"Wir wollen zurück in den Konzertsaal", sagte Gerald Mertens im Deutschlandfunk. Bis zur Sommerpause werde sich in der deutschen Konzert- und Opernwelt in dieser Hinsicht aber nichts mehr bewegen. Vor allem die Vorgaben in Sachen Distanz ließen sich im Publikum wie in den Orchestern selbst nicht einhalten; deshalb gehe die gesellschaftliche Verantwortung vor:
"Wir bewegen uns gerade im Spannungsfeld zwischen Absage und Shutdown und der Frage, wann Öffnungen möglich sind. Die Bläser und die Sängerinnen haben im Moment eher die längere Warteschleife. Streicherinnen und Streicher könnten ja auch mit Mundschutz spielen."
Schutz auch für die MusikerInnen
Viele Veranstalter gingen zwar davon aus, so der Geschäftsführer der Deutschen Orchestervereinigung, dass im August oder September wieder Musikveranstaltungen und Konzerte möglich sein könnten. Als erste würden wahrscheinlich kleinere Besetzungen wieder vor einem zunächst kleineren Publikum auftreten können. Falls die aktuelle Lage das nicht zulasse, müsse aber umgeplant werden. Dabei gingen die Überlegungen gerade bis hin zur Frage, ob auf der Bühne Plexiglasscheiben installiert werden könnten:
"Nicht allein, um das Publikum zu schützen – auch als Schutz für die Musikerinnen und Musiker selbst."
Aus den USA kämen Meldungen, dass 80 Prozent der Mitglieder eines Chores, der zu Beginn der Corona-Krise noch aufgetreten sei, nun an Covid-19 erkrankt sei. Auch in einem Berliner Kammerchor gebe es inzwischen einen Fall.
Musik ist Hochleistungssport
Für Musikerinnern und Musiker im Homeoffice habe die Deutsche Orchestervereinigung einen eigenen Leitfaden erarbeitet, berichtete Mertens. Darin werde auch darauf hingewiesen, wie wichtig neben dem Üben auch Pausen oder Spaziergänge seien: "Musikerinnen und Musiker sind ja auch Leistungssportler. Es gibt zwar bei den Apps, die gemeinsame Proben ermöglichen, gute Entwicklungen. Sie können aber nicht das Spielen in einem Raum ersetzen."
Die augenblickliche Situation zeige insgesamt, wie fragil die Kultur heute sei, sagte Gerald Mertens:
"Nach der Krise wird man über das gesamte Musikleben und über die Vergütung, auch für freie Musikerinnen und Musiker, reden müssen. Die Frage ist, wie wir die Solidarität, die wir gerade spüren – etwa von festen Ensembles gegenüber freien Kolleginnen und Kollegen – in praktisches Handeln nach der Krise umsetzen können."