Fairen Handel unterstützen, die Firma als Genossenschaft organisieren und gerechte Löhne zahlen – besser als Ebay oder Amazon wollen sie es machen beim Berliner Start-up Fairnopoly. Der gleichnamige Internet-Marktplatz ist seit Ende September vergangenen Jahres online. Nur - die potenziellen Kunden haben das noch nicht bemerkt, wie Geschäftsführer Felix Weth bedauert:
"Was wirklich die Umsätze auf dem Marktplatz angeht, ist das eher zäh angelaufen. Muss man ganz klar sagen. Wir haben im Dezember zum Beispiel 8.500 Euro umgesetzt. Damit es sich wirklich trägt, müssen wir ungefähr 100.000 Nutzer auf der Plattform haben, die im Monat 20 Euro im Durchschnitt umsetzen."
200.000 Euro sind mittlerweile aufgebraucht, die begeisterte Unterstützer vor einem Jahr für ihre Anteile an der Fairnopoly-Genossenschaft eingezahlt hatten. Die Arbeitsagentur bezahlt noch zwei Angestellte. Alle anderen mussten Ende 2013 entlassen werden, um eine Insolvenz zu vermeiden. Man habe die Entwicklung der eigenen Einnahmen überschätzt, räumt der Geschäftsführer ein.
"Wir haben gedacht, es geht schneller. Sowohl was die Entwicklung von unserer Seite aus angeht, als auch dass Leute bei uns im größeren Stil einkaufen. Es ist einfach klar geworden, die Leute, selbst die, die wohlgesinnt sind, haben ja auch nur begrenzt Zeit, sich dann umzuschauen auf so einem neuen Marktplatz."
Wer hier nach konkreten Dingen sucht und sie nicht findet, landet am Ende doch bei der etablierten Konkurrenz. Denn noch klaffen im Fairnopoly-Angebot große Lücken, obwohl 1.500 Händler und Privatverkäufer mittlerweile Waren auf der Plattform eingestellt haben. Aber ein umfassendes Sortiment soll erst nach und nach für einzelne Bereiche entstehen.
"Das geht jetzt gerade los mit Büchern. Das heißt, Bücher findet man bei uns jetzt eigentlich komplett. Alles, was man so im deutschen Markt suchen kann. .. Und für andere Sparten muss das eben Schritt für Schritt auch so funktionieren."
Trotz des knappen Budgets bleibt Felix Weth optimistisch. Deutlich geringer ausgeprägt ist der Glauben an den Erfolg neuer Online-Marktplätze bei den Gründern von fraisr.com. Ebenfalls eine Plattform mit sozialem Anspruch, die im Oktober 2012 ans Netz ging. Die Idee hier: Mindestens fünf Prozent ihrer Einnahmen müssen die Verkäufer an gemeinnützige Vereine spenden.
"Wir haben relativ schnell festgestellt, dass es immens schwierig ist, einen Marktplatz zu popularisieren und zu etablieren und auch dieses Henne-Ei-Problem von Angebot und Nachfrage, dem zu begegnen."
Geschäftsführer Lukas Fischer hat in den Monaten nach dem Start gelernt, dass die Spende-Funktion als Besonderheit nicht ausreicht. Seine Konsequenz: Der Online-Marktplatz läuft nur noch nebenher. Zur neuen Strategie von fraisr gehört die Programmierung und Vermarktung kleiner Programme für andere Webshops. Die können eingesetzt werden, um einzelne Produkte mit Spenden für karitative Zwecke zu bewerben. So etwas nutzen Firmen gern zur Imagepflege.
"Wir arbeiten da zum Beispiel mit Kahla-Porzellan aus Thüringen, Lomografie, der analoge Kamera-Hersteller, Alba Berlin, dem Basketball-Bundesligisten – die verkaufen Spendenprodukte in ihrem Shop. Und das ist, wo wir uns generell hinbewegen wollen."
Den großen Online-Marktplätzen Paroli zu bieten und Amazon oder Ebay Kunden abzujagen – das sei für kleine Start-ups kaum möglich, lautet Fischers Bilanz.
"Wenn man sich anschaut, wie Zalando beispielsweise agiert. Die haben sich wahnsinnig viel Geld für Marketing und für Google AdWords und so weiter zur Seite gelegt. In diesen Bereich müssten wir so rund 20 Millionen Euro stecken, um hunderttausend aktive Nutzer anzusprechen und wirklich auch am Laufen zu halten. Haben wir natürlich nicht."