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Ordnung im Plastikmüll

Technik. – Die Brücke zwischen der bunten Mischung aus der Grüner-Punkt-Tonne und dem sortenreinen Kunststoff, den man tatsächlich auch verkaufen kann, stellt ein niederländischer Sortierroboter her. Auf der Messe für Abfallwirtschaft "Entsorga-Enteco" in Köln wurde die Hightech-Maschine dem Publikum zum ersten Mal präsentiert.

    Die Weltneuheit steht in Halle 9 der Kölner Messe und macht richtig Krach. Ein rotlackierter Stahlkäfig im Kleinlaster-Format, innen läuft ein schwarzes Förderband, über dem zwei Roboterarme lauern – so sieht er aus, der beste Müllsortierer der Welt, der verschiedene Verpackungsmaterialien gleichzeitig erkennen und aussortieren kann.

    "Um ein Demonstration zu geben, ich werde mal den ersten Roboter auf Tetra-Pak einstellen und verschiedene Müll hinüberlassen."

    Gert Niewold von der niederländischen Firma Bollegraaf nimmt einen Armvoll Abfall aus der gelben Tonne – Pet-Flaschen, Tetrapaks, Pappkartons – und wirft sie auf das Förderband. Danach tippt er ein paar Mal auf einen Touchscreen.

    "Und wenn Sie hier in diesen Schirm gucken, dann sehen sie jedes Robot von das System stehen und pro Robot können Sie angeben, ich möchte gerne Tetra-Pak oder Pet-Flasche oder welches Material raussortieren und auch in welchen Sortier-bin werfe ich das und mit welche Priorität."

    Das Herzstück der Anlage ist eine Infrarot-Kamera mit einem Halogen-Scheinwerfer am Anfang des Förderbandes. Das Halogen-Licht wird von den Kunststoffverpackungen unterschiedlich zurückgeworfen. Die Infrarot-Kamera misst diese Reflektion und kann so die einzelnen Materialien identifizieren. Diese Information schickt sie weiter an einen Computer, der die Arme des Roboters steuert. Niewold:

    "Der Roboter nimmt es dann von dem Band heraus mit Vakuum-Saugnäpfe, akzeleriert es nach der Seite und blast es raus."

    Die Roboterarme erinnern an Staubsaugerschläuche – und sie klingen auch so. Mit schwarzen Saugnäpfen ziehen sie zielsicher die Tetra-Paks aus dem Müll und lassen sie anschießend in Körbe purzeln, die neben dem Band aufgestellt sind. Infrarot-Kameras werden zwar schon länger für die Müllerkennung eingesetzt. Mit den bisherigen Systemen konnte aber immer nur eine einzige Kunststoffsorte aus dem Müll geholt werden. Die Roboterarme dagegen können zehn verschiedene Kunststoffe parallel aussortieren und sogar nach Farben ordnen. Niewold:

    "Alles, was herausgenommen wird, ist 100-prozentig das richtige Material, weil es mit der Kamera gesehen ist. Und manuell ist das nicht immer so, weil ein menschliches Auge kann es einfach nicht sehen, ob es htpe oder pet ist, und das System von uns kann es 100-prozentig sagen."

    Und auf Genauigkeit kommt es an: Kunststoffe können nämlich am besten wiederverwertet werden, wenn sie sortenrein getrennt worden sind, sagt Rainer Cosson, Geschäftsführer im Bundesverband der deutschen Entsorgungswirtschaft, kurz BDE:

    "Also aus der ökologischen Perspektive heraus kann ich Ihnen die Antwort geben es macht Sinn, auf eine sortenreine Trennung hinzuwirken, um dann eine stoffliche Verwertung der Kunststoffe zu veranlassen. Aber ich betone noch einmal da haben wir derzeit Defizite in der Technologie."

    Für Bollegraafs Müll-Roboter müssten Recyclinghöfe 100.000 bis 300.000 Euro ausgeben – bis zu zehn Roboterarme können derzeit über dem Förderband installiert werden. Ein guter Anfang, findet Rainer Cosson vom BDE:

    "Also ich werde das mal so werten, dass dies ein Hinweis auf die technische Machbarkeit ist. Aber machen wir uns nichts vor, wir haben da noch eine erhebliche Strecke abzuleisten. Die Entwicklung ist im Gange, es wird vor allen Dingen für die ökonomische Dimension wesentlich davon abhängen, dass im großtechnischen Maßstab, wirklich im diese Trennung in die einzelnen Kunststoffarten erfolgt."

    Bis nach Amerika hat es der Roboter schon geschafft. In einem Monat hat er seinen ersten Einsatz auf einem Recyclinghof in New York.