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Online-Shopping in Großbritannien
Auf Zusatzkosten bei Pfund-Schnäppchen achten

Das britische Pfund hat seit dem Brexit-Votum erheblich an Wert verloren, britische Waren sind also für Kontinental-Europäer billiger geworden. Wirkliche Pfund-Schnäppchen winken vor allem bei Kleidung oder Elektronikprodukten - doch diverse Zusatzkosten und Wechselgebühren können den Online-Preis auch schnell wieder in die Höhe treiben.

Von Philip Banse |
    Ein Finger zeigt auf das Symbol eines Einkaufwagens auf einer Taste einer Computertastatur (gestelltes Foto).
    Beim Kauf in Großbritannien können Kosten entstehen, die ein Pfund-Schnäppchen schnell unattraktiv machen können. (picture alliance / ZB / Jens Büttner)
    Wer bei Online-Händlern in Großbritannien einkauft, kann Geld sparen. Doch nicht alles, was nach einem Schnäppchen aussieht, ist auch eines. Das hat eine Untersuchung der Pepper Media Holding ergeben – einem Berliner Unternehmen, das unter anderem das Verbraucherforum mydealz.de betreibt.
    Für die Studie wurden Preise von hundert Produkten verglichen: Was kostet es bei Online-Händlern in Deutschland? Was in Großbritannien? "Herausgekommen ist, dass es schon diverse Preisvorteile gibt auf den ersten Blick", sagt Michael Hensch, Pressesprecher von der Pepper Media Holding:
    "Wenn man aber die diversen Zusatzkosten und Wechselgebühren bei der Zahlung mit Kreditkarte hinzurechnet, dann ist es schon so, dass von etwa 100 Produkten nur 13 wirklich attraktiv gewesen sind."
    Elektronikprodukte und Kleidung bis zu 40 Prozent billiger
    Schnäppchen winken nur in wenigen Produktkategorien, sagt Michael Hensch:
    "Das sind vor allem aus dem Bereich Kleidung. Und es waren teilweise auch Elektronikprodukte wie Fernseher, Smartphones und Notebooks, die auf der Insel auch günstiger gewesen sind."
    So war ein Camcoder in Großbritannien knapp zehn Prozent billiger zu haben, immerhin auf den ersten Blick eine Ersparnis von knapp 150 Euro. Andere Elektronikprodukte und Kleidungstücke waren auch mal 30 oder 40 Prozent billiger. Ein Notebook eines amerikanischen Premium-Herstellers kostet auf der Insel satte 329 Euro weniger – gut 16 Prozent Ersparnis.
    Doch beim Kauf im Ausland können Kosten entstehen, die das Schnäppchen schnell unattraktiv machen können. So liefert der US-Konzern sein in Großbritannien bestelltes Notebook nur an Adressen in Großbritannien. Weitersende-Anbieter wie Borderlinx bieten so eine britische Lieferadresse und schicken das Notebook dann weiter nach Deutschland.
    Längere Lieferzeiten und höhere Lieferkosten mit einplanen
    Das funktioniert, kostet aber schnell 50 bis 60 Euro. Außerdem kommt das Notebook mit englischem Tastatur-Layout, das sehr gewöhnungsbedürftig ist. Ein Umbau kostet 70 Euro. Preisvorteil vom Edel-Notebook de facto rund 200 Euro, knapp 10 Prozent.
    Am bequemsten geht das Einkaufen bei großen, weltweit tätigen Online-Kaufhäusern. Wer bei kleinen Spezial-Shops einkauft, sollte vorher recherchieren, ob es schon mal Ärger gab. Ob groß oder klein, immer gilt: Lieferzeiten sind länger und Lieferkosten aus Großbritannien sind höher, liegen mindestens bei acht bis zehn Euro.
    Auch die Bezahlung birgt Hürden: Am sichersten sind Lastschriften, aber ohne Kreditkarte geht oft gar nichts. Kauft man mit dieser Kreditkarte jedoch in Pfund ein, kassieren alle Kreditkartenunternehmen ein "Auslandsentgelt" zwischen 0,5 Prozent und 2 Prozent.
    "In absoluten Zahlen gesehen, hängt es vom Warenwert ab. Wenn wir eine Jeans bestellen für 20 Pfund, ist es überschaubar, liegt das im Cent-Bereich. Wenn wir aber von hochwertigen Elektronikprodukten sprechen, seien es Fernseher oder Notebooks oder Smartphones, können das schnell 10 bis 15 Euro werden, die zusätzlich fällig werden und nicht direkt vom Konsumenten gesehen werden können."
    Es gilt das europaweite Widerrufs- und Gewährleistungsrecht
    Was aber, wenn das gekaufte Produkt nicht gefällt? Dann gilt das europaweite Widerrufsrecht, sagt André Schulze-Wethmar, Jurist beim Europäischen Verbraucherzentrum Deutschland:
    "Sie können 14 Tage, nachdem sie die Waren erhalten haben, widerrufen. Das heißt, sie schreiben eine E-Mail an den Verkäufer und schreiben ihm, dass sie die Ware nicht behalten wollen und dass sie sie zurückschicken. Das ist ganz einfach. Da müssen sie allerdings die Ware auf ihre Kosten an den Verkäufer zurückschicken."
    Besser sieht es aus, wenn die Ware defekt ist oder eine Eigenschaft nicht hat, die beim Kauf zugesagt wurde:
    "Dann greifen die Gewährleistungsrechte, hier gelten auch wieder europäische Regelungen, das ist vereinheitlicht. Da hat man ein Anrecht auf Austausch oder Reparatur der Ware. Und in dem Fall ist das anders als beim Widerrufsrecht – da muss der Verkäufer auch die Rücksendekosten tragen."
    Nach dem Online-Shopping in Großbritannien sollten Verbraucher die Ware also umgehend und eingehend prüfen.