Gegen 17 Uhr Ortszeit erschütterte eine Explosion das Zentrum von Donezk. In einem Restaurant war eine Bombe gezündet worden. Dort hatten sich Alexander Sachartschenko, Anführer der sogenannten Donezker Volksrepublik, und Gefährten von ihm aufgehalten. Sachartschenko verstarb später im Krankenhaus. Ein sogenannter Minister der Donezker Separatisten wurde schwer verletzt.
In Russland, das die Separatisten unterstützt, wurde der Anschlag augenblicklich zum zentralen Nachrichtenthema. Präsident Vladimir Putin sprach von einem "niederträchtigen Mord" und gab der ukrainischen Regierung die Verantwortung. In einer Erklärung heißt es wörtlich "Sie wollen keine friedliche, politische Lösung des Konflikts, sie wollen keinen wirklichen Dialog mit den Bürgern im Südosten der Ukraine".
Das russische Ermittlungskomitee, eine Art Sonderstaatanwaltschaft, leitete ein Verfahren wegen "internationalen Terrorismus" ein
Mediale Stilisierung
Das russische Staatsfernsehen schaltete zu einem seiner Kriegskorrespondenten, Ewgenij Poddubnyj, der Sachartschenko als Helden darstellte:
"Über ihn sollte man in erster Linie wie über einen Krieger sprechen, der auch im Krieg umgekommen ist. Er lebte die Idee einer unabhängigen Donezker Volksrepublik und tat davor alles, war er konnte. Er war absolut ehrlich und furchtlos."
Die Separatisten erklärten, sie hätten bereits eine Gruppe von Männern verhaftet, die den Anschlag verübt habe. Dabei handele es sich um ukrainische Spione und ihre Helfer. Auch Denis Puschylin, Vorsitzender des sogenannten Parlaments der selbsternannten Republik, machte die ukrainische Regierung verantwortlich. Die Separatisten würden sich für den Anschlag rächen, fügte er hinzu.
Die ukrainische Regierung wies die Vorwürfe indes zurück. Der Sprecher des Geheimdienstes SBU Ihor Huskow sagte, vielmehr könnten Konflikte der Separatisten untereinander zum Anschlag geführt haben:
"Dahinter könnte der Streit stecken, wie bestimmte Firmen und Wertgegenstände, die ihren Eigentümern geraubt wurden, unter ihnen aufgeteilt werden. Wir schließen aber nicht aus, dass der russische Geheimdienst hinter dem Anschlag steht, der eine Figur mit zweifelhaftem Ruf aus dem Weg räumen wollte. Die russische Führung war zuletzt nicht mehr zufrieden mit ihm."
Reihe von tödlichen Anschlägen
Tatsächlich gab es in den sogenannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk schon eine ganze Reihe von tödlichen Anschlägen auf Führungsfiguren, insbesondere auf Kommandeure. Immer wieder machten die Separatisten die Regierung in Kiew verantwortlich, ohne dafür Beweise vorlegen zu können.
Der 42jährige Sachartschenko ist das bisher prominenteste Opfer so eines Anschlags. Der gelernte Elektromechaniker war von Anfang an bei den Separatisten aktiv und über vier Jahre lang der Anführer in Donezk. Sachartschenko galt als diszipliniert und berechenbar, zumindest im Vergleich mit anderen führenden Separatisten. Er habe sich stets an alle Vorgaben aus Moskau gehalten, sagen Beobachter.
Unklar ist, welche Folgen der Anschlag haben könnte. Die ukrainische Armee und die Separatisten hatten sich erneut auf eine Waffenruhe geeinigt, die seit Mittwoch gilt. Sie wurde wegen des Schulbeginns in der kommenden Woche vereinbart. Die Waffenruhe wird zwar nicht vollkommen eingehalten, hat die Anzahl der Feuergefechte jedoch reduziert. Nun könnten die Kämpfe wieder heftiger werden, meinen Beobachter.