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Opel konzentriert Astra-Produktion auf zwei Standorte

Der Sanierungsplan des angeschlagenen Autoherstellers Opel setzt auf die volle Auslastung der Werke. Wirtschaftlich seien nur zwei Astra-Werke sinnvoll, erklärte der Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke nach einer Betriebsversammlung in Rüsselsheim. Die Zukunft des Standorts Bochum bleibt damit unsicher.

Von Michael Braun |
    Viele waren gekommen, mehr als die Hälfte der 13.000 Beschäftigten im Werk Rüsselsheim. Stühle gab es nicht. Der Platz wurde für die Menschen gebraucht. Das Interesse war groß, es war Ausdruck der Stimmung bei Opel:

    "Die Stimmung ist angespannt. Soviel kann man sagen, ja."

    So der Betriebsratsvorsitzende Wolfgang Schäfer-Klug. Er hatte zu der Betriebsversammlung geladen. Sie sei heute nach eineinhalb Stunden nicht abgebrochen, sondern unterbrochen worden. Man wolle weiter miteinander reden. Und ob es Werksschließungen gebe, sei nicht entschieden:

    "Meine persönliche Auffassung ist, dass es Alternativen gibt."

    Die Belegschaft hatte sich Hilfe aus der Politik eingeladen. Die Ministerpräsidenten aus Rheinland-Pfalz und Hessen waren da, beides – wie auch Nordrhein-Westfalen und Thüringen - Bundesländer mit Opel-Standorten. Die Frage nach Krediten und Bürgschaften stelle sich heute nicht, sagte Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier. Er habe aber vom Opel-Vorstandsvorsitzenden Karl-Friedrich Stracke Zusagen, zumindest für das Werk Rüsselsheim:

    "Ich bin zuversichtlich und hoffe sehr, dass nicht nur der Standort Rüsselsheim, sondern in Deutschland die Werke gehalten werden können. Und ich habe ja letzte Woche mit Herrn Stracke darüber schon gesprochen. Er hat mir versichert, es wird hier der Bestand nicht angetastet. Ich verlasse mich darauf. Und was gestern und vorgestern gesagt wurde, das muss auch morgen gelten. Und deshalb: Die hessische Landesregierung wird weiterhin mit größter Sorgfalt die Entwicklung hier begleiten. Und so weit wir helfen können, werden wir das tun."

    Stracke selbst legte den Mitarbeitern einen 10-Punkte-Plan vor. Sein Sprecher Harald Hamprecht charakterisierte den Plan so:

    "Es ist kein Sparplan, sondern eine umfassende Strategie, um schnell wieder schwarze Zahlen zu schreiben, was der Zukunftssicherheit eines jeden Beschäftigten dient."

    Neue Modelle, neue Motoren, mehr umweltfreundliche Technik – das ist der Plan, der gar nicht so neu scheint. Auch mehr Effizienz ist geplant. Der Nachfolger des aktuellen Opel Astra soll nicht mehr in drei Werken im Zwei-Schicht-Betrieb, sondern in zwei Werken im Drei-Schicht-Betrieb produziert werden. Ein Werk - Bochum, Rüsselsheim oder Ellesmere Port - wird den Astra also verlieren. Mehr Effizienz soll auch die Kooperation mit Peugeot bringen. Dabei sei klar: Wenn Opel was nach Frankreich abgebe, bekomme es von dort auch Aufträge zurück.

    Die Mitarbeiter dürfen nichts Konkretes aus Betriebsversammlungen erzählen. Diesem hier fiel es nicht schwer, diesem Gebot zu folgen: Denn er hatte wenig Konkretes gehört:

    "Ich hoffe, dass endlich mal was geklärt wird. Also endgültige Entscheidungen wurden noch nicht getroffen. Aber bei der nächsten Betriebsversammlung in vier Wochen, haben sie gesagt, wird wahrscheinlich mehr passieren dann. Soweit ist der Stand jetzt."

    Die Belegschaft fühlt sich also vertröstet. Der Aufsichtsrat von Opel soll sich im Juni mit dem Zehn-Punkte-Plan befassen.