Die Olympischen Winterspiele in China beginnen zwar erst Anfang nächsten Jahres, doch die ersten Athletinnen und Athleten sind schon vor Ort. Die deutschen Bobfahrerinnen und Bobfahrer haben wie einige andere internationale Teams eine Ausnahmeregelung bekommen, um die Bahn gute drei Wochen lang zu testen. Dabei ist auch die deutsche Europameisterin in Zweier-Bob, Deborah Levi.
Der schwierigen Lage angesichts der Menschenrechtssituation in China seien sich die Athleten und Athletinnen bewusst, sagte Levi im Dlf und verweist auf die unabhängige Organisation für Leistungssportler und Leistungssportlerinnen, Athleten Deutschland. Diese befasse sich intensiv mit dem Thema Menschenrechte und halte damit die Sportlerin den Rücken ein wenig frei, "dass wir uns komplett auf den Sport konzentrieren können. Menschenrechte müssten auch im Sport mehr Beachtung finden, das sieht man im Fußball. Am Ende des Tages ist aber gerade im Bereich Olympia das IOC dafür verantwortlich."
Boykott hätte früher organisiert werden müssen
Einen möglichen Olympiaboykott hätte man bereits viel früher angehen müssen, sagt sie und betont die Nachteile für die Sportlerinnen und Sportler, "die sich jahrelang auf die Olympischen Spiele vorbereitet haben und die auch finanziell abhängig davon sind. Jetzt ist es erstmal so, dass wir an den Olympischen Spielen sehr wahrscheinlich in Peking teilnehmen werden. Und das können wir ja auch erst mal nicht ändern."
Das IOC habe mit der Regel 50 Grenzen gegenüber politischen Meinungen von Sportlerinnen und Sportlern geschaffen. Das verstehe sie. Menschenrechte stünden ein wenig außerhalb der Politik. "Ich denke, da setzen sich sehr, sehr viele Menschen für ein. Inwiefern man dann sich dort dazu äußern kann - es ist natürlich auch die Frage, wie auch der DOSB darauf reagieren würde."
Einerseits werde gesagt, dass politische Meinungsäußerungen eigentlich sanktioniert werden müssten. Levi kann sich aber auch vorstellen, dass der DOSB im Einzelfall vielleicht keine Sanktionierung vornimmt.
Mit Athleten Deutschland in Zukunft mehr Gehör verschaffen
Bei der nächsten Vergabeentscheidung geht es um die Winterspiele 2030. In der Kommission, die hauptsächlich darüber entscheidet, sitzen acht Menschen, darunter auch eine Vertreterin aus der IOC-Athletenkommission, die Chinesin Zhang Hong. Die wurde allerdings vom IOC für die Athletenkommission ausgewählt und nicht von den Athletinnen und Athleten. Levi unterstützt die Idee, dass sich mehr Sportlerinnen und Sportler zusammenschließen, um auch in der Frage nach der Vergabe der Spiele mehr Einfluss zu nehmen.
Mit der unabhängigen Athleten-Vereinigung Athleten Deutschland könne man sich heute mehr Gehör verschaffen als 2015, als die Spiele nach China vergeben wurden, unterstreicht Levi. "Und deshalb hoffen wir natürlich, dass das in Zukunft auch passieren wird."
Anspannung und Vorfreude steigen
Im Moment trainiert Levi täglich auf der neu gebauten Olympiabahn. Diese sei kaum vergleichbar mit europäischen Bahnen, was Kurvenfolge und Anschubstrecke angehe. Sportlich steige die Vorfreude, berichtet Levi. Man sehe auf dem Weg zur Bobbahn die olympischen Ringe als erstes Zeichen um Olympia. "Und man merkt natürlich, dass die anderen Nationen sich schon sehr intensiv vorbereiten. Und deshalb steigt auf jeden Fall die Anspannung, aber auch die Vorfreude."