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Orientierungshilfe für Vegetarier

Vegetarier haben es nicht leicht. Zwar gibt es inzwischen sogar schon viele vegetarische Fertiggerichte, wie die Gemüsepizza, Tütensuppen, oder der Auflauf aus der Tiefkühltruhe, doch auch in den scheinbar fleischlosen Produkten können sich tierische Bestandteile verstecken. Für den Käufer ist das nicht immer leicht zu erkennen. Ein neues Siegel soll hier Orientierungshilfe geben: das V-Label des Vegetarier Bundes, in Form einer Soja-Bohne. Seit drei Jahren gibt es dieses Label, doch in den deutschen Supermärkten ist es nur selten zu finden, anders als in den europäischen Nachbarländern.

Vov Sigrid Müller |
    "Also ich war jetzt gerade einkaufen, hab Milch gekauft und Obst. So Fertigprodukte würde ich nicht kaufen, weil ich nicht weiß, was denn da so an Zutaten drin ist und deswegen kann ich mir nicht sicher sein als Vegetarierin, ob da nun Milcheiweiß, Gelatine und so weiter drin ist. "

    Für Menschen, die kein Fleisch essen, ist der schnelle Griff in die Tiefkühltruhe ziemlich schwierig. Auch wenn Fertiggerichte auf den ersten Blick nur aus Gemüse bestehen, muss die Zutatenliste genau studiert werden. Bisher ist bei Fertiggerichten wie Suppen und Saucen oft nicht zu erkennen ob zum Beispiel Fleischbrühe als Zutat drinsteckt oder ob sich hinter dem Begriff "tierisches Fett" Butter oder Schlachtfett verbirgt. Dieses Problem soll das Europäische Vegetarismus Label lösen. Bei uns wird das Signet mit der stilisierten Sojabohne in V-Form seit drei Jahren vom Vegetarierbund vergeben. Ein Logo, das auf jeden Fall beim Einkauf hilft, meint Angela Clausen von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Wesfalten:

    "Grundsätzlich ist es so, dass sich auch die Verbraucherzentralen für die Durchsetzung des Vegetarierlabels stark machen. Es ist einfach eine größere Klarheit. Ich persönlich kann entscheiden, ich möchte keine Produkte vom Tier drin haben und bin ganz sicher, dass jeder Hersteller unter dem Begriff vegetarisch dasselbe versteht. "

    Das ist noch längst nicht der Fall. Zwar kennzeichnen inzwischen etliche große Lebensmittelkonzerne ihre Fertigprodukte mit dem Vermerk "vegetarisch" oder "rein pflanzlich". Aber auf diese Angaben ist nicht immer Verlass, so die Kritik von Hildegund Schollvien vom Vegetarierbund:

    "Manche haben ein ganz eigenartiges Verständnis von vegetarisch. Dann geht dann doch Fischöl mit rein und Schweineschmalz und ähnliches und das darf nicht sein."

    Hersteller dagegen, die das offizielle V-Label beim Vegetarierbund beantragen, müssen einen ausführlichen Fragenkatalog zu ihren Produkten beantworten. Grundsätzlich dürfen Lebensmittel mit dem Label keine Substanzen von getöteten Tieren enthalten. Alle Zutaten von lebenden Tieren wie Milch, Eier und Käse müssen aus artgerechter Tierhaltung stammen. Die Prüfrichtlinien sind EU weit einheitlich und werden streng kontrolliert:

    "Die ganzen Zutaten müssen bis im Detail drinstehen und wenn irgendwelche Probleme auftauchen bei Stoffen und Zutaten oder irgendwelchen E Nummern, dann wird unter Umständen auch ein Labor eingeschaltet, das dann mit speziellen Meßmethoden feststellen kann, ob tierische Produkte dabei sind oder nicht."

    Doch nicht nur die Zutaten, auch die Herstellungsprozesse müssen offen gelegt werden. So ist zum Beispiel bei Produkten mit dem V-Label ausgeschlossen, dass Fruchtsäfte oder Essig mit Gelatine geklärt wurden oder für die Käseherstellung Lab aus Kälbermägen verwendet wurde. Doch nicht nur für Vegetarier ist das V-Label eine Hilfe sondern auch:

    "Für Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen bestimmte Lebensmittel mit tierischen Produkten meiden müssen. Leute mit Lebensmittelallergien zum Beispiel und auch solche, die durch Lebensmittelskandale verunsichert sind, weil die meist mit tierischen Produkten verbunden waren."

    In Italien oder in Großbritannien sind vegetarische Produkte mit dem grünen V-Label in Supermärkten schon längst Alltag. In Deutschland ist man noch längst nicht soweit. Sehr zum Bedauern des Vegetarierbundes halten sich die meisten Hersteller hierzulande immer noch zurück:

    "Ich vermute, dass die Zutaten - dass sie die nicht gerne offen legen wollen. Es geht auch nicht nur um die Zutaten sondern auch um die Herstellungsverfahren. Viele haben da doch Hemmungen das alles offen zu legen."

    Rund 100 Produkte - meist Tiefkühlgerichte und Konserven - tragen bisher bundesweit das grüne V-Siegel. Zu kaufen gibt es die Fertiggerichte zurzeit nur in Bio-Läden und Reformhäusern. Das soll sich in Zukunft ändern. Der Vegetarierbund will auch die größeren Lebensmittelhersteller überzeugen, damit Fertigprodukte mit dem V-Logo endlich auch die Supermärkte erobern.