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Online-Handel
Zalando-Aktien sollen Eigenkapital mehr als verdoppeln

633 Millionen Euro will der Onlinehändler Zalando durch den Verkauf von Aktien einnehmen. Nicht einmal die Hälfte davon bringt das Unternehmen an Eigenkapital mit. Wer die neuen Aktien kauft, setzt auf die Zukunft des Unternehmens, das sich auf den europäischen Modemarkt fokussieren will.

Von Michael Braun |
    Partygäste mit einem Kranz aus Rosen pusten am 03.07.2014 in Berlin beim "deals.com Fashion Challenge Summer Festival" in der Münze Berlin am Molkenmarkt Seifenblasen in die Luft. Gezeigt wurden Kollektionen von Mode-Bloggerinnen, die kreativ per Internet eigene Outfits zusammengestellt haben.
    Platz vor Glück? Zalando setzt auf Wachstum (picture alliance / dpa / Jens Kalaene)
    Retouren gibt es auch an der Börse. Gekaufte Aktien, kann man jederzeit zurückgeben: verkaufen. Fragt sich nur, ob mit Gewinn. Da gibt sich Zalando für seinen Markt zuversichtlich. Die neuen Aktionäre des Unternehmens werden zwar nur höchstens 11,3 Prozent am Unternehmen halten. Sie sollen aber 113 Prozent des aktuellen Eigenkapitals beibringen. Denn der Onlinehändler verkauft seine bis zu 28 Millionen neuen Aktien für 18 bis 22,50 Euro. Der Börsengang würde also bis zu 633 Millionen Euro neues Kapital bringen. Das wäre mehr als das bisherige Eigenkapital von aktuell 556 Millionen Euro.
    Wer also die neuen Aktien kauft, zahlt ein Mehrfaches des Buchwertes, setzt auf die Zukunft des Unternehmens. Die stellte Finanzvorstand Rubin Ritter nicht risikofrei, aber alles in allem doch rosig dar. Erreicht worden seien zwei Milliarden Euro Umsatz, gut 100 Millionen Besuche auf der Internetseite jeden Monat und 14 Millionen Kunden. Und das alles in sechs Jahren. Erschöpft sei das Wachstum nicht:
    "Wir fokussieren uns auf den europäischen Modemarkt. In diesem Markt gibt es noch viel Raum zu wachsen. In Summe ist er 420 Milliarden Euro groß. Wenn wir unsere zwei Milliarden Umsatz dazu ins Verhältnis setzen, sind wir bei einem Marktanteil von 0,5 Prozent. Ich glaube, Sie stimmen mir alle zu, dass das noch kein wahnsinnig hoher Marktanteil ist."
    Zalando hatte im ersten Halbjahr 2014 erstmals einen kleinen Gewinn von 700.000 Euro gezeigt. Das sei kein Schaufenstergewinn für den Börsengang gewesen, sagte Ritter. Aufs Jahr gesehen, müsse der Halbjahresgewinn nicht bleiben:
    "Auch vor drei Jahren hat uns auch schon mal jemand gefragt: Jetzt müsst ihr aber mal Gewinn machen. Wir haben gesagt: Ja, das kommt alles, aber jetzt lasst uns erst mal weiter wachsen. Sicherlich, irgendwann werden wir auch über Dividenden nachdenken. Aber ich glaube, es ist jetzt ein bisschen zu früh, darüber zu spekulieren, wann das genau ist."
    Wachstum um jeden Preis
    Gewinn sei schon ein Thema, irgendwann auch eine Dividende. Doch noch zähle bei Zalando Wachstum mehr als Marge: Sportbekleidung für Frauen, Unterwäsche, Übergroßen, Umstandsmoden, mehr im Beauty-Bereich - Zalando habe noch viele Chancen.
    Christoph Stanger, Leiter des europäischen Aktiengeschäfts bei Goldman-Sachs, hat keine Zweifel, dass der gefundene Angebotspreis für die neuen Aktien stimme:
    "Wenn wir uns ansehen, was sich heute im Buch tut, ja, und welchen Zuspruch wir sehen, sind wir überzeugt davon, dass es richtig ist. Wir sollten nicht vergessen: Es ist eine reine Kapitalerhöhung. Hier wird nichts abverkauft. Das heißt, die beteiligten Parteien haben ein extremes Interesse daran, hier einen guten Startschuss zu setzen."
    Doch ganz kann das Geld der neuen Aktionäre womöglich nicht für weiteres Wachstum ausgegeben werden. Denn Führungspersonal von Zalando ist auch mit Aktienoptionen bezahlt worden. So stehen etwa zwei Millionen solcher Optionen in den Büchern, für die die Mitarbeiter nur einen Euro gezahlt haben. Sollten sie die Optionen in der Zukunft zum mittleren Emissionspreis ziehen können, müsste Zalando rund 38 Millionen Euro an die Führungsmannschaft auszahlen - nur für ein solches Programm. Dabei wolle man aber bleiben, sagte Finanzvorstand Ritter. Die führenden Mitarbeiter sollten unternehmerisch denken und entsprechende Chancen bekommen.