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Kritik an Olympia in China
„Wer mit offenen Augen durch die Welt geht, kann dem nicht entgehen“

Die Olympia-Schanze sei wohl nur für einen Auftritt in der ersten Liga des Skispringens gebaut, sagt DSV-Sportdirektor Horst Hüttel im Dlf. Auch die politischen Probleme in China spricht Hüttel an, findet es aber zu einfach, nun die Verantwortung beim Sport abzuladen.

Horst Hüttel im Gespräch mit Matthias Friebe |
Markus Eisenbichler fliegt vor dem Hintergrund aus Wald und Schnee.
Markus Eisenbichler ´beim Springen in Klingenthal. (Hendrik Schmidt/picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild)
"Wir sind mannschaftlich selten so stark und kompakt in die Saison gestartet und waren nach nach fünf Stationen selten so so breit aufgestellt", sagt Horst Hüttel über die deutschen Skispringer. Hüttel ist sportliche Leiter für die Nordische Kombination und das Skispringen. Die Skispringer bereiten ihm in der Frühphase des Winters Freude: "Das was sich ja auch in der in der Weltcup-Gesamtwertung widerspiegelt, wo wir jetzt in der Nationenwertung führen." Ein schwächeres Springen in Klingenthal ändert Hüttels Eindruck nicht.
Sportlicher Leiter Ski Nordisch, Horst Hüttel
Sportlicher Leiter Ski Nordisch, Horst Hüttel bei der Qualifikation Vierschanzentournee Oberstdorf 19-20 Qualifikation V (Imago)

"Schwer nachvollziehbare Rahmenbedingungen des IOC"

Die Schanze für die Olympischen Spiele in China hat Hüttel schon besichtigt. Sportlich sei die top. "Leider, also ich befürchte, dass dies der einzige Auftritt sein wird, in der ersten Liga des Skispringens - im Rahmen der Olympischen Spiele." Hüttel kann sich noch nicht vorstellen, dass die Schanze auch für Weltcupspringen genutzt wird.
"Aber man muss ja auch ganz ehrlich sagen, es gab für 2022 keinen zweiten Bewerber, weil alle anderen aufgrund der aus meiner Sicht schwer nachvollziehbaren Rahmenbedingungen, die das IOC hier stellt und der unglaublichen Kosten, alle anderen Kandidaten aus Mitteleuropa oder Nordeuropa mit Norwegen zurückgezogen haben. Das ist natürlich bitter", erklärt Hüttel die fehlende Konkurrenz für Peking, obwohl China als Ausrichter problematisch ist, etwa aufgrund der Lage der Uiguren: "Wenn man mal ein klein wenig mit offenen Augen und Ohren hier durch die Welt geht und schaut: 'was passiert da in China?' Dann kann man ja dem gar nicht entgehen", sagt Hüttel.
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"Jetzt soll der Sport mal reparieren"

Er sieht aber auch einen übergroßen Anspruch an den Sport, wenn gleichzeitig Arbeitsplätze und Einkünfte in Deutschland von nach China exportierten Autos abhingen: "Jetzt zu sagen, jetzt soll der Sport mal reparieren, diese Probleme da drüben, und die sollen nicht darüber fahren. Ich finde, da macht man es sich dann auch zu einfach."
Positiv sieht Hüttel die Bedingungen beim Testwettbewerb für die Spiele: "Es war schon ein starres System. Shuttle-Dienste kommt man nicht verändern et cetera, et cetera. Aber an sich, da muss ich sagen, es sind die Wettkämpfe unter guten Rahmenbedingungen abgelaufen." Offenbar seien die Beschwerden von Sportlerinnen und Sportlern nach den Testwettbewerben mit Bob und Rodel angekommen und hätten zu Veränderungen geführt.