pompöse Projekte gefragt.
    "Das IOC hat sich mit der Agenda 2020, mit diesem Glaubensbekenntnis hin zu etwas bescheidener, etwas kleiner, etwas ressourcenschonender, sehr viel vorgenommen. Und es geht jetzt eben darum, zu prüfen und zu beweisen, dass das auch ernst gemeint ist."
    Hamburg will dabei punkten: Mit Sportstätten mitten in der Stadt, die nach den Spielen nicht brach liegen, sondern in das Leben der Stadt integriert werden sollen. Ein Plan, den die Olympia-Gesellschaft kräftig bewerben will – erst bei den Bürgern, die über die Bewerbung noch abstimmen müssen, dann beim IOC, das über die Austragungsorte entscheidet.
    Der Bund könnte nachlegen
    Das alles wird viel kosten, auch als Projekt auf Sparflamme. Ob die Bewerbergesellschaft mit 50 Millionen Euro auskommt? BMI-Staatssekretär Schröder erklärt: Der Bund könnte seinen Anteil fast auf Knopfdruck erhöhen.
    "Wenn noch weitere Finanzen notwendig sein sollten, dann werden wir das selbstverständlich in 2016 sehr genau beobachten und dann weitere Mittel für 2017 zur Verfügung stellen."
    Reporter: "Das heißt, die 20 Millionen bleiben jetzt als eine Art Reserve oder wie muss man sich das vorstellen?"
    "Richtig."
    50 Millionen Euro für die Hamburger Bewerbung – dabei muss es also gar nicht bleiben.