Warum die Hüttensänger, die zu den Sperlingsvögeln gehören, auf Englisch Bluebirds heißen, ist naheliegend: "They're very blue!"
Seit 15 Jahren erforscht Renée Duckworth von der University of Arizona in Tucson die Hüttensänger. "Es gibt drei Arten von Hüttensängern in den USA. Und alle haben leuchtend blaue Federn am Rücken, an den Flügeln und am Schwanz."
Renée Duckworth will herausfinden, wie die Weibchen das Verhalten ihres Nachwuchses beeinflussen können. In früheren Studien konnten sie und ihr Team zeigen, dass die Weibchen der Blaukehl-Hüttensänger einerseits männliche Küken zur Welt bringen, die später auswandern, und andererseits männliche Küken, die sich ein Territorium in unmittelbarer Nähe suchen.
Unterschiedliche Hormonkonzentration in den Eiern
"Die Männchen, die aus den zuerst gelegten Eiern schlüpfen, können später recht aggressiv werden. Das sind die, die auswandern. Aber die Männchen, die aus den zuletzt gelegten Eiern schlüpfen, sind eher friedfertig und wandern nicht aus. Wir vermuteten, dass dies mit der Menge an Testosteron zusammenhängen könnte, das die Weibchen in die Eier einlagern."
Die Ornithologin entnahm einigen Eiern etwas Dotter und bestimmte die Menge an Testosteron im Labor. Und tatsächlich enthielten die zuerst gelegten Eier mehr von dem Sexualhormon als die zuletzt gelegten. Die Biologen wollten dann herausfinden, was der Auslöser für diese unterschiedlichen Hormonkonzentrationen in den Eiern ist. Vorangegangene Studien legten den Schluss nahe, dass es nicht etwa mit der Anzahl der Eier, sondern mit der Anzahl der Nistplätze zusammenhängen könnte.
Deshalb hängten die Forscher in einem Kontrollgebiet nur einen Nistkasten auf, in den Untersuchungsgebieten aber mehrere. Renée Duckworth und ihr Team filmten das Verhalten der Weibchen kurz vor der Eiablage.
"Die Weibchen, die nur einen Nistkasten zur Verfügung hatten, wurden ständig von anderen Vögeln attackiert, die ihnen den Nistplatz streitig machten. In den anderen Gebieten, wo zusätzliche Nistkästen waren, konnten die Hüttensänger in Ruhe brüten. Wir glauben, dass dies den Hormonhaushalt der Weibchen beeinflusst und dann eben auch, wie viel Testosteron sie in die Eier einlagern."
Die Verfügbarkeit von Nistplätzen scheint demnach der Auslöser dafür zu sein, wie viel Testosteron in die Eier kommt und wie viele männliche Küken schlüpfen, die später aggressiv werden und sich neue Territorien fernab suchen. Das scheint eine sinnvolle Strategie zu sein, wenn die Nistmöglichkeiten zu Hause rar sind.
"Wenn sich die Umweltbedingungen schneller ändern als sich der Nachwuchs daran anpassen kann, dann sind die Mütter in einer Schlüsselposition: Sie können durch die Hormone im Ei oder bei Säugetieren durch Nährstoffe für den Fetus ihren Nachwuchs in gewissem Umfang auf die sich ändernde Umwelt vorbereiten."
In diesem Fall allerdings geht das auf Kosten von anderen: Wenn die durchsetzungsstarken Blaukehl-Hüttensänger-Männchen neue Territorien besiedeln, verdrängen sie die dort bereits ansässigen Berghüttensänger.