Das Wochenende wird mit einem Bankett eröffnet. Der Komponist Ari Benjamin Meyers spielt das Leitthema seines "Eichbaum Anthem ". Diese "Hymne" soll aus stundenlangen Improvisationen in einer unwirtlichen Nacht entstanden sein, ebenfalls im Ruhrgebiet.
Im oberen Foyer des Schauspielhauses Bochum hören an 15 runden Tischen Akteure des "Detroit-Projektes" zu und Menschen, die sich interessieren. Draußen ist es dunkel und unwirtlich. Die langen Vorhänge sind zugezogen.
Man isst und bastelt dann, eine kleine Aufgabe: Auf den Tischen stehen Papiertüten mit Kastanien, aus denen in Gruppenarbeit zum Teil beeindruckende, zum Teil auch mickrige Gebilde werden. An die Seitenwand projiziert die Gruppe "Der Strudel" aus Köln die Schatten von kleinen Maschinchen, die auch Geräusche produzieren.
Als am dritten März 2013, einem kalten, regnerischen Tag, rund 20.000 Bochumer zusammenkommen, um den Opelanern ihre Solidarität zu erklären, sind die Dramaturgen des Schauspielhauses Bochum ziemlich davon beeindruckt, was sich in dieser Stadt mobilisieren lässt. Nachdem sie damals diese Veranstaltung mitorganisiert haben, haben sie nun vor, verstärkt mit den Mitteln der Kunst zu arbeiten. Und größer zu denken. Europäisch.
Auch in Großbritannien, in Spanien und in Polen arbeiten Menschen bei Opel. Während die übergeordnete Konzernzentrale von General Motors in Detroit liegt. "This is not Detroit", heißt, trotzig, der Titel des Projektes von Schauspielhaus Bochum und der Kunstorganisation Urbane Künste Ruhr, die sich um die Stadtlandschaft im Ruhrgebiet kümmert. Dieses Wochenende startet das "Detroit-Projekt" nach dem Bankett mit Symposium, Talkshow, Veranstaltungen in der Innenstadt und einem Konzert der intelligent poetisch-kritischen Musikerin "Gustav" aus Wien.
"Die Opelkrise ist für das Projekt der Ausgangansgpunkt, dennoch ist das kein Projekt über Opel. Weil, das wäre viel zu klein."
Ein Jahr lang, so wollen es die Dramaturgen Olaf Kröck und Sabine Reich sowie Katja Aßmann von Urbane Künste Ruhr, ein Jahr lang sollen Künstler mit Bochumern Zukunftsmöglichkeiten erkunden. Sich finden. Und in die Stadt gehen. Die gewohnten Denkpfade verlassen. Letztendlich geht es um Identität, die sich in Prozess und Begegnung zeigt und bildet. Nebenbei positioniert sich das Schauspielhaus als Stadttheater und jenseits der Hochkultur.
"Bochum ist in einem gravierenden großen Umbruch, und das Wort der Krise ist meiner Meinung nach überbemüht in ganz Europa, weil die sich so unterschiedlich darstellt. (...) Für uns ist wichtig mit dem Projekt, eine Bewusstseinsschärfung herzustellen, dass das eine lebenswerte Region hier ist, dass es gute Menschen und interessante Menschen sind, und dass die aber aktiviert sein müssen und dass denen klar gemacht werden muss, dass sie selber teilhaben müssen, und dass sie nicht darauf warten müssen, dass da von oben her irgendwas runterdelegiert wird."
Das Symposium ist dabei der Auftakt für ein einjähriges internationales, wanderndes Laboratorium: eine Gruppe von Menschen, die an der Schnittstelle von Kunst, Wissenschaft und Politik arbeiten. Im Laufe des kommenden Jahres sollen sie auch die anderen Opel-Städte besuchen, bevor sie im nächsten Herbst wieder in Bochum zusammentreffen.
Davor ist für Frühjahr und Sommer eine Festivalphase geplant, in der die beteiligten Künstler zeigen können, was sie mit Menschen aus Bochum erarbeitet haben: Der Komponist Ari Benjamin Meyers will ein imaginäres Werk choreografisch nachstellen, den Fertigungsprozess eines Autos – ohne Auto, ohne Werk. Der polnische Videokünstler Michal Januszaniec versucht gerade herauszufinden, ob seine Idee, mit Bochumer Taubenzüchtern zu arbeiten, tatsächlich so fruchtbar ist, wie er denkt. Und das Architektenkollektiv "basurama" aus Spanien will sehen, ob man von Bochumer Großmüttern nicht das Haushalten und Wiederverwerten lernen kann, und zwar so, dass es Spaß macht.
[For me they way to revitalize a community is to revitalize the people first. (...)]
"Detroit" wird dabei nicht nur als Negativ-Folie einer Stadt von verlassenen Haus-Ruinen gesehen: Tyree Guyton hat sein legendäres "Heidelberg Project" in Bochum vorgestellt. Seit 27 Jahren setzt er bunte Punkte in Detroit, installiert gefundene Gegenstände an verlassenen Häusern und taucht alles in Farbe; er malt auf den Asphalt und stellt Bilder an den Straßenrand.
