Es herrscht – natürlich - akuter Organmangel. Dennoch blieb auf dem Kongress der DSO eines aus: Moralische Appelle an die Bevölkerung, doch bitte mehr für seinen Nächsten zu tun - und also einen Spenderausweis zu tragen.
Offenbar als eine Art vertrauensbildende Maßnahme richtete sich der Blick der anwesenden Experten aus dem Bereich Transplantationsmedizin vielmehr auf die eigene Zunft. Denn dass häufig den Patienten, die ein Organ benötigen, am Ende nicht geholfen werden kann, liegt keineswegs allein am Organmangel. Viele Nieren oder Lebern werden transplantiert, aber sie versagen ihren Dienst. Und zwar schon noch kurzer Zeit. Dafür gibt es Gründe, einer davon: mangelhaft durchgeführte Organentnahmen beim hirntoten Spender. Und das soll sich jetzt ändern.
"Da sind wir dabei, Qualitätszirkel einzurichten, um dafür zu sorgen und zu kontrollieren, wie die Entnahmequalität war, mit Entnahmechirurgen zu sprechen, wie Qualität gesteigert werden kann."
Dr. Axel Rahmel, medizinischer Vorstand der DSO. So belegt eine Studie aus Bayern, dass Chirurgen im Schnitt bei jeder sechsten Organentnahme Fehler machen. So werden zum Beispiel Blutgefäße verletzt oder sind fehlerhaft präpariert, sodass das Organ nur schlecht an die Gefäße des Organempfängers angeschlossen werden kann. Und auch beim Transport und schließlich beim Einpflanzen der Organe passieren Fehler.
Es gibt keine geregelte Ausbildung zum Transplantationsmediziner
Alles Gründe, warum in Deutschland 33 Prozent der transplantierten Lebern und 26 Prozent der Nieren schon nach einem Jahr nicht mehr funktionieren. Tatsache auch: Eine geregelte Ausbildung zum Transplantationsmediziner gibt es zwar in anderen Ländern wie USA oder Kanada, nicht aber in Deutschland. Und auch das muss sich ändern, fordert Prof. Björn Nashan, Präsident der Deutschen Transplantationsgesellschaft:
" Das ist eine ganz wichtige Sache, weil sie hier im Grunde genommen einen festen Standard schaffen, wie sie Leute schulen. Und auch ein bestimmtes, wenn auch nur für eine kleine Gruppe, aber ein festes Berufsmodell aufbauen mit regelmäßiger Schulung und Weiterbildung und vor allem das Ranführen an all die komplexen Dinge, die wir hier gerade besprochen haben. Das ist den meisten draußen gar nicht bewusst, wie komplex das Thema ist."
Eine weiteres Problem der Transplantationsmedizin: Man weiß noch zu wenig darüber, wie der beste Organspender für den jeweiligen Organempfänger, der auf der Warteliste steht, aussieht. Vorerkrankungen, Todeszeitpunkt, Alter – all diese Merkmale des Spenders tragen zum Erfolg der Transplantation bei. Die Frage ist nur: wie sehr?
"Unterm Strich ist es so: Der kann ja 45 sein, musste aber eine halbe Stunde reanimiert werden, liegt jetzt schon seit zwei Wochen im Krankenhaus auf der Intensivstation, erst nach zwei Wochen kam es dann zum Hirntod und zur Hirntod-Diagnose – ist das jetzt ein guter Spender oder eine schlechter Spender?"
Mittlerweile ist ein Transplantationsregister im Aufbau, damit lassen sich dann endlich eine Reihe dringend benötigter Daten erheben, zum Beispiel über den Langzeiterfolg oder Misserfolg von Organtransplantationen. Die Deutsche Stiftung Organtransplantation jedenfalls formulierte auf ihrem Kongress ein hoch gestecktes Ziel: Man wolle bei jedem einzelnen Schritt zwischen Organentnahme und Transplantation in Sachen Qualität weltweit führend werden. Damit die Organe, die überhaupt zur Verfügung stehen, im Empfänger möglichst viele Jahre funktionieren.