Benjamin Eyssel hat erlebt, was nicht-geimpften Sportlerinnen und Sportlern bei den Olympischen Winterspielen 2022 in Peking bevorsteht. Der neue ARD-Korrespondent musste eine dreiwöchige Hotel-Quarantäne hinter sich bringen. Die ist für alle Pflicht, die nach China einreisen. Für die Anfang kommenden Jahres anstehenden Olympischen Winterspiele gilt die Quarantänepflicht allerdings nur für alle nicht-geimpften Sportlerinnen und Sportler und ihre engsten Betreuer. Alle anderen können direkt in eine Olympia-Blase einreisen, das heißt, sie treffen nur auf andere Olympia-Beteiligte. Das hat das Internationale Olympische Komitee (IOC) in Absprache mit der politischen Führung und dem Nationalen Olympischen Komitee in China entschieden.
Korrespondent Eyssel sieht die Quarantäne für ungeimpfte Sportler im Hotelzimmer als Problem: "Skispringer oder Eisschnellläuferinnen zum Beispiel: Wenn die in einem Zimmer eingesperrt sind, sind sie wahrscheinlich auch nicht wettkampffähig." Besonders herausfordernd ist auch die Olympia-Blase, denn die Wettkämpfe finden nicht nur in Peking statt, sondern an mehreren Orten. Das heißt, dass es praktisch mehrere Blasen gibt: "Es soll ein eigenes Transportsystem geben zwischen diesen verschiedenen Blasen, die dann quasi diese Blasen zu einer großen Blase verbinden", so Eyssel. Auch An- und Abreise müssten mitbedacht werden, beispielsweise könne einer der beiden Flughäfen ausschließlich für Olympia-Beteiligte genutzt werden.
China soll Corona-frei bleiben
Eyssel glaubt, dass die Maßnahmen strenger überwacht werden als bei den Sommerspielen in diesem Jahr in Tokio. Denn für China gelte: "Seit dem Ausbruch 2019/2020 gibt es de facto kein Corona mehr im Land. Es gibt sehr vereinzelte Ausbrüche, noch manchmal zehn, 20 oder 30 Fälle, wenn es mehr sind vielleicht auch mal 100. Die werden aber sehr schnell eingedämmt mit harten Lockdowns, mit Massentests von Millionen von Menschen, mit Ausgangssperren, mit Verboten, die Stadt zu verlassen oder dorthin zu reisen. Und deswegen möchte man hier in China, das ist der Plan, das Land weiter Covid-frei halten."
Kaum kritischer Austausch möglich?
Die Maßnahmen, die bislang bekannt sind, gelten vorerst nur für die Olympia-Startenden und ihre engsten Betreuerinnen und Betreuer, so der Korrespondent. Bislang sei unklar, wie bei allen anderen Beteiligten vorgegangen werde - etwa Journalistinnen und Journalisten: "Inwieweit die dann überhaupt Sportler interviewen können oder zu den Blasen kommen, zu den Wettkampfstätten, das ist alles noch nicht so ganz klar."
Eyssel geht davon aus, dass ein Austausch im Sinne einer Völkerverständigung oder einer kritischen Diskussion - beispielsweise über die Menschenrechte in China - nur sehr eingeschränkt möglich sein wird: "So ein Austausch wird auf das Minimalste reduziert bleiben sein. Und das dürfte der Staats- und Parteiführung hier ganz gut in den Kram passen, denn es ist natürlich anzunehmen, dass die Spiele sehr politisch sein werden." Es gebe ja schon viele Aufrufe zum Boykott der Spiele. Die chinesische Staatsführung werde aber versuchen, politische Diskussionen von den Spielen fernzuhalten. Die strengen Corona-Regeln seien deshalb ein "angenehmer Nebeneffekt" - als "Deckmantel" will Eyssel sie aber nicht bezeichnen: "Es scheint auf jeden Fall so zu sein, dass man hier in China sehr gewillt ist, diese Spiele durchzuführen, koste es, was es wolle. Auch mit Blasen und allen möglichen Regeln und Vorgaben und Sicherheitsvorkehrungen." Das IOC scheine mit den strengen Corona-Regeln einverstanden zu sein.