[...The way the world is changing now, we have to learn to change with it. And if not, the world is gonna change us regardless.]
Im oberen Foyer des Schauspielhauses Bochum hören an 15 runden Tischen Akteure des "Detroit-Projektes" zu und Menschen, die sich interessieren. Draußen ist es dunkel und unwirtlich. Die langen Vorhänge sind zugezogen.
Man isst und bastelt dann, eine kleine Aufgabe: Auf den Tischen stehen Papiertüten mit Kastanien, aus denen in Gruppenarbeit zum Teil beeindruckende, zum Teil auch mickrige Gebilde werden. An die Seitenwand projiziert die Gruppe "Der Strudel" aus Köln die Schatten von kleinen Maschinchen, die auch Geräusche produzieren.
Als am dritten März 2013, einem kalten, regnerischen Tag, rund 20.000 Bochumer zusammenkommen, um den Opelanern ihre Solidarität zu erklären, sind die Dramaturgen des Schauspielhauses Bochum ziemlich davon beeindruckt, was sich in dieser Stadt mobilisieren lässt. Nachdem sie damals diese Veranstaltung mitorganisiert haben, haben sie nun vor, verstärkt mit den Mitteln der Kunst zu arbeiten. Und größer zu denken. Europäisch.
Auch in Großbritannien, in Spanien und in Polen arbeiten Menschen bei Opel. Während die übergeordnete Konzernzentrale von General Motors in Detroit liegt. "This is not Detroit", heißt, trotzig, der Titel des Projektes von Schauspielhaus Bochum und der Kunstorganisation Urbane Künste Ruhr, die sich um die Stadtlandschaft im Ruhrgebiet kümmert. Dieses Wochenende startet das "Detroit-Projekt" nach dem Bankett mit Symposium, Talkshow, Veranstaltungen in der Innenstadt und einem Konzert der intelligent poetisch-kritischen Musikerin "Gustav" aus Wien.
"Die Opelkrise ist für das Projekt der Ausgangansgpunkt, dennoch ist das kein Projekt über Opel. Weil, das wäre viel zu klein."
Ein Jahr lang, so wollen es die Dramaturgen Olaf Kröck und Sabine Reich sowie Katja Aßmann von Urbane Künste Ruhr, ein Jahr lang sollen Künstler mit Bochumern Zukunftsmöglichkeiten erkunden. Sich finden. Und in die Stadt gehen. Die gewohnten Denkpfade verlassen. Letztendlich geht es um Identität, die sich in Prozess und Begegnung zeigt und bildet. Nebenbei positioniert sich das Schauspielhaus als Stadttheater und jenseits der Hochkultur.
"Bochum ist in einem gravierenden großen Umbruch, und das Wort der Krise ist meiner Meinung nach überbemüht in ganz Europa, weil die sich so unterschiedlich darstellt. (...) Für uns ist wichtig mit dem Projekt, eine Bewusstseinsschärfung herzustellen, dass das eine lebenswerte Region hier ist, dass es gute Menschen und interessante Menschen sind, und dass die aber aktiviert sein müssen und dass denen klar gemacht werden muss, dass sie selber teilhaben müssen, und dass sie nicht darauf warten müssen, dass da von oben her irgendwas runterdelegiert wird."
Das Symposium ist dabei der Auftakt für ein einjähriges internationales, wanderndes Laboratorium: eine Gruppe von Menschen, die an der Schnittstelle von Kunst, Wissenschaft und Politik arbeiten. Im Laufe des kommenden Jahres sollen sie auch die anderen Opel-Städte besuchen, bevor sie im nächsten Herbst wieder in Bochum zusammentreffen.
Davor ist für Frühjahr und Sommer eine Festivalphase geplant, in der die beteiligten Künstler zeigen können, was sie mit Menschen aus Bochum erarbeitet haben: Der Komponist Ari Benjamin Meyers will ein imaginäres Werk choreografisch nachstellen, den Fertigungsprozess eines Autos – ohne Auto, ohne Werk. Der polnische Videokünstler Michal Januszaniec versucht gerade herauszufinden, ob seine Idee, mit Bochumer Taubenzüchtern zu arbeiten, tatsächlich so fruchtbar ist, wie er denkt. Und das Architektenkollektiv "basurama" aus Spanien will sehen, ob man von Bochumer Großmüttern nicht das Haushalten und Wiederverwerten lernen kann, und zwar so, dass es Spaß macht.
[For me they way to revitalize a community is to revitalize the people first. (...)]
"Detroit" wird dabei nicht nur als Negativ-Folie einer Stadt von verlassenen Haus-Ruinen gesehen: Tyree Guyton hat sein legendäres "Heidelberg Project" in Bochum vorgestellt. Seit 27 Jahren setzt er bunte Punkte in Detroit, installiert gefundene Gegenstände an verlassenen Häusern und taucht alles in Farbe; er malt auf den Asphalt und stellt Bilder an den Straßenrand.
[...The way the world is changing now, we have to learn to change with it. And if not, the world is gonna change us regardless.]