Partystimmung im Eisenacher Opelwerk. Eine Band spielt, Licht gleist, ein kleines Rednerpult ist aufgebaut. Der Opel-Chef Deutschland ist da und die Ministerpräsidentin. Die Belegschaft, einheitlich in grau-weiß gekleidet, schaut zu. Schließlich ist Mittagspause und das Fertigungsband steht still. Dann, endlich, öffnet sich die Tür...
"Hier ist der dreimillionste Eisenacher –Herzlich Willkommen!"
Es ist erfolgreiche Kleinwagen "Adam" und nicht etwas der "Corsa", der auch in Eisenach montiert wird – wen mag es wundern? Ein weißer Wagen mit blauem Dach, bestellt in Frankreich, sagt der Vorstandsvorsitzende der Adam Opel AG, Karl-Thomas Neumann sichtlich stolz. Der dreimillionste Opel aus Eisenach. Nach Jahren der Unsicherheit seien sowohl Eisenach als auch der "Adam" Zeichen der Hoffnung für den Konzern:
"So etwas in Topqualität zu bauen – das ist eine Meisterleistung. Und die Eisenacher Mitarbeiter, die können das, die meistern das perfekt."
Nach Jahren der stetig sinkenden Marktanteile ist der "Adam" das Zugpferd von Opel. Charmant und weniger altbacken als gewohnt. 80.000 Stück sind schon verkauft bzw. bestellt – seit dem Produktionsstart vor einem Jahr. Der "Adam" wird nur in Eisenach produziert – das ist ein wichtiger Quell der Zukunftshoffnung in der Region. 1.600 Menschen arbeiten bei Opel – viele mehr in der Zulieferindustrie. Damit ist Eisenach DER Industriekern in Thüringen.
Opel begann 1990 in Eisenach
Begonnen hat die Opel-Geschichte in Eisenach schon 1990. Kanzler Helmut Kohl war da und machte den Automobil-Arbeitern, die damals noch den stinkenden Zweitakter "Wartburg" produziert haben, Mut.
"Warum sollten die Leute in Eisenach weniger gut sein als die in Rüsselsheim? Ich bin sicher: Wenn dieses Unternehmen 3-4-5 Jahre voll aktiv ist, ist dieser Betrieb mindestens so gut wie der in Rüsselsheim."
Noch im gleichen Jahr lief der erste Vectra vom Band. Und Eisenach wurde sogar besser als Rüsselsheim: Moderner, schneller, effizienter, kostengünstiger, wie auch Vorstandschef Neumann heute betonte.
"Eisenach war von Beginn an ein Werk, was für Furore gesorgt hat. Hier wurde vom ersten Tag an ein neues Produktionssystem verwirklicht, das kurze Durchlaufzeiten bei höchster Qualität sichert. Das Werk hat Maßstäbe gesetzt und ist schon immer ein Vorzeigewerk gewesen."
Die Konzern-Mutter aus Detroit war nicht immer wohlgelitten in Eisenach. Der langjährige Betriebsratschef, Harald Lieske, moderat und gar kein Klassenkämpfer, fand im Jahr 2009 deutliche Worte, als Opel in Eisenach auf der Kippe stand – und zwar ohne eigenes Verschulden, wie man fand.
"Ich kann Euch sagen aus eigener Erfahrung: Die volkseigenen Betriebe in der DDR besaßen gegenüber dem ZK der SED mehr Unabhängigkeit als die Opelwerke gegenüber den Bürokraten von General Motors."
Hoffen auf Dividende
Es brauchte die Unterstützung der Thüringer Politik und vor allem eine konstruktive Zusammenarbeit von Mitarbeitern, Betriebsrat und Betriebsleitung in Eisenach, um über die Krisenjahre von Opel zu kommen, mit Lohnverzicht, längerer Arbeitszeit und verschobenen Tariferhöhungen. Gern würden die Eisenacher Opelaner dafür eine Dividende sehen, meinte heute der Betriebsratschef Bernd Lösche.
"Dass weiterhin zwei Modelle hier über die Linie laufen, dass die Mitarbeiter gut motiviert sind durch ein gutes Management und dass zum wiederholten Mal eine Gewinnbeteiligung an die Mitarbeiter ausgezahlt wurde."