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Omikron-Subtyp BA.2
Immunologe: Neue Corona-Variante dominiert das Infektionsgeschehen

Der Immunologe Carsten Watzl geht davon aus, dass bereits zwei Drittel aller Corona-Infektionen in Deutschland vom Omikron-Subtyp BA.2 verursacht werden. Dieser könne bei Menschen ohne Immunschutz schwere Verläufe verursachen, sagte er im Dlf. Watzl sieht ein Abflachen der Infektionskurve im Frühjahr.

Carsten Watzl im Gespräch mit Lennart Pyritz |
Ein positives Testergebnis bei einem COVID-19-Schnelltest (zwei Linien) in einer Corona-Testlinie der GGD. Die UMCG hat Tausende von Schnelltests bestellt, die in Teststraßen eingesetzt werden können. Mit Hilfe des Schnelltests können die Ergebnisse innerhalb von 15 Minuten klar werden.
Ein positives Testergebnis bei einem COVID-19-Schnelltest (picture alliance / ANP / Vincent Jannink)
Die Corona-Regeln in Deutschland werden gelockert, aber seit einigen Tagen steigt die bundesweite Inzidenz. Eine Ursache sind vermutlich zunehmende Kontakte. Seit Wochen wächst allerdings auch der Anteil des Omikron-Subtyps BA.2. Laut RKI-Bericht vom 03.03.2022 liegt er inzwischen bei knapp 40 Prozent. Forscherinnen und Forscher warnen bereits seit Wochen vor einer verlängerten Welle durch die offenbar durchsetzungsstarke Untervariante gewarnt.

Ist der Omikron-Subtyp BA.2 tatsächlich ansteckender?

Allem Anschein nach ist die Omikron-Variante BA.2 noch einmal ansteckender als die BA.1 Variante, sagte Immunologe Carsten Watzl im Dlf (08.03.2022). Der Anteil der Omikron-Variante BA.2 am Infektionsgeschehen in Deutschland liege laut dem Wochenbericht des Robert Koch-Instituts (RKI) inzwischen bei 37 Prozent. Der Immunologe am Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund weist darauf hin, dass die Zahlen des RKI immer drei Wochen alt sind. Man könne also davon ausgehen, dass mittlerweile zwei Drittel aller Infektionen von der neuen Variante verursacht werden.
Zwei behandschuhte Hände halten ein Gerät zur Sequenzierung von positiven PCR-Tests im Labor. Vor ihr auf dem Tisch stehen viele Proben (gestellte Szene).
Mithilfe der Sequenzierung von positiven PCR-Tests können die genauen Varianten und Mutationen vom Corona-Virus nachgewiesen werden. (picture alliance/dpa)
Dänische Forscher haben diesen Subtyp untersucht und dafür Infektionsketten in dänischen Haushalten nachvollzogen. Immunologe Carsten Watzl: "Die Wahrscheinlichkeit, sich bei einem Haushaltsmitglied anzustecken, ist doppelt so hoch, wenn dieses Haushaltsmitglied mit BA.2 infiziert ist, als es noch mit BA.1 der Fall war." (01.02.2022) Der Immunschutz durch Impfung hingegen sei bei der neuen Variante zwar etwas höher, aber dennoch gering.

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Die Weitergabe des Virus habe etwas mit der Viruslast zu tun. Man habe bei den PCR-Tests den CT-Wert analysiert, also den Nachweis, wie viel Virus in dem Abstrich vorhanden war, berichtet Watzl am 01.02.2022.
Das Interview mit Carsten Watzl vom 01.02.2022
Ergebnis: Bei den Ungeimpften war die Viruslast höher, wenn sie mit BA.2 infiziert waren als mit BA.1. "Das heißt, diese neue Variante schafft es, sich noch erfolgreicher oder mehr bei Ungeimpften zu vermehren. Und damit ist dann die Wahrscheinlichkeit, dass eine solche Person das Virus weitergibt, auch noch einmal deutlich erhöht."

Ist die Omikronvariante BA.2 auch gefährlicher?

Vergleichende Studien zum Krankheitsverlauf fehlten bislang noch, so Watzl. In Hongkong habe man infolge von Omikron BA.2 mit hohen Inzidenzen und Todeszahlen zu kämpfen. Dort sei die Impfquote allerdings auch vergleichsweise niedrig, auch unter älteren Menschen, sagte Watzl. Omikron BA.2 könne bei Menschen ohne Immunschutz, gerade bei Älteren mit hohen Risikofaktoren, schwere Verläufe verursachen.
In Dänemark habe sich BA.2 schon komplett durchgesetzt, sagte Watzl. Das Land hatte allerdings alle Maßnahmen beendet, während die Infektionskurve weiter anstieg. In der Folge erhöhte sich die Anzahl der Corona-Infektionen auf 5.000. Es kamen fünfmal mehr Menschen mit – nicht wegen – Corona ins Krankenhaus und es gab dreimal so viele Tote wie in Deutschland, sagte der Immunologe. Ungeimpfte mit Risikofaktoren oder Geimpfte mit einer Immunschwäche waren häufiger als andere von schweren Verläufen betroffen.

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Eine Studie aus Dänemark zeige außerdem, dass Re-Infektionen bei BA.2 vergleichsweise selten auftreten: 47 Fälle bei 1,8 Mio. Infektionen. Diese Studie sei aber auf Jüngere und Ungeimpfte begrenzt gewesen. Diese hatten eine Erstinfektion mit Omikron BA.1 zwar vergleichsweise gut überstanden, waren dann aber auch nicht vor einer Neu-Infektion gut geschützt.
Watzl schätzt, dass es sich nicht um eine Variante handelt, "die in Bezug auf die Pathogenität - also wie krank machend sie ist - wirklich besorgniserregend ist."

Belegung der Intensivstationen in Deutschland

Wie wird sich das Infektionsgeschehen weiterentwickeln?

In Deutschland steigen die Zahlen leicht. Nach Einschätzung von Carsten Watzl wird das vorerst so bleiben, denn der ansteckendere BA.2.-Virus dominiert nun auch in Deutschland das Infektionsgeschehen. Ein weiterer Grund liege im Kontaktverhalten der Menschen. Das zeigen Untersuchungen an der Humboldt-Universität Berlin. Man habe die Zahl der Kontakte anhand von Mobilfunkdaten ausgewertet, erläutert der Biophysiker Pascal Klamser vom COVID-19 Mobility Monitoring Projekt im Deutschlandfunk. Im Vergleich zur Vor-Pandemiezeit liege man bei durchschnittlich 66 Prozent der stattfindenden Kontakte. Auffällig seien auch höhere Kontaktraten in Bundesländern mit niedrigeren Impfquoten, so Klamser. Das sei etwa in Thüringen oder Sachsen der Fall. Offensichtlich verhielten sich Geimpfte generell vorsichtiger, glaubt Klamser.
Mehr Kontakte als eine der Ursachen für steigende Inzidenz
In Dänemark sinken die Infektionszahlen bereits wieder. Der Epidemiologe Carsten Watzl geht für Deutschland zunächst noch von einem Anstieg der Infektionszahlen bis ins Frühjahr hinein aus, bevor sich die Welle auch hier wieder abflachen werde.

Wie gut schützt die Impfung vor BA.2?

Die Impfungen schützen bei dieser neuen Variante immer noch sehr gut vor einem schweren Verlauf, betont Immunologe Watzl. Dazu gebe es auch schon Daten. "Das heißt, ich erwarte für Deutschland vielleicht noch eine Verlängerung von den hohen Inzidenzen, aber keine wirkliche Veränderung bei der Krankheitslast."
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.