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Olympische Spiele in China
"Wie im offenen Vollzug"

Nur wenige internationale Athleten hatten bisher die Möglichkeit, die Anlagen der Olympischen Winterspiele in China zu testen. Eine Gruppe deutscher Bobfahrer hat nun die Gelegenheit, den Eistunnel zu testen. Die Anlage loben sie. Die strikte Corona-Politik sorgt aber für Probleme.

Von Benjamin Eyssel |
Ein Rennrodler testet den olympischen Eistunnel in Yanqing.
Ein Rennrodler testet den olympischen Eistunnel in Yanqing. (Imago / Xinhua)
Der deutsche Bob-Fahrer Johannes Lochner befindet sich mit seinen Team-Kolleginnen und Kollegen in Yanqing. Einem der Austragungsorte der Olympischen Winterspiele in China, die am 4. Februar beginnen. Hier steht die Bobbahn.
Bis vor kurzem haben dort nur chinesische Athletinnen und Athleten trainiert. Jetzt können auch ausländische Piloten erstmals die Bahn testen. Sie sind alle gemeinsam mit Charterflügen von Frankfurt am Main nach China geflogen und befinden sich dort nun in einer Hotelanlage in einer internationalen Blase. Jeden Tag PCR-Tests, raus dürfen sie nicht – wegen Chinas strikter Null-Covid-Politik. Auch darf niemand von draußen in die Blase rein.

Bedingungen ähneln einem Gefängnis

"Das sind drei Gebäudekomplexe, in zweien wohnen wir, im dritten gibt es Essen", erzählt Lochner. "Wir dürfen uns frei bewegen, das sind 250 Meter zu Fuß. Dann haben wir noch einen Kraftraum und einen Sportplatz. Es ähnelt einem offenen Vollzug, Gefängnis. Es gibt viele Wachleute, überall stehen Menschen rum und passen auf. Die stehen einfach da und gucken."
Fast jeden Tag fahren die Athletinnen und Athleten zur Bob-Bahn, um zu trainieren. Von der Hotelanlage ist es mit dem extra eingerichteten Bus-Shuttle in etwa eine dreiviertel Stunde bis zur Bahn. Trotz des ganzen Aufwands findet Johannes Lochner, dass sich die Reise gelohnt hat. Von der Bahn ist er begeistert.

Lob für die Bahn

"Einfach Wahnsinn, der erste Eindruck war krass. Auch völlig übertrieben dachten alle. Das ist wirklich Superlative an Bau. Das kann man sich eigentlich nicht vorstellen, wenn man weiß, dass da vorher nichts war. Die haben das in die Hügel reingebaut, inklusive Autobahn, allein die Autobahnzufahrt ist Wahnsinn. Sieht auch richtig gut aus und die Bahn hat mir auch von der ersten Fahrt an gut gefallen. Das ist ein gutes Zeichen und sehr viel wert."
Auch Bobpilotin Laura Nolte ist mit nach China gereist. Sie findet, es gar nicht so schlimm, komplett abgeschottet zu sein. Sie habe sich schnell daran gewöhnt.
"Dadurch, dass Leute aus allen Nationen hier untergebracht sind, ist viel los. Im Endeffekt bleibt auch neben dem Training nicht viel Zeit, noch was zu sehen. Aber es ist natürlich trotzdem schade, dass wir nicht rausdürfen, wenn wir mal einen Freitag haben. Das nehmen wir aber in Kauf, dafür, dass wir hier fahren dürfen."

Vorgeschmack auf die Bedingungen in vier Monaten

Auch wenn Athletinnen und Athleten aus allen Wintersportnationen gerade die Bahn testen, chinesische Sportlerinnen und Sportler hat Laura Nolte noch keine gesehen.
"Wir sind alle jetzt das erste Mal hier, haben die Bahn vorher noch nie gesehen. Die Chinesen fahren hier schon seit einem Jahr Bob, kennen die Bahn also in- und auswendig. Wir sind drei Wochen hier, am Ende der Zeit findet noch ein Rennen statt, das als Olympia-Qualifikation zählt. Ich nehme an, dass sich die Chinesen das nicht entgehen lassen werden und dann vorbeikommen. Mal sehen, inwieweit man dann an die rankommt."
Der Testlauf bietet einen Vorgeschmack auf die Olympischen Winterspiele im Februar. Denn auch diese werden wegen der Corona-Pandemie komplett abgeschottet vom restlichen Leben in China stattfinden. Ohne internationale Zuschauer.

Lochner kritisiert Vergabe

Eins ist schon jetzt klar: Die Spiele werden hochpolitisch sein. Immer häufiger sind Boykott-Aufrufe wegen der Menschenrechtsverletzungen in der Volksrepublik zu hören.
Dass die Olympischen Spiele stattfinden, finden die deutschen Bobpiloten Laura Nolte und Johannes Lochner trotzdem gut. Die politische Diskussion dürfe nicht auf dem Rücken der Sportlerinnen ausgetragen werden, meinen sie.
"Jetzt in letzter Minute da den Stecker zu ziehen, würde ich unfair finden allen Sportlern gegenüber, die sich die letzten Jahre aufgeopfert haben. Da hätte man an anderer Stelle einhaken müssen. Und da müsste man im Vorhinein mal überlegen, in welche Länder man Spiele vergibt und in welche nicht."