Die Deutsche Polizei: eine Institution mit Vergangenheit. 66 Jahre nach Kriegsende ist dies die erste Ausstellung zum Thema, erarbeitet von der Polizeihochschule Münster, initiiert vom Historiker Detlev Graf von Schwerin, der seit 2007 in der Fachhochschule der Polizei des Landes Brandenburg arbeitete, mit Dienstsitz in Oranienburg, untergebracht neben dem Gelände des früheren Konzentrationslagers Sachsenhausen: in den Kasernen, in denen seinerzeit die Totenkopfverbände der SS untergebracht waren. Dort begann Detlev Graf von Schwerin über die Rolle der Polizei im NS-Staat nachzudenken und stellte fest, dass er sehr wenig darüber wusste:
"Diese Entdeckung für mich, was die Polizei im "3. Reich" eigentlich gemacht hat, war extrem schockierend. Mit dieser Ausstellung versuchen wir, die deutsche Öffentlichkeit zu erreichen, und zu zeigen, was die Polizei, die Recht und Gesetz hüten soll, wie sie sich zu einem willigen Vollstrecker der Staatsverbrecher des NS-Regimes gemacht hat - bis hin zum Massenmord. Der andere Teil ist, dies ganz dicke Brett, was wir versuchen, mit diesem Projekt zu bohren, nämlich eine Veränderung in der deutschen Polizeiausbildung mit in die Wege zu leiten."
Völlig ahistorisch sei die deutsche Polizeiausbildung; in den Lehrplänen der Fachhochschulen der Polizei käme das Thema zwar vor, tatsächlich werde aber im Unterricht nur sehr wenig Zeit darauf verwendet. Und dabei müsse die Polizei sich doch - um ihre Aufgaben im demokratischen Rechtsstaat sensibel und selbstkritisch wahrnehmen zu können - mit der eigenen Geschichte konfrontieren. Denn die Polizei: sie war nicht "Dein Freund, Dein Helfer"! wie es NS-Plakate glauben machen wollten. Es waren eben nicht nur die Gestapo und die SS am Terror gegen die eigene Bevölkerung, am Massenmord an den Juden, an den Sinti und Roma beteiligt, nein: auch die Kriminalpolizei, auch die Ordnungspolizei verfolgten systematisch die Gegner des Nazi-Regimes, waren beteiligt am Völkermord. Das belegt die Ausstellung im Deutschen Historischen Museum eindrucksvoll - sie spannt einen großen Bogen, ausgehend von der Weimarer Republik: in der die Polizei ihr Personal aus der Armee und paramilitärischen Verbänden rekrutierte, mit einem antirepublikanischen und antidemokratischen Offizierskorps an der Spitze, das sich nach 1933 nur zu gerne in den Nazistaat einordnen ließ. Schon 1934 legte jeder Polizist einen Eid auf den Führer ab und hatte sich in seinem Tun nicht mehr an Recht und Gesetz, sondern an den Grundsätzen der NS-Ideologie von "Volk" und "Rasse" zu orientieren. Zu sehen sind fast 500 Exponate, Fotos, Plakate, Zeitungsseiten, Lebensläufe, Briefe, Urkunden, Fahndungsbücher, Haftbefehle, Verhörschreibtische, Waffen - der Rundgang endet mit der Nachkriegszeit, in der nur wenige der Täter sich vor Gericht verantworten mussten, sehr viele konnten ihren Polizeidienst fortsetzen - und begannen sofort mit der Legendenbildung. Der Leiter des Projekts, Wolfgang Schulte von der Deutschen Hochschule der Polizei Münster:
"Wenn Sie mit Leuten sprechen, die eben nicht den historischen Hintergrund haben, dann ist einfach das Bild auf die Polizei immer - und zwar lange, bis in die 90er Jahre, immer dasjenige gewesen: die Polizei ist diejenige Organisation, die sauber geblieben ist. Man hat sicherlich weiter Verbrechen aufgeklärt, man hat den Verkehr geregelt, im Zweifel sogar, selbst so etwas finden Sie, war die Polizei diejenige Organisation, die den Bedrückten, von der Gestapo Verfolgten geholfen hat dabei. Indem man Einzelfälle herausgegriffen hat, die wirklich nur Einzelfälle waren, das hat es ja wirklich gegeben auch. Gleichwohl hat sich diese Legende langfristig gehalten, eben weil gerade die Polizei bereits in den 50er Jahren angefangen hat, ihre eigene Geschichte zu schreiben."
