Vor der Osnabrücker Mensa haben viele Studenten noch gar nichts von dem Wechsel an der Spitze ihrer Universität gehört. Die anderen aber, versprechen sich einiges von Deutschlands jüngster Uni-Präsidentin:
"Viel Energie und Motivation etwas zu verändern. Ich finde es schön, weil ich sie sehr sympathisch finde. Sie wirkt sehr engagiert und gibt sich glaube ich sehr viel Mühe, das Uni-Leben zu verbessern. Ich hoffe, dass sie gerade, was die Frage der Gleichstellung und der Chancen von Frauen im universitären Bildungssystem, dass sie sich dafür einsetzen wird."
Das Thema Gleichstellung im Wissenschaftsbetrieb bringt Susanne Menzel-Riedl schon durch ihre Biografie mit. Sie hat zwei Kinder – sechs und sieben Jahre alt. Gemeinsam mit ihrem Mann weiß sie, was es heißt Familie und Karriere unter einen Hut zu bringen.
Das funktioniert dank "einem guten sozialen Umfeld, für das wir uns dann auch Zeit nehmen und dass es uns gelungen ist, als Familie, als Paar Aushandlungsprozesse gut und konstruktiv zu nutzen. Ich weiß, aber nicht wie das Patentrezept dafür aus sieht. Ich glaube, was aber zumindest wichtig ist, als Frau eine Vorbildfunktion zu erfüllen. Im Sinne von, zu sehen, es gibt zumindest eine Person oder zwei oder drei, die diesen Weg gegangen sind und dieser Weg ist nicht unmöglich. Und das zu sehen, macht ganz, ganz viel mit jungen Frauen, die sich vielleicht auch überlegen, beruflich weiter zu gehen."
Ansprüche aus Politik und Wirtschaft
Mit 43 Jahren ist Susanne Menzel-Riedl nur zwei Jahre jünger als die Universität Osnabrück selbst. Sie will das Profil dieser jungen Universität weiter schärfen, sie zum Ort des Austauschs mit der Gesellschaft machen und sie internationaler ausrichten. Und: sie will kämpfen gegen zu viele Ansprüche aus Politik und Wirtschaft:
"Das berührt beispielsweise auch Debatten, dass man die Akademisierung bestimmter Berufsgruppen – die ich grundsätzlich begrüße – nicht auf Kosten bestehender Studienangebote machen kann und Universitäten als Servicedienstleister für Berufsausbildung sehen kann. Wir wollen diese Aufgabe sehr, sehr gerne annehmen, als Universitäten, aber sie darf nicht Sparmodell werden, um die Breite von Lehre und Forschung, einzuschränken."
An der Universität Osnabrück trifft das die künftige akademische Ausbildung der Psychotherapeuten, an anderen Unis das Hebammen-Studium:
"Und wenn ich dann höre, dass wir das aus eigenen Mitteln machen und andere Studienplätze dort rein geben sollen, dann ist das für mich keine Option."
Umweltschutz und Forschung
Die neue Chefin in Osnabrück wohnt in Münster – und will auch als Präsidentin weiter mit Zug und Rad zur Arbeit pendeln. Ihr graut es schon vor der Zeit, wenn im Herbst die Strecke Münster Osnabrück gesperrt ist. Denn täglich Autofahren, das kann sie sich überhaupt nicht vorstellen. Klimaschutz ist ihr Ding – das war es auch als Forscherin. Da hat sie sich in der Biologiedidaktik mit der Frage beschäftigt: Unter welchen Umständen schützen Menschen ihre Umwelt?
"Um zu erklären, welchen Erfahrungshorizont haben Menschen, die sich für die Umwelt einsetzen, im Vergleich zu denen, die das nicht machen. Das ist natürlich ein topaktuelles Thema und jeden Tag, wenn ich in die Zeitung schaue, sehe ich wieder neue Forschungsfragen, die da dran hängen."
Allerdings: das ist der Preis, den sie als Uni-Präsidentin zahlen muss – für Forschung fehlt künftig die Zeit: "Und das tut mir richtig weh, dass ich da jetzt nicht weiter machen kann."