Wenige Museen weltweit verfügen über eine solche wissenschaftlich-technische Ausstattung wie die National Gallery am Londoner Trafalgar Square. Eine eigene Abteilung verrichtet die Arbeit, die anderswo fremden Labors übertragen werden muss: die physikalische und chemische Analyse von Leinwänden, Holztafeln und Pigmenten.
Diese Arbeit wird, ganz allgemein gesprochen, aus drei Gründen immer wichtiger: Erstens wird man allmählich gewahr, wie riesig das Ausmaß der selbst in renommiertesten Museen hängenden Fälschungen ist; zweitens geht es auf einem weiterhin alle Rekorde brechenden Kunstmarkt um gewaltige Summen; und drittens hat sich das wissenschaftliche Methodenarsenal derart verbessert und verfeinert, dass man mittlerweile Dinge beweisen kann, die noch vor einigen Jahren bloß böse Vermutungen blieben.
All dies wird nun in einem vor zwanzig Jahren errichteten Nebengebäude der National Gallery, dem "Sainsbury Wing", sozusagen in Form eines kuratorischen Krimis präsentiert. Der moderne Sherlock Holmes durchdringt Farbschichten mit Röntgenstrahlen und bringt Unterzeichnungen mit Infrarotverfahren zum Vorschein; wenn es da zum Beispiel Abweichungen zwischen dem ursprünglichen Plan des Künstlers und der endgültigen Ausführung gibt, dann ist das durchaus ein Indiz für die Echtheit des betreffenden Gemäldes, denn ein Fälscher, der bloß eine Kopie anfertigt, würde sich nicht während der Arbeit überlegen, einzelne Bildelemente anders zu platzieren.
Mit Chromatografie und Massenspektrometrie kann man die chemische Natur von Farbpartikeln untersuchen, und die Dendrochronologen können aufs Jahr genau bestimmen, wann ein Holzbrett frühestens bemalt worden sein kann. Wenn das, wie im Fall des Bildes "Junger Mann mit Totenkopf" mehr als ein Jahrzehnt nach dem Tod von Hans Holbeins d.J. war, dann ist es – wir sprechen von einem konkreten Beispiel aus der National Gallery – um die prominente Zuschreibung geschehen.
Immerhin handelt es sich um ein echtes Werk eines anderen Künstlers, der nichts dafür kann, dass man ihn eine Zeit lang für Holbein gehalten hat. Krasser und krimineller sind jene Fälschungen, die einem gleich im ersten Raum der Ausstellung begegnen: da hat jemand die Krakelüren, jene typischen Haarrisse, die sich bei alten Gemälden im Firnis bilden, mit Grafitstift gezeichnet, und die Oberfläche dann mit Schellack überzogen. 1923, als die National Gallery das betreffende Porträt erwarb, glaubte man noch, ein Werk der Renaissance vor sich zu haben; in Wirklichkeit war es 1923 erst ein paar Jahre alt.
Zwischen Trugschlüssen und Betrügereien rangiert jene Gruppe von Bildern, die zwar eigentlich echt sind, aber nachträglich verändert wurden wie jenes Porträt aus dem 15. Jahrhundert, das die National Gallery just zur Eröffnung des Sainsbury-Flügels vor zwanzig Jahren erworben hatte. Das Bild zeigte einen Mann, der eine runde Kappe auf dem Kopf trug und vor einem blauen Hintergrund saß. Es war dieser Hintergrund, der den Leiter der wissenschaftlichen Forschungsabteilung des Hauses, zuerst misstrauisch machte: die Farbschicht fühlte sich auf charakteristische Weise rau an, und mit Hilfe der energiedispersiven Röntgen-Spektrometrie ließ sich die Vermutung beweisen, dass es sich um sogenanntes Preußischblau handelt, ein Pigment, das erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts erfunden wurde.
Diese Arbeit wird, ganz allgemein gesprochen, aus drei Gründen immer wichtiger: Erstens wird man allmählich gewahr, wie riesig das Ausmaß der selbst in renommiertesten Museen hängenden Fälschungen ist; zweitens geht es auf einem weiterhin alle Rekorde brechenden Kunstmarkt um gewaltige Summen; und drittens hat sich das wissenschaftliche Methodenarsenal derart verbessert und verfeinert, dass man mittlerweile Dinge beweisen kann, die noch vor einigen Jahren bloß böse Vermutungen blieben.
All dies wird nun in einem vor zwanzig Jahren errichteten Nebengebäude der National Gallery, dem "Sainsbury Wing", sozusagen in Form eines kuratorischen Krimis präsentiert. Der moderne Sherlock Holmes durchdringt Farbschichten mit Röntgenstrahlen und bringt Unterzeichnungen mit Infrarotverfahren zum Vorschein; wenn es da zum Beispiel Abweichungen zwischen dem ursprünglichen Plan des Künstlers und der endgültigen Ausführung gibt, dann ist das durchaus ein Indiz für die Echtheit des betreffenden Gemäldes, denn ein Fälscher, der bloß eine Kopie anfertigt, würde sich nicht während der Arbeit überlegen, einzelne Bildelemente anders zu platzieren.
Mit Chromatografie und Massenspektrometrie kann man die chemische Natur von Farbpartikeln untersuchen, und die Dendrochronologen können aufs Jahr genau bestimmen, wann ein Holzbrett frühestens bemalt worden sein kann. Wenn das, wie im Fall des Bildes "Junger Mann mit Totenkopf" mehr als ein Jahrzehnt nach dem Tod von Hans Holbeins d.J. war, dann ist es – wir sprechen von einem konkreten Beispiel aus der National Gallery – um die prominente Zuschreibung geschehen.
Immerhin handelt es sich um ein echtes Werk eines anderen Künstlers, der nichts dafür kann, dass man ihn eine Zeit lang für Holbein gehalten hat. Krasser und krimineller sind jene Fälschungen, die einem gleich im ersten Raum der Ausstellung begegnen: da hat jemand die Krakelüren, jene typischen Haarrisse, die sich bei alten Gemälden im Firnis bilden, mit Grafitstift gezeichnet, und die Oberfläche dann mit Schellack überzogen. 1923, als die National Gallery das betreffende Porträt erwarb, glaubte man noch, ein Werk der Renaissance vor sich zu haben; in Wirklichkeit war es 1923 erst ein paar Jahre alt.
Zwischen Trugschlüssen und Betrügereien rangiert jene Gruppe von Bildern, die zwar eigentlich echt sind, aber nachträglich verändert wurden wie jenes Porträt aus dem 15. Jahrhundert, das die National Gallery just zur Eröffnung des Sainsbury-Flügels vor zwanzig Jahren erworben hatte. Das Bild zeigte einen Mann, der eine runde Kappe auf dem Kopf trug und vor einem blauen Hintergrund saß. Es war dieser Hintergrund, der den Leiter der wissenschaftlichen Forschungsabteilung des Hauses, zuerst misstrauisch machte: die Farbschicht fühlte sich auf charakteristische Weise rau an, und mit Hilfe der energiedispersiven Röntgen-Spektrometrie ließ sich die Vermutung beweisen, dass es sich um sogenanntes Preußischblau handelt, ein Pigment, das erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts erfunden wurde.