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Online zum passenden Studienfach

Abi geschafft – und nun? Der Studienbeginn rückt immer näher und noch immer wissen viele Abiturienten nicht, an welcher Universität sie sich bewerben, für welchen Studiengang sie sich einschreiben sollen.

Von Olaf Baale |
    Wer die Wahl hat, hat die Qual, heißt es so schön, und auf wen träfe dies besser zu als für Studieninteressierte, die unter Tausenden Angeboten das richtige für sich auswählen müssen. Viele sind selbst dann noch unsicher, ob sie sich für das richtige Fach entschieden haben, wenn das Studium längst begonnen hat.

    "Ich hab einfach das gemacht, was mein Vater gemacht hat. Ich wusste bis zum Ende nicht, was ich machen sollte. Ich wollte auf jeden Fall studieren, und hab dann einfach das gemacht – ja – was ohne NC war, um ehrlich zu sein. Und das war Maschinenbau."

    Bei Hartmut ist es gut gegangen. Er studiert im zweiten Semester und hat keinen Zweifel, dass er das Studium bis zum Ende durchziehen wird. Doch die Abbrecherquote ist hoch – und das selbst in Studiengängen wie Sozialwissenschaften, wie Claudia Kronen, sie studiert Sozialwissenschaften im 4. Semester, erfahren musste.

    "Für viele ist es Glück, den richtigen Studiengang zu finden. Wir haben auch schon viele Menschen erlebt, die abgebrochen haben. Bei uns sind nur noch 30 von 100 da - im 4. Semester. Es wechseln sehr viele, weil sie einfach nicht das Richtige gefunden haben am Anfang."

    Das Lehrpersonal an Universitäten und Hochschulen ist frustriert über die vielen Abbrecher, und auch darüber, mit welchen Vorstellungen viele Abiturienten zum Studium kommen. Die Wahl des richtigen Studienplatzes, meint Stefan Göbel, Prorektor für Studium, Lehre und Evaluation an der Universität Rostock, ist keinesfalls Glückssache, sondern eine Frage der richtigen Herangehensweise.

    "Die jungen Leute stehen nicht vor der Wahl, 4000 Studiengänge analysieren zu müssen, sondern sie müssen sich zunächst für eine Fächergruppe entscheiden. Das ist die wichtigste Entscheidung, in welchem Bereich möchte ich studieren, und das sind sechs oder sieben Fächergruppen, die ich machen kann."

    Diese Fächergruppen sind Gesellschafts- und Sozialwissenschaften, Naturwissenschaften, Rechtswissenschaften, Wirtschaftswissenschaften, Sprach- und Geisteswissenschaften. Hinzu kommen noch – an sechster und siebenter Stelle – Ingenieurwissenschaften und Medizin. Zunächst muss die Entscheidung für eine dieser Fächergruppen fallen. Dabei erklärt die Abiturnote – ausgenommen Medizin – nur zu 30 Prozent den Studienerfolg. Um Studieninteressierten die Auswahl zu erleichtern, bietet der Verbund Norddeutscher Universitäten deshalb mit dem sogenannten SelfAssessment eine Online-Studienberatung an.

    "So ein SelfAssessment dauert zwischen 90 und 120 Minuten. Interessierten soll zurückgespiegelt werden, wo sind meine Stärken und Schwächen in diesem Fach. Ich prüfe praktisch, ob meine Begabungen zu einem bestimmten Fach, wie Ingenieurwesen oder Naturwissenschaften oder Gesellschafts- und Sozialwissenschaften – ob das zueinander passt."

    Unter www.selfassessment.uni-nordverbund.dekann, nachdem man sich registriert hat, der Studienwahltest durchgeführt werden. Wer sich für Ingenieurwissenschaften interessiert, muss auf die Seiten der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen: www.assess.rwth-aachen.de. In der Auswertung werden dann Aussagen zur Eignung für ein Studienfach und zu Neigungen in Bezug auf bestimmte Themenfelder getroffen, und es gibt Handlungsempfehlungen. Wer erst einmal die richtige Fächergruppe gefunden hat, kommt auf diese Weise schnell zu den nächsten Schritten, nämlich der Wahl des Studienganges und des Studienortes. Nicht orientieren, meint Prorektor Stefan Göbel, sollte man sich dagegen an Arbeitsmarktstatistiken.

    "Wir wissen zwar, dass Ingenieure gesucht werden, es kann aber keiner sagen, ist das der Elektroingenieur, ist das der Informatiker, der Maschinenbauingenieur, insofern würde ich niemandem empfehlen, nach Arbeitsmarktstatistiken zu entscheiden, weil das führt zu Schweinezyklen. Wenn ganz viele anfangen mit dem gleichen Studienwunsch, kann man davon ausgehen, dass man einer von vielen Absolventen ist. Sich danach zu entscheiden, halte ich für problematisch."

    Für wichtig dagegen hält Prorektor Göbel, dass sich Studieninteressierte schon jetzt über Vorkursangebote informieren, die von allen Universitäten in unterschiedlichen Formen angeboten werden. Die Vorkurse finden meist zwischen den Semestern in der vorlesungsfreien Zeit statt, der Schwerpunkt liegt auf Natur- und Ingenieurwissenschaften. Diese Vorkurse erleichtern nicht nur den Einstieg ins Studium, sondern vermitteln Wissen, auf das die späteren Vorlesungen aufbauen und anderenfalls während des regulären Studiums nachgeholt werden muss.