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Olympische Spiele in Tokio
Symbol für das Ende des einstigen Olympischen Traums

Nie sei deutlicher geworden, dass die olympische Idee nur noch zum Phrasendreschen tauge, kommentiert Bianka Schreiber-Rietig. Solidarität, Gleichheit oder Vielfalt seien in der Sportblase am Ende nur Phrasen. Auch DOSB-Präsident Alfons Hörmann habe unter Beweis gestellt, dass er ein Meister der Fettnäpfchen ist.

Ein Kommentar von Bianka Schreiber-Rietig |
Die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Tokio.
Die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Tokio. (IMAGO / AAP)
Diese Olympischen Spiele von Tokio waren endgültig ein requiem for a dream. Niemals vorher wurde deutlicher, dass die olympische Idee und ihre Werte nur noch zum Phrasendreschen taugen: Wirtschaftliches Wachstum auf allen Ebenen ist das Credo des IOC, das dies knallhart durchzieht.
Nie wurde der machtpolitische Poker des IOC offensichtlicher als nun mit der japanischen Regierung, die sich am Ende gegen den Bürgerwillen und für das Komitee entschied. Trotz Umweltbedenken, trotz Pandemie und den daraus folgenden Ängsten der Bevölkerung.

Den Spielen ist schon vor der Eröffnung die Puste ausgegangen

Nie wurde deutlicher, wie egal mittlerweile offensichtlich Menschenrechte rund um Olympische Spiele sind. Dass Athletinnen und Athleten der Spielball dieses IOC sind – und sich dazu machen lassen. Und nie wurde deutlicher, dass Solidarität, Gleichheit oder Vielfalt in dieser weltumfassenden Sportblase am Ende eben auch nur Phrasen sind – und selten wirklich gelebt werden.
Die Tokioter Spiele sind Symbol für das Ende des einstigen Olympischen Traums. Als "kraftvolle Botschaft in die Welt" wollte IOC-Präsident Thomas Bach diese Spiele verkaufen, denen schon vor der Eröffnung in vielerlei Hinsicht die Puste ausging – nicht zuletzt wegen seiner unsensiblen politischen Ausrutscher im Gastgeberland.
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DOSB-Präsident Hörmann ein Meister der Fettnäpfchen

Sportpolitische Fehltritte - da kennt sich auch der DOSB-Präsident Alfons Hörmann aus: Er ist ein Meister der Fettnäpfchen – was er auch in Tokio unter Beweis stellte. Mit der Presse will er nicht über "Innenpolitik", also seinen vorzeitigen Rückzug aus dem Präsidentenamt, reden.
Okay, das ist noch zu verstehen. Aber ausgerechnet der DOSB, der sofort auf die Matte springt, wenn ein gesellschaftliches Thema im Trend liegt, der sich gerne als Kämpfer gegen Rassismus, Sexismus et cetera aufspielt, versagt, wenn es darauf ankommt: Bei der rassistischen Entgleisung des Radsport-Direktors Patrick Moster, der afrikanische Sportler als "Kameltreiber" verunglimpfte, reagiert er erst nach öffentlichem Druck und großer Empörung und schickt den Mann nach Hause.
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Auch das wird aufzuarbeiten sein. In den verbleibenden Monaten als Präsident wartet eine Menge Arbeit auf Hörmann. Den Allgäuer wird auch die Leistungssportreform – Pandemie hin oder her - einholen. Denn wie sich nun zeigte: Die Millionen, die in den deutschen Sport gestopft wurden, scheinen in manchen Bereichen nicht mal ansatzweise den Erfolg zu versprechen, den man sich schön geredet hat.

Nicht Geld allein macht Spitzensport zum Spitzensport

Denn nicht Geld allein macht den Spitzensport zum Spitzensport. Es ist auch eine Frage der Einstellung. Bei manchem Statement deutscher Athletinnen und Athleten hatte man den Eindruck, sie hätten mit den Spielen eigentlich nichts zu tun. Was nicht verwundert, wenn Delegationsleiter Hörmann als "primäres Ziel" ausruft, das deutsche Team gesund zurückzubringen. Und die Vorstandsvorsitzende Veronika Rücker formuliert, dass der Medaillenspiegel sekundär sei. Warum bitte ist man dann unter den erschwerten Bedingungen überhaupt nach Tokio hingefahren?
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Vor Beginn sollte der Eindruck vermieden werden, die Pandemie sei eventuell an sportlichen Einbrüchen schuld. Dennoch gab Leistungssport-Vorstand Dirk Schimmelpfennig schon mal die Unwägbarkeiten als Hürde für ein besseres Abschneiden vor. Also: Es ist wie immer.

Verbände wursteln weiter wie gehabt

Ob die Deutschen nun mehr oder weniger Medaillen nach Hause bringen, ist sekundär. Denn offensichtlich wurstelt eine Reihe von Verbänden weiter wie gehabt: Nicht nur die gescheiterten Handballer wollen wieder nur intern über das schlechte Abschneiden in die Diskussion gehen. Und Diskus-Olympiasieger Robert Harting fordert prophylaktisch gleich mal mehr Kohle.
Während der Spiele bastelten zu Hause Arbeitsgruppen an einem Neuanfang des DOSB. Nach allem, was bisher zu hören ist, wird auch diesmal die überfällige gesellschaftliche Diskussion darüber, wie es im deutschen Spitzensport weitergehen soll, ausfallen. Hörmann versuchte mit einer wunderbaren Geldvermehrung und einer unvollendeten Reform den deutschen olympischen Sport ganz weit nach vorne zu bringen. In Tokio ist der DOSB mit diesem Versuch erst mal gescheitert.