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oOoOO und Islamiq Grrrls
Songs als versteckte Rätsel

"Ziel ist, eine neue, positive Assoziation zum Islam zu entwickeln" - das sagt Asia alias Islamiq Grrrl über ihr Pseudonym. Ihre Songs entstehen in Zusammenarbeit mit dem US-Produzenten Christopher Greenspan alias oOoOO. Und darin klingen auch Girlbands der 60er an.

Christopher Greenspan und Asia im Gespräch mit Christoph Reimann |
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    "Unsere Einflüsse kommen aus mehreren Popmusik-Dekaden": Christopher Greenspan alias oOoOO und Asia von Islamiq Grrrls (Artist )
    Christoph Reimann: Im Song "All of Me", erschienen auf ihrem aktuellen Album, zitieren Sie zuerst den gleichnamigen Jazzklassiker aus den 30er-Jahren. Der Rest des Songs orientiert sich dann am Trip-Hop der 90er-Jahre. Überhaupt steckt Ihre Musik voller Anspielungen auf die Musikgeschichte. Warum?
    Asia: Ich bin froh, dass du die Referenz zu "All Of Me" erkannt hast, weil ich in dieser Zeit das Lied einfach, besessen, jeden Tag 15 Mal gehört habe, und ich fand es einfach wunderschön und es hat mich sehr berührt. Die Musik, die wir machen, kommt irgendwie so, wie sie kommt. Und was wir gut finden, wird einfach benutzt. Und das ist alles im Unterbewusstsein, würde ich sagen. Aber die Referenz zu "All Of Me" - so was mach ich gerne in meinen Songs. Ich widme gerne meine Songs Leuten und Künstlern, die ich gerne mag, mit Sätzen, die ich dann so ein bisschen einbaue in meine Lieder. Und das sind dann so kleine versteckte Rätsel, die dann halt manchmal Leute erkennen und andere nicht.
    Reimann: An welchen Interpreten denken Sie bei "All Of Me"? Es gab ja viele, die den Song gesungen haben.
    Asia: Wie heißt sie denn, die Gute… Billie Holiday.
    Einflüsse aus mehreren Popmusik-Dekaden
    Reimann: Sie stellen Ihre Einflüsse geradezu zur Schau. Früher haben Musiker das eher nicht gemacht, um als Schöpfer-Genie zu gelten. Auch Ihnen könnte man vorhalten zu collagieren statt zu kreieren. Was sagen Sie dazu, Christopher?
    Christopher Greenspan: Vielleicht ist es tatsächlich offensichtlich, wer uns beeinflusst hat. Aber ich glaube, in unserer Art, damit umzugehen, sind wir einzigartig. Die meisten Leute, die heute Musik machen, konzentrieren sich ja bei den Einflüssen, die sie kopieren, auf einen ganz bestimmten Moment in der Geschichte des Pop. Man kann dann ziemlich genau sagen, auf welche Zeit sie sich beziehen, meistens sogar, auf welche Künstler. Ich will nicht sagen, dass unser Ansatz total originell wäre. Aber immerhin kommen unsere Einflüsse aus mehreren Popmusik-Dekaden, und wir versuchen, die auf andere, neue Art miteinander zu kombinieren. Wie Sie schon sagten, wir sind inspiriert von Leuten wie Billie Holiday …
    Reimann: … und in einem Songtitel erwähnen Sie Jobim, das Bossa-Nova-Genie Antonio Carlos Jobim.
    Greenspan: Genau. Gleichzeitig glaube ich aber, dass wir kein bisschen wie Billie Holiday oder Jobim klingen.
    Reimann: Sie, Christopher Greenspan, haben sogar mal Britney Spears als Einfluss aufgezählt. Gibt es eigentlich so etwas wie schlechte Musik?
    Greenspan: Auf jeden Fall, 99 Prozent der Musik ist schlimm. Selbst 99 Prozent der Britney-Songs sind schlimm. Aber die Sachen, die gut sind, sind richtig gut.
    Asia: Wir tendieren aber eher zu Musik, die aus den 60ern und 70ern kommt. Damals waren die Leute noch einzigartig und haben viel experimentiert. Eine großartige Band folgte auf die nächste. Die Produktionen waren toll, das Songwriting, die Sängerinnen und Sänger. Heute erscheint es mir eher so, also ob viele Musiker ihr Publikum einfach nur schnell einlullen wollten, um mehr Plays bei Streaming-Diensten zu erzielen - mit total laut abgemischten Vocals, besonders einfachen Gesangslinien und so. Ich mag auch Musik, die heute erscheint. Nicht viel, aber es gibt sie. Nur finde ich, dass es heute weniger tolle Musiker gibt.
    Reimann: Die Musik von oOoOO und Islamiq Grrrls ist sehr traurig. Wer von Ihnen schreibt diese Texte, die von der Einsamkeit erzählen - und woher kommt sie Schwermut?
    Asia: Ich glaube, wir sind in unseren Songs genau die, die wir auch sonst sind. Wir sind einfach so. Manchmal wünsche ich mir, wir hätten auch mal einen schnelleren Song, nicht unbedingt fröhlicher, aber schneller. Denn das macht beim Auftreten mehr Spaß, die Leute können sich dazu bewegen. Aber immer, wenn ich es versuche, lande ich doch nur wieder bei der Schwermut. Daran kann ich wohl nichts ändern.
    Greenspan: Viele unserer Songs sind vielleicht traurig, zum Beispiel, wenn es um Liebeskummer geht, aber auch das haben wir von anderen übernommen: und zwar von Bands, die mich wiederum glücklich machen, die Ronettes oder die Shangri-Las - 60er-Jahre-Girlbands. Die haben ja auch die ganze Zeit über gebrochene Herzen gesungen. Deren Sound hebt aber meine Stimmung.
    Positive Assoziation zum Islam
    Reimann: Asia, Sie sagten gerade, die Musik, die Sie machen, repräsentiert, wer Sie sind. Reden wir also über Sie. Sie nennen sich für dieses Projekt Islamiq Grrrls, Grrrls buchstabiert wie damals bei den Riot Grrrls in den 90ern: g-r-r-r-l-s. Da denkt man an feministischen Rockbands wie Sleater-Kinney oder Bikini Kill. Und dann setzen Sie noch das Wort Islamiq davor - islamisch. Wie passt das zusammen, was bedeutet die Worte für Sie?
    Asia: Da gibt es viele Bedeutungen. Ich bin selbst keine praktizierende Muslimin, aber ich bin in einer muslimisch geprägten Familie aufgewachsen, in Deutschland. Und immer hatte ich das Gefühl, nirgendwo zuhause zu sein, nicht in der Religion meiner Eltern, nicht in der Kultur Deutschlands. Ich habe mir den Namen ausgesucht, um irgendwie meinen Frieden mit diesem Umstand zu machen.
    Und was das Wort Grrrls in meinem Namen angeht: Ich hatte das Gefühl, dass es schon fast etwas Rebellisches hat, sich zu seinen muslimischen Wurzeln zu bekennen. Denn Moslems werde ja heute eher als … Ich will gar nicht sagen, als was sie heute gesehen werden. Was ich machen will: junge, frische, experimentelle Musik machen, und diese mit dem Wort Islam in Verbindung setzen. Das Ziel ist, dass meine Hörer und Hörerinnen dadurch eine neue, positive Assoziation zum Islam entwickeln.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.