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Orkantief "Xaver"
Schotten dicht und nicht mehr Auto fahren

Orkantief "Xaver" braut sich über Grönland zusammen und wird ab morgen in Norddeutschland für bange Momente sorgen. Wolfram Geier vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz rät zur Vorsorge: Gegenstände im Freien sichern, sich auf einen Stromausfall vorbereiten und am besten zu Hause bleiben.

Wolfram Geier im Gespräch mit Jule Reimer | 04.12.2013
    Jule Reimer: Der Norden kann sich warm anziehen: Orkantief Xaver braut sich derzeit über Grönland zusammen. Ab morgen werden an den Küsten Wasserstände erwartet, die knapp an der Grenze zu einer schweren Sturmflut liegen, heißt es. Das norddeutsche Binnenland muss mit orkanartigen Böen rechnen, die locker über 120 Kilometer pro Stunde liegen.
    Am Telefon in Bonn begrüße ich Wolfram Geier, beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe zuständig für die Notfallvorsorge und kritische Infrastruktur. Herr Geier, wie bereiten Sie sich als Bundesamt denn auf dieses Unwetter vor?
    Wolfram Geier: Schönen guten Tag, Frau Reimer. Wir im Bundesamt für Bevölkerungsschutz, wir empfehlen der Bevölkerung, gerade in der Winterzeit, in der sich das Risiko für schwere Winterstürme sowohl fürs Binnenland als auch für die Küstenregion deutlich verschärft, sich vor solchen Ereignissen entsprechend vorzubereiten, indem beispielsweise mal geguckt wird, ob die Dächer dicht sind, ob Ziegel locker sind, ob beispielsweise lose Gegenstände auf Veranden, auf Balkonen und sonst wo vorhanden sind, die es zu sichern gilt.
    Wir empfehlen den Bürgern auch, für den Fall, dass durch schwere Sturmereignisse Infrastrukturen ausfallen wie zum Beispiel die Stromversorgung, dass sie einen gewissen Notvorrat zuhause haben, dass sie Taschenlampen und batteriegetriebene Radiogeräte zuhause haben. Solche Vorsorgeempfehlungen geben wir grundsätzlich unserer Bevölkerung.
    Reimer: Das ist alles, was ich jetzt tun kann. Rechnen Sie denn mit Stromausfällen? Wissen Sie da schon, was auf Sie zukommt?
    Geier: Wir hatten, wenn Sie sich erinnern an den schweren Wintersturm 2005 im Münsterland, ja einen mehrtägigen Stromausfall. Durch eine besondere meteorologische Situation kam es ja dazu, dass Hochspannungsleitungen umgeknickt sind und damit die Stromversorgung für über 250.000 Menschen seinerzeit fast eine Woche lang gestört war. Insofern muss man bei schweren Sturmereignissen auch immer mit dem Ausfall von kritischen Infrastrukturen, insbesondere von Stromversorgungsleistungen rechnen.
    Vor allem Mobiltelefone funktionieren nicht mehr
    Reimer: Würden in solchen Fällen denn auch die Handys erst mal noch funktionieren oder nicht?
    Geier: In der Regel funktionieren die Handys erst mal eine Weile. Allerdings haben wir die Erfahrung gemacht, dass bei längerfristigen Stromausfällen dann auch insgesamt die Telekommunikation peu à peu anfängt zusammenzubrechen, dass das Festnetz bei Stromausfällen sowieso gestört ist, dass die Mobilfunkanlagen in der Regel nach sechs bis acht Stunden beginnen auszufallen. Allerdings verzeichnen wir gerade in solchen Situationen ja auch erhöhtes Telefonaufkommen. Das heißt, Leitungen sind sehr schnell überlastet und es kann dann einfach aufgrund von dieser Überlastung zu Zusammenbrüchen im Telekommunikationsnetz kommen.
    Reimer: Es besteht dann, wenn es richtig weht, ja irgendwann auch, sagen wir mal, die Notwendigkeit, darüber nachzudenken, ob ich noch auf die Straße gehen soll. Ab wann erkenne ich das denn? Ab wann weiß ich das denn?
    Geier: Da können Sie auf jeden Fall die Warnwetterseiten des Deutschen Wetterdienstes in Anspruch nehmen. Der Wetterdienst als die Einrichtung in Deutschland, die sich mit Wettervorhersagen und auch mit amtlichen Wetterwarnungen beschäftigt, gibt hier ganz konkrete Empfehlungen, ab wann man beispielsweise durch visuelle Wahrnehmungen, wie bewegen sich Äste, wie stark werden Äste durch den Wind bewegt, wie man eine Sturm- oder eine Windstärke einschätzen kann. Und wir empfehlen als BBK auf jeden Fall, dass bei Sturmwarnungen die Leute den Verkehr, sofern er nicht notwendig ist, massiv einschränken sollten, und wenn der Sturm dann tatsächlich über einen hereingebrochen ist, man auch tatsächlich feste Unterkünfte aufsuchen sollte.
    Reimer: Sagen Sie uns bitte noch mal: Sie als Bundesamt, bereiten Sie sich jetzt ganz speziell auf dieses Unwetter vor in irgendeiner Form, oder warten Sie erst mal ab und da sind andere zuständig?
    Geier: Wir für unsere Einrichtung machen das, was wir auch dem Bürger und anderen Behörden empfehlen. Wir machen unsere Behörde bei solchen Wetterwarnungen ebenfalls sturmdicht. Wir überprüfen, ob die Fenster geschlossen sind, ob es irgendwo lose Gegenstände gibt.
    Reimer: Sind Sie das zuständige Amt, oder sind da andere zuständig?
    Geier: Grundsätzlich für den Katastrophenschutz und die Katastrophenvorsorge sind die Länderbehörden zuständig, die Länderinnenministerien, die für ihren Bereich, also den Zuständigkeitsbereich des jeweilig betroffenen Bundeslandes, dann auch Warnungen aussprechen. Und für die Wetterwarnungen generell ist der Deutsche Wetterdienst zuständig.
    Reimer: Zum Orkantief Xaver Informationen von Wolfram Geier vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Vielen Dank für diese Aufklärung.
    Geier: Gerne, Frau Reimer.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.