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Orientierung im Dschungel der Masterstudienangebote

In Berlin findet heute die Messe Master and More statt. 70 Aussteller wollen bei der Orientierung im Dschungel der Masterstudienangebote helfen. Das Interesse an Masterstudiengängen ist riesig - das Angebot hält dem bei Weitem nicht stand.

Von Anja Nehls | 24.11.2011
    Nichts ist ärgerlicher, als hungrig gutes Essen zu riechen und nichts zu bekommen. Den Studenten auf der Messe wird das ähnlich gehen - nur jeder dritte Student, der nach dem Bachelor weitermachen will, bekommt bundesweit einen Masterstudienplatz. Eine Alternative für Zahlungskräftige sind deshalb die privaten Unis. Franziska Rook von Leipziger Graduate School of Management erklärt zwei Studentinnen aus Berlin den Studienablauf:

    "Wenn ihr denn nach dem Abschluss erst ein halbes Jahr Praktikum machen wollt und erst dann mit dem Studium anfangt ist das auch nicht das Problem, weil Ihr noch jung genug seid."
    "Wenn wir fertig sind, sind wir 22 – das wird kein Problem sein oder?"
    "Nein"
    "Ich wollte vielleicht nach dem Bachelor noch mal ein Jahr aussetzen."
    "Ich glaube aber, dass wenn Du nur den Bachelor hast, dann kommst Du irgendwann an den Punkt, dass Du im Berufsleben nicht weiterkommst."
    "Ja, das ist auch mein Problem."

    An 70 Ständen präsentieren Unis, Fachhochschulen und private Business Schools über 1400 Masterstudiengänge. Für die ohnehin überlaufenen Unis ist das Öffentlichkeitsarbeit, für andere eine Chance. Die eine Hälfte der Anbieter kommt aus Deutschland, die andere Hälfte aus Europa. Und gerade die ausländischen Unis sind für viele Studenten für einen Masterstudiengang interessant, sagt Messeveranstalter Michael Lülf:

    "Ganz spannend ist, dass viel Unis, vor allem in den skandinavischen Ländern und Benelux Staaten ihre Master Programme in englischer Sprache anbieten und damit erschließen sie sich der gesamten europäischen Zielgruppe, ich kann also in Deutschland den Bachelor in deutsch gemacht haben und kann für den Master dann zum Beispiel nach Dänemark oder Schweden gehen und dann in einem Jahr zum Teil sehr kurz und ohne Studiengebühren, meinen Master absolvieren."

    Ganz so einfach ist das allerdings häufig nicht. Jeder Einzelfall ist anders, sagt Sebastian Horndasch, der auf der Messe einen Vortrag zur Auswahl des passenden Masterstudienganges hält:

    "Theoretisch kann man sich natürlich mit einem Bachelor auf den Master bewerben, aber dann haben die Masterstudiengänge bestimmte Voraussetzungen, die man erfüllen muss. Das sind durchaus Probleme, es ist kompliziert geworden, es gibt viele neue Möglichkeiten, aber die Herausforderungen sind auch gewachsen."

    Das Angebot ist fast unüberschaubar. Weit über 100 Masterstudiengänge bietet so manche Uni. Einige Studenten wandern einfach von Stand zu Stand, andere haben Fragen, viele Gespräche finden auf Englisch statt. Fast alle Stände sind gut besucht. Aber nur wenige Messebesucher wissen, wonach sie eigentlich genau suchen:

    "Ich habe zum Beispiel keine Ahnung was ich jetzt machen will, ich bin im 5. Semester Wirtschaftsinformatik und bin offen für Neues und will mich einfach informieren, Ausland wäre natürlich nicht schlecht." "Internationalität kommt besser an beim Arbeitgeber, man sammelt mehr Erfahrung."
    "Wir beide studieren Bildung und Erziehung, ich im 5. Semester sie ist im 7. Semester und wir wollen einfach gucke, welche Möglichkeiten wir haben, allerdings gibt’s für unseren Studiengang noch keinen Master und nun müssen wir gucken was in Pädagogik überhaupt existiert und zu wissen, was wir machen können."
    "Ich finde die Vorträge sehr interessant, also Einstiegsgehälter und so Sachen."
    "Ich möchte einen Master machen im Gesundheitswesen, am liebsten mit Krankenhausspezialisierung."

    Um Inhalte und Angebote geht es an den Ständen, aber auch um reine Werbung für den Standort. Die Uni London zeigt ein Foto der Londoner Tower Bridge, die Holländer präsentieren die Amsterdamer Grachten, die Bauhaus Uni Weimar wirbt mit Bildern von der Bauhaus Architektur. Viele Studenten träumen erst mal von einem attraktiven Studienort in den großen Städten und machen sich dann Gedanken über Studieninhalte. Interessant ist die Messe für Unis in der Provinz. Katrin Teisinger von der Uni in Landau will Studenten mit einem sehr speziellen und außergewöhnlichen Angebot nach Landau locken. Ecotoxicology.

    "Das ist der Einfluss von Landwirtschaft, von Pestiziden, Herbiziden, Fungiziden auf die Ökosysteme. Ecotoxicology ist wirklich einzigartig in Deutschland und wenn die Leute zwei Jahre bei uns den Master in Ecotoxicology gemacht haben, dann sind sie eigentlich international vermittelbar. Und die Joblage ist bestens, die werden teilweise abgeworben, bevor sie ihren Masterabschluss haben."

    Einstiegsgehälter und Jobchancen sind ein großes Thema auf der Messe- genauso wie die Grundsatzfrage ob ein Masterstudiengang für die Karriere unbedingt erforderlich ist. An der Berliner Humboldt Uni gab es auf 1800 Masterplätze 5500 Bewerbungen – die Chancen, einen zu ergattern stehen also nicht unbedingt gut. In vier Sälen gibt es auf der Messe gleichzeitig Vorträge. Vertreter aus der Wirtschaft, von ver.di oder der Agentur für Arbeit sprechen genauso wie Professoren, die die speziellen Programme ihrer Universitäten vorstellen. Mehrere tausend Studenten werden erwartet, um sich zumindest Appetit auf den Master zu holen.