„Omas gegen Rechts“
Damit die Enkel nicht im Faschismus aufwachsen

Wo Demokratiefeinde erstarken, wollen die "Omas gegen Rechts" laut sein und dagegen halten. Jetzt haben sie in Erfurt ihren ersten Bundeskongress abgehalten. Die Initiative möchte mehr als nur demonstrieren.

    Eine Demonstrantin in einer Menschenmenge hält ein Schild mit der Aufschrift "Omas gegen Rechts" in die Höhe, sie steht zwischen Menschen auf dem Gelände der Deutzer Werft, wo am 1. Juni 2024 gegen Rechtsextremismus und Rassismus demonstrieren wird.
    Mit ihren Schildern und ihrer Präsenz bei Demonstrationen gegen Rechtsextremismus sind die "Omas gegen Rechts" bekannt geworden. (picture alliance / dpa / Sascha Thelen)
    Ob bei den großen Demonstrationen für Demokratie Anfang des Jahres, bei AfD-Gegendemos oder vor einer Lesung des Rechtsextremen Martin Sellner: Wo immer auch „gegen Rechts“ protestiert wird, sind die „Omas gegen Rechts“ meist nicht weit, halten Schilder mit dem Namen ihrer Initiative in die Luft oder tragen Buttons am Strohhut. Während ihre Mitglieder meist schon etwas älter sind, ist die Initiative noch jung. Nun hat sie ihren ersten Bundeskongress abgehalten. Was bringt die Aktivistinnen auf die Straße?

    Inhalt

    Wer sind die „Omas gegen Rechts“?

    2017 wurde in Österreich die parteiunabhängige Initiative "Omas gegen Rechts" ins Leben gerufen, wenige Monate später gründete sich Anfang 2018 auch der gleichnamige deutsche Ableger, der sich „gegen den wachsenden Rechtspopulismus und Rechtsradikalismus“ stark machen will und nach eigenen Angaben mittlerweile über 30.000 Mitglieder hat. Aus der Initiative heraus entstanden ein bundesweiter und viele lokale Vereine und Gruppen wie die „Omas gegen Rechts" in Erfurt.
    Es handle sich vornehmlich um eine Frauenbewegung – die derzeit größte, so die Erfurter Vereinsgründerin Renate Wanner-Hopp. Es seien aber nicht nur Omas in der Initiative aktiv, sondern auch Mütter, Väter und Opas. Eine Altersbegrenzung gebe es nicht; manche seien in ihren Fünfzigern, andere schon an die neunzig Jahre alt.
    Für ihr Engagement sind die „Omas gegen Rechts“ unter anderem mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet worden.

    Was wollen die „Omas gegen Rechts“?

    Ihre vier Enkelkinder seien ihre Motivation, sich gegen "Rechts" stark zu machen, sagt Renate Wanner-Hopp aus Erfurt: „Wir in unserer Generation haben noch ein ganz starkes persönliches Erleben mit den Auswirkungen von Faschismus und Nationalsozialismus über unsere Eltern. Und das möchte ich unseren Kindern, unseren Enkeln und allen weiteren Generationen gerne ersparen."
    Der Initiative geht es um Engagement gegen Rechtspopulismus, Gewalt und Ausgrenzung von Menschen mit Migrationshintergrund. Das Erstarken rechtsextremer Parteien wie der AfD in Thüringen löse bei ihr große Besorgnis aus, so Aktivistin Wanner-Hopp aus Erfurt. „Wir wissen, was passiert, wenn die AfD an die Macht kommt. Die AfD wird die Demokratie abschaffen und das wird schleichend gehen.“

    „Ich vergleiche das immer mit einem Apfel. Da ist der Wurm drin. Innen ist schon alles verfault, ehe es außen braun wird. Und da möchten wir, müssen wir dagegenhalten.“

    Renate Wanner-Hopp

    Was machen die „Omas gegen rechts“?

    Neben Präsenz bei Demonstrationen will die Initiative auch Bildungsarbeit leisten. „Denn die Omas halten nicht nur Schilder bei Demos hoch“, sagt Susanne Schaft, die sich bei den „Omas gegen Rechts“ im Wartburgkreis engagiert. „Für uns ist wichtig: Aufklärungsarbeit, Information, aber auch das persönliche Gespräch, was im ländlichen Raum sehr wichtig ist.“ Wanner-Hopp von der Erfurter Gruppe ist beispielsweise auch an Schulen in Sachen Demokratiebildung unterwegs.
    Um sich auszutauschen und zu vernetzen, haben sich die Vertreterinnen der einzelnen Initiativen in Deutschland vom 2. bis zum 4. August erstmals zu einem Bundeskongress getroffen – mit Vorträgen und Workshops im Thüringer Landtag in Erfurt, einen Monat vor den Landtagswahlen in Thüringen, bei der die AfD stärkste Kraft werden könnte.
    Es gehe auch darum, ost- und westdeutsche Erfahrungen auszutauschen, aber auch insgesamt Präsenz zu zeigen, so Wanner-Hopp.
    „Weil wir einfach ermutigen wollen und sagen wollen: Wir sind da, wir schweigen nicht, wir sehen die Gefahr." Und alle, die sich "noch nicht rausgetraut haben, die noch nicht irgendwo engagiert sind, die wollen wir ermutigen und sagen: Macht mit. Es ist fünf nach zwölf."

    ikl

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