Mit dem Kaufen online ist das so eine Sache. Die Deutschen kaufen immer mehr im Netz ein. Doch viele Päckchen schicken sie gleich wieder zurück.
Björn Asdecker leitet die Forschungsgruppe Retourenmanagement an der Universität Bamberg, ein Projekt, das regelmäßig den Online-Handel befragt. Asdecker und sein Team bekamen so schon im Frühjahr die gigantische Zahl heraus: 490 Millionen Rücksendungen - ist ja schließlich kostenlos für Kundinnen und Kunden. Und im Bereich Mode grassiere dieses Problem besonders.
Björn Asdecker hat deshalb wieder einmal den Online-Handel befragt und herausgefunden: Die Lösung könnte eine gesetzliche Rücksendegebühr sein.
"Und genau bei solchen impulsiven Kaufvorgängen ist es eben so, dass eine Gebühr dazu beitragen kann, dass man sich zurückhaltender verhält, genauer drüber nachdenkt, was man tatsächlich braucht, weil, wenn man das nicht tut, man gegebenenfalls eine monetäre Konsequenz zu spüren hätte, die man dann vermeiden möchte."
Bei knapp drei Euro pro Rücksendung würden die Kunden sich das mit der Retoursendung noch einmal überlegen und bedachter einkaufen. Mit ihr gäbe es 16 Prozent weniger Rücksendungen, hat Asdecker errechnet. Doch die Kundschaft, die mit dem Rücksendewahn täglich eine CO2-Bilanz von 2000 Autofahrten zwischen Berlin und Moskau produziere, tragen die Schuld nicht allein. Denn das mit den Größen ist so eine Sache.
Richtig normiert seien sie nicht, sagt Björn Asdecker. "Wir alle kennen das aus dem täglichen Leben: Wir fühlen uns besser, wenn wir kleine Kleidungsgrößen tragen. Also gibt es einen Anreiz dafür auf Herstellerseite, auch kleinere Größen auf diese Produkte zu drucken."
Klein ist sexy. Das Problem ist nur: Auf die Größenangaben könnten sich Kundinnen und Kunden bis jetzt nicht verlassen. Hier müsste eine echte Normierung der Größen her, sagt Björn Asdecker.
Eine gesetzliche Gebühr für Rücksendungen bei Paketen – bis jetzt ist es die Idee eines Bamberger Forscherteams. Nirgendwo auf der Welt gebe es das bisher, und auch rechtlich müsse dafür einiges geklärt werden, sowohl auf nationaler als auch auf EU-Ebene. Und auch aus der Branche gibt es skeptische Stimmen, wie den Bundesverband E-Commerce und Versandhandel, der laut Süddeutscher Zeitung warnt, dieses Mittel dürfe nur im Falle eines Marktversagens angewendet werden. Die Erkenntnisse bisher reichten dafür nicht aus.
"Kostenlos" sei ein Marketingschwindel
Der Online-Händler Amazon möchte sich auf Anfrage des Deutschlandfunks nicht dazu äußern, die Mode-Plattform Zalando verweist lediglich darauf, dass der kostenlose Rückversand "ein zentrales Kundenversprechen ist und bleibt". Der Forscher Björn Asdecker berichtet aber auch von positiver Resonanz auf die Idee einer Rücksendegebühr.
"Die kleinen Händler stehen dem komplett offen gegenüber. Warum ist das unter anderem so? Weil diese beiden Händlergruppen unterschiedliche Kosten mit der Retoure zu tragen haben. Ein kleiner Händler hat viel höhere Kosten zu tragen als ein großer Händler, der automatisierte Prozesse hat, der entsprechend mit Logistikdienstleistern verhandeln kann, der entsprechend diese Prozesse auch auslagert an andere spezialisierte Unternehmen."
Durch eine gesetzliche Rücksendegebühr ließe sich also eine Wettbewerbsverzerrung zwischen kleinen und großen Online-Versandhändlern korrigieren. Ob aber auch die Kundschaft eine Rücksendegebühr akzeptiere? Das hat Björn Asdeckers Forschungsgruppe noch nicht erforscht. Klar müsse aber sein: Das kostenlose Zurückschicken sei ein Marketingschwindel – und jetzt schon im Kaufpreis enthalten.