Vergangenes Wochenende wurden im Berliner Konzerthaus erstmals die Oper! Awards vergeben. Initiiert wurde er vom Herausgeber und Chefredakteur des Fach-Magazins Oper!. Er habe ihn ins Leben gerufen, weil es bislang keinen spezifischen Branchenpreis für die Oper in Deutschland gegeben habe, so Ulrich Ruhnke im Dlf. "Es ist tatsächlich so, dass die Opernszene ihr Licht viel zu sehr unter den Scheffel stellt. Man muss aber auch nach außen gehen dürfen und sagen: 'Liebe Leute, schaut bitte mal her! Die Oper ist wirklich eine fantastische Kunstform.'"
In der Jury säßen ausschließlich Journalisten, erklärte Ulrich Ruhnke weiter. Dort säßen weder Musiker und noch Intendanten. Dadurch gebe es eine klare Trennung zwischen den Bewerteten und den Bewertenden. "Für mich persönlich hat es ein Geschmäckle, wenn dann zum Opernhaus des Jahres bei den Opera Awards ein Haus gekürt wird, dessen Intendant selbst auch in der Jury sitzt."
Frauen am Dirigentenpult
Ruhnke äußerte sich im Interview auch zu dem Thema "Frauen am Dirigentenpult". Den Oper!-Award in der Kategorie "Beste Dirigentin" erhielt in diesem Jahr Joana Mallwitz. Auch das Fachmagazin Opernwelt ehrte sie in der diesjährigen Kritikerumfrage als "Dirigentin des Jahres". Diese doppelte Auszeichnung habe aber nichts damit zu tun, dass Mallwitz eine Frau sei und Frauen nun am Dirigentenpult angekommen seien, so Ruhnke.
"Ich weigere mich, das zu thematisieren, weil es dann nichts mehr mit Gleichberechtigung zu tun hat. Das Thema ist durch und Frau Mallwitz macht in Nürnberg als Generalmusikdirektorin einen fantastischen Job. Sie ist eine hervorragende Dirigentin und dafür hat sie den Preis bekommen."
"Schlecht gelaunte" Opernbranche
Einen Preis gebe es auch in der Kategorie "Ärgernis des Jahres". Er selbst hatte dafür plädiert, die Opernbranche selbst als Ärgernis zu nominieren, erzählte Ruhnke. Die Szene sei "viel zu nüchtern. Die kommt immer wahnsinnig gern mit dem knöchrigen erhobenen Zeigefinger um die Ecke - gerne grau und dunkel und schlecht gelaunt. Aber das Ganze darf auch Spaß machen."
Doch basisdemokratisch wurden von der Jury als "Ärgernisse des Jahres" ernannt: "Die Vertragsverlängerung von Daniel Barenboim an der Berliner Staatsoper" und "die als Event vermarkteten Inszenierungen des bis vor kurzem mit Hausarrest belegten russischen Regisseurs Kirill Serebrennikov".