Mit seiner Entscheidung verzichtete das Internationale Olympische Komitee (IOC) auf einen Komplett-Ausschluss für die Winterspiele in Südkorea, die vom 9. bis 25. Februar 2018 stattfinden. Allerdings wird es in Pyeongchang keine russische Mannschaft, keine russische Hymne und auch keine russische Flagge geben.
Das russische Staatsfernsehen kündigte als Reaktion auf die Entscheidung laut der Agentur Interfax an, die Wettbewerbe nicht zu übertragen. Der Präsident des Nationalen Olympischen Komitees Russlands, Alexander Schukow, hält die Existenz eines staatlichen Dopingsystems weiter für nicht bewiesen. Bei den Strafen gegen Russland habe sich das Internationale Olympische Komitee leider von den Aussagen des Kronzeugen Grigori Rodschenkow leiten lassen.
In Südkorea dürfen nur diejenigen russischen Sportler als neutrale Athleten starten, die nicht bereits persönlich wegen Dopings gesperrt wurden und nachweisen können, dass sie nicht Teil des Dopingsystems waren. Ob russische Sportler allerdings ohne Flagge und Hymne an den Start gehen werden, ist fraglich. Im Vorfeld der Entscheidung waren in Russland für diesen Fall bereits Rufe nach einem Boykott laut geworden.
Bach: Doping war Angriff auf Integrität der Olympischen Bewegung
IOC-Präsident Bach sagte nach der Exekutivsitzung des IOC in Lausanne, er sehe "keinen Grund für einen Boykott durch russische Sportler, weil wir den sauberen Athleten erlauben zu starten". Zugleich betonte er, das russische Dopingprogramm sei "ein beispielloser Angriff auf die Integrität der Olympischen Bewegung und des Sports" gewesen. Das Komitee habe deshalb ausgewogene Sanktionen für die systematische Manipulation ausgesprochen. "Dies soll einen Strich unter die schädigende Episode ziehen und als Katalysator für einen von der WADA geleiteten effektiveren Anti-Doping-Kampf dienen."
Weiter teilte das IOC mit, dass die "systematische Manipulation der Anti-Doping-Regeln und des Anti-Doping-Systems in Russland" bestätigt worden sei. Als Konsequenz wurde der ehemalige Sportminister und jetzige Vizepremier Mutko lebenslang von allen Olympia-Funktionen ausgeschlossen. Zudem ist das russische olympische Komitee (ROC) für die Winterspiele gesperrt und muss 15 Millionen Dollar an die neu geschaffene unabhängige Behörde für Doping-Testverfahren (ITA) zahlen.
Russland bestreitet Dopingprogramm
Mit Hilfe des Geheimdienstes sollen 2014 in Sotschi zahlreiche Dopingproben von russischen Sportlern ausgetauscht worden sein. Das IOC hat bislang durch seine zwei Kommissionen 25 Sotschi-Teilnehmer lebenslang gesperrt und Russland elf Medaillen, darunter vier goldene, aberkannt. Die russischen Verantwortlichen hatten zwar Fehler im Anti-Doping-Kampf eingeräumt, ein staatlich unterstütztes Dopingsystem aber immer bestritten. Die Vorwürfe von WADA-Sonderermittler McLaren und dem Whistleblower Rodtschenkow wurden als westliche Propaganda abgetan.
Schon vor den Sommerspielen in Rio hatte das IOC Russland von einer drastischen Strafe verschont und damit auch Kritik hervorgerufen. Damals hatte das IOC die Verantwortung auf die Verbände übertragen, die eine Einzelfallprüfung der jeweiligen Sportler durchführen sollten. Bach muss sich seitdem immer wieder anhören, er habe nicht genug Härte gegen Russland gezeigt.
(kis/wes)