Nicht weniger als ein Gesamtbild der Geschichte der Polizei im NS-Staat will die Ausstellung vermitteln. Das gelingt ihr - nicht zuletzt auch wegen eines vorzüglichen Katalogs, mit Texten und Fotos zum "ganz normalen Polizeialltag" in der NS-Zeit. Und mit einer ausführlichen Dokumentation der Verdrängung dessen, was war - in der Nachkriegszeit. Ein Mann gab den Anstoß. Ihm nachzugehen war mutig, ertragreich, in den Ergebnissen erschütternd.
"Diese Entdeckung für mich, was die Polizei im "3. Reich" eigentlich gemacht hat, war extrem schockierend. Mit dieser Ausstellung versuchen wir, die deutsche Öffentlichkeit zu erreichen, und zu zeigen, was die Polizei, die Recht und Gesetz hüten soll, wie sie sich zu einem willigen Vollstrecker der Staatsverbrecher des NS-Regimes gemacht hat - bis hin zum Massenmord. Der andere Teil ist, dies ganz dicke Brett, was wir versuchen, mit diesem Projekt zu bohren, nämlich eine Veränderung in der deutschen Polizeiausbildung mit in die Wege zu leiten."
Völlig ahistorisch sei die deutsche Polizeiausbildung; in den Lehrplänen der Fachhochschulen der Polizei käme das Thema zwar vor, tatsächlich werde aber im Unterricht nur sehr wenig Zeit darauf verwendet. Und dabei müsse die Polizei sich doch - um ihre Aufgaben im demokratischen Rechtsstaat sensibel und selbstkritisch wahrnehmen zu können - mit der eigenen Geschichte konfrontieren. Denn die Polizei: sie war nicht "Dein Freund, Dein Helfer"! wie es NS-Plakate glauben machen wollten. Es waren eben nicht nur die Gestapo und die SS am Terror gegen die eigene Bevölkerung, am Massenmord an den Juden, an den Sinti und Roma beteiligt, nein: auch die Kriminalpolizei, auch die Ordnungspolizei verfolgten systematisch die Gegner des Nazi-Regimes, waren beteiligt am Völkermord. Das belegt die Ausstellung im Deutschen Historischen Museum eindrucksvoll - sie spannt einen großen Bogen, ausgehend von der Weimarer Republik: in der die Polizei ihr Personal aus der Armee und paramilitärischen Verbänden rekrutierte, mit einem antirepublikanischen und antidemokratischen Offizierskorps an der Spitze, das sich nach 1933 nur zu gerne in den Nazistaat einordnen ließ. Schon 1934 legte jeder Polizist einen Eid auf den Führer ab und hatte sich in seinem Tun nicht mehr an Recht und Gesetz, sondern an den Grundsätzen der NS-Ideologie von "Volk" und "Rasse" zu orientieren. Zu sehen sind fast 500 Exponate, Fotos, Plakate, Zeitungsseiten, Lebensläufe, Briefe, Urkunden, Fahndungsbücher, Haftbefehle, Verhörschreibtische, Waffen - der Rundgang endet mit der Nachkriegszeit, in der nur wenige der Täter sich vor Gericht verantworten mussten, sehr viele konnten ihren Polizeidienst fortsetzen - und begannen sofort mit der Legendenbildung. Der Leiter des Projekts, Wolfgang Schulte von der Deutschen Hochschule der Polizei Münster:
"Wenn Sie mit Leuten sprechen, die eben nicht den historischen Hintergrund haben, dann ist einfach das Bild auf die Polizei immer - und zwar lange, bis in die 90er Jahre, immer dasjenige gewesen: die Polizei ist diejenige Organisation, die sauber geblieben ist. Man hat sicherlich weiter Verbrechen aufgeklärt, man hat den Verkehr geregelt, im Zweifel sogar, selbst so etwas finden Sie, war die Polizei diejenige Organisation, die den Bedrückten, von der Gestapo Verfolgten geholfen hat dabei. Indem man Einzelfälle herausgegriffen hat, die wirklich nur Einzelfälle waren, das hat es ja wirklich gegeben auch. Gleichwohl hat sich diese Legende langfristig gehalten, eben weil gerade die Polizei bereits in den 50er Jahren angefangen hat, ihre eigene Geschichte zu schreiben."
Nicht weniger als ein Gesamtbild der Geschichte der Polizei im NS-Staat will die Ausstellung vermitteln. Das gelingt ihr - nicht zuletzt auch wegen eines vorzüglichen Katalogs, mit Texten und Fotos zum "ganz normalen Polizeialltag" in der NS-Zeit. Und mit einer ausführlichen Dokumentation der Verdrängung dessen, was war - in der Nachkriegszeit. Ein Mann gab den Anstoß. Ihm nachzugehen war mutig, ertragreich, in den Ergebnissen erschütternd.