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Oslo
Santos nennt Friedensnobelpreis "Geschenk des Himmels"

Der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos hat in einer feierlichen Zeremonie in Oslo den Friedensnobelpreis entgegengenommen. Er widmete ihn allen Kolumbianern - vor allem aber den 220.000 Menschen, die im 50-jährigen Bürgerkrieg des Landes getötet wurden, und den acht Millionen Vertriebenen.

    Der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos nimmt den Friedensnobelpreis entgegen.
    Der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos nimmt den Friedensnobelpreis entgegen. (picture alliance / dpa / Haakon Mosvold Larsen)
    Mehr als 50 lange Jahre dauerte der Bürgerkrieg in Kolumbien. Es war der blutigste und längste Konflikt auf dem lateinamerikanischen Kontinent. Er hatte sich in den Sechzigerjahren an Landkonflikten und sozialer Ungerechtigkeit entzündet. Mehrere Rebellengruppen, paramilitärische Todesschwadronen und die kolumbianische Regierung waren daran beteiligt.
    Der 65-jährige Santos erhalte den Friedensnobelpreis für sein "entschlossenes Bemühen", den Bürgerkrieg in seinem Land endlich zu beenden, hatte das Nobelpreiskomitee in Oslo im Oktober bei der Bekanntgabe des diesjährigen Preisträgers erklärt.
    Rebellenvertreter "im Herzen anwesend"
    Das Volk von Kolumbien mache "mit Unterstützung unserer Freunde aus aller Welt das Unmögliche möglich", sagte Santos bei der Zeremonie in der norwegischen Hauptstadt Oslo - im Beisein mehrerer Opfervertreter.
    Unter ihnen befand sich auch die frühere Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt, die mehr als sechs Jahre ihres Lebens in der Geiselhaft der Farc-Guerilla verbracht hatte. Vertreter der Farc hatte Santos nicht zu der Preisverleihung eingeladen, aber betont, die Rebellen seien "im Geist und im Herzen anwesend".
    Vier Jahre lang hatte der kolumbianische Präsident gegen großen Widerstand der konservativen Opposition um einen Friedensvertrag mit den Rebellen gerungen. Seit Anfang Dezember ist ein Abkommen in Kraft. Die erste Fassung eines Friedensvertrages war im Oktober in einem Volksentscheid mit knapper Mehrheit abgelehnt worden. Eine überarbeitete Version wurde Ende November vom Kongress verabschiedet.
    "Eine Welt ohne Krieg"
    Das Friedensabkommen für Kolumbien könne "als Modell zur Lösung aller bewaffneten Konflikte dienen, die es auf der Welt noch zu lösen gilt", etwa in Syrien, sagte Santos. "Dank dieses Abkommens können wir sagen, dass der amerikanische Kontinent - von Alaska bis Patagonien - friedliches Land ist." Er frage sich, warum nicht in beiden Hemisphären Krieg enden könne. "Vielleicht können wir mehr denn je wagen, uns eine Welt ohne Krieg vorzustellen."
    Doch das Abkommen ist nur ein erster Schritt: Die rund 5800 Farc-Kämpfer müssen ihre Waffen bis April abgegeben. Mit der kleineren ELN-Guerilla gibt es noch keinen Friedensvertrag. Einen solchen strebt Santos als nächstes an.
    "Versöhnung nicht über Nacht"
    "Es ist immer noch ein langer Weg zu gehen", mahnte Nobeljurorin Berit Reiss-Andersen bei der Feier. "Nach 50 Jahren des bitteren Konflikts geschieht die Versöhnung nicht über Nacht." Der Preis sei auch "als Tribut an das kolumbianische Volk gedacht - ein Volk, das die Hoffnung auf Frieden trotz großer Nöte und unzähliger Ungerechtigkeiten nie aufgegeben hat".
    Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) erklärte, Kolumbien setze ein Zeichen der Hoffnung: "Ich wünsche Santos, dass ihm der Friedensnobelpreis Kraft und Ansporn gibt, weiterhin mit vollem Einsatz für einen dauerhaften Frieden in Kolumbien zu arbeiten."
    Der Friedensnobelpreis ist die einzige der renommierten Nobel-Auszeichnungen, die in Oslo überreicht wird. Jeder Nobelpreis ist mit einem Preisgeld von rund 825.000 Euro dotiert.
    (sdö/am)