Opel-Boss Neumann geht
PSA-Chef Tavares wirft seine Schatten voraus

Karl-Thomas Neumann verlässt Opel. Sein Abgang zeige, dass in Zukunft wohl stärker von oben diktiert werde, wie es in Rüsselsheim zu laufen habe, kommentiert Silke Hahne im DLF. Obwohl der Kauf durch PSA Peugeot-Citroën noch nicht genehmigt sei, machten die Franzosen schon jetzt Vorgaben, die nicht realistisch seien.

Von Silke Hahne |
    Das Opel-Logo wird in Rüsselsheim in angestrahlt.
    Das Opel-Logo in Rüsselsheim: Die Kommandos kommen bald aus Paris. (picture-alliance / dpa / Andreas Arnold)
    Paris ist näher an Rüsselsheim als Detroit: Die Ägide der neuen Opel-Mutter PSA Peugeot-Citroën wird wohl strenger als die bisherige von General Motors. Und das bekommen die Opelaner jetzt schon zu spüren. Karl-Thomas Neumann hat die Übernahme von Opel zwar stets als sinnvoll bezeichnet. Regelmäßig bei PSA-Chef Carlos Tavares zum Rapport antreten möchte er aber offenbar nicht.
    Vielleicht ahnt er, dass die Vorgaben aus Paris schwer zu erfüllen sein werden? Diese Vorgaben macht Peugeot-Citroën nämlich schon, obwohl der Kauf noch nicht einmal von den Kartellbehörden abgesegnet ist. Und nicht nur das: Den Medienberichten vom Wochenende zufolge hatten die Franzosen auch bei der Nachbesetzung des Opel-Spitzenpostens ihre Finger im Spiel.
    Die Zusammenarbeit zwischen den neu gepaarten Mutter- und Tochterunternehmen könnte auch in Zukunft à la française ablaufen – und damit zentralistischer, als man es in Rüsselsheim bisher gewohnt ist. Zwar beteuert PSA-Chef Carlos Tavares stets, Opel solle deutsch bleiben. Und dass der bisherige Opel-Finanz-Chef Lohscheller zu Neumanns Nachfolger auserkoren wurde, zeigt: Das sind keine leeren Worthülsen.
    Tavares formuliert anspruchsvolle Ziele
    Doch gleichzeitig formuliert Tavares anspruchsvolle Ziele und damit seinen Führungsanspruch: Schon in wenigen Jahren soll Opel wieder schwarze Zahlen schreiben. Das ist einerseits ein verständlicher Wunsch. Kein Unternehmen kauft ein anderes, defizitäres, nur um es dann zu bezuschussen. Neumann hat trotz aller Mühe das Ruder bei Opel nicht vollständig herumgerissen. Das wiederum liegt aber auch an äußeren Faktoren – die Tavares geflissentlich ignoriert.
    Opel bildet ein Gespann mit der britischen Marke Vauxhall. Die Währungsturbulenzen nach dem Brexit-Votum vor einem Jahr haben ihnen schon einmal die Bilanz verhagelt. Das könnte sich wiederholen: Die Verhandlungen zum britischen EU-Austritt drohen jetzt nach der Wahl noch schwieriger zu werden, als ursprünglich sowieso schon. Vielleicht scheitern sie auch. Entsprechend schwankungsanfällig dürfte das Pfund Sterling in den kommenden zwei Jahren bleiben. Und damit auch die Bilanz von Opel und Vauxhall.
    Doch für so viel Realitätssinn – und entsprechend flexible Ziele für Opel – reicht es in Paris gerade nicht. 100 Tage nach der Opel-Übernahme soll es ein schlüssiges Konzept geben, dessen Erfolg sich bis 2020 einstellen soll – so Tavares. Die hübschen, runden Zahlen verdecken, wie diese Ziele erreicht werden sollen: Opel soll kostengünstiger organisiert werden. Und das heißt oft genug: Stellenabbau.
    Die Krise bei Peugeot-Citroën vor einigen Jahren hat Tavares so bewältigt, Tausende verloren damals ihre Jobs. Hinzu kam der Einstieg des französischen Staates. Letzterer ist mit Sicherheit nicht daran interessiert, weitere französische Arbeitsplätze zu opfern. Erst recht nicht jetzt, wo Neu-Präsident Macron mit der wirtschaftlichen Wende glänzen will.