Millionen, Abermillionen von Heuschrecken-Larven kriechen über den Boden. Es ist die Generation 2.0, wie sie manche Experten nennen. Sehr viel zahlreicher noch als die erste Generation von Heuschrecken, die seit Ende vergangenen Jahres über Ostafrika herfällt und die Eier legte, aus denen jetzt der Nachwuchs schlüpft.
In Kenia wollen die Verantwortlichen alles tun, damit aus den Larven keine ausgewachsenen Heuschrecken werden. Die kriechenden und hüpfenden Insekten werden mit Pestiziden besprüht, sagt Marc Odondo, der für diesen Einsatz in einer Gegend nördlich der Hauptstadt Nairobi verantwortlich ist.
"Die frisch geschlüpften Heuschrecken können von den Teams am Boden gut bekämpft werden. Sie haben noch keine harte Haut entwickelt, darum tötet sie jeder Kontakt mit den Chemikalien sofort. Außerdem können sie nicht entwischen, denn sie haben ja noch keine Flügel, um zu fliegen. Darum ist jetzt die richtige Zeit, sie zu besprühen", sagt Odondo.
Die Einsatzteams sind inzwischen in zahlreichen Regionen Kenias unterwegs. Junge Freiwillige wurden für den Umgang mit den Pestiziden ausgebildet. Die Heuschrecken sind bisher vor allem über Gebiete hergefallen, in denen Halbnomaden mit ihrem Vieh leben. Aber auch einige Felder in Kenia wurden schon heimgesucht.
Gefahr für die Nahrungsversorgung
Der Vertreter der Landwirtschaftsbehörde einer betroffenen Region, Julius Likaria, fürchtet um die Nahrungsmittelsicherheit: "Ich bin besorgt, denn wenn es uns nicht gelingt, die Zahl der Larven zu begrenzen, werden sich noch sehr viel größere Schwärme von Heuschrecken bilden. Dann wird es zum einen nicht mehr genug Futter für das Vieh geben. Zum anderen können die Heuschrecken die Ernten zerstören. Sie verwüsten einfach alles."
Kenia ist besonders von den Heuschreckenschwärmen betroffen, aber auch in den Nachbarländern breiten sich die Insekten aus. Somalia hat wegen der Plage den Notstand ausgerufen. Der Generalsekretär der Vereinten Nationen rief Ende Februar dazu auf, mehr Geld für den Kampf gegen die Heuschrecken zur Verfügung zu stellen. Ursprünglich hatten die UN Kosten von rund 75 Millionen Dollar für Pestizide und anderes kalkuliert. Doch das reiche nicht mehr, sagt der Sprecher Stephane Dujarric:
"Die Mittel, um die Plage unter Kontrolle zu bekommen, sind zu langsam eingegangen. Die Heuschrecken haben ihre Invasion in Ostafrika fortgesetzt. Jetzt haben sich die nötigen Ausgaben verdoppelt. Das Welternährungsprogramm warnt, dass Nahrungsmittelhilfe noch deutlich teurer würde. Die Kosten dann wären 15 mal so hoch wie die Ausgaben, um die Verbreitung zu verhindern."
Wenn das Versprühen von Pestiziden gegen die frisch geschlüpften Larven nicht erfolgreich ist, werden sie wohl bald wieder über die Region herfallen. Einsatzkoordinator Marc Odondo rechnet damit, dass noch viel Arbeit auf ihn zukommt: "Du kannst nicht sagen, dass du morgen oder in den nächsten Tagen fertig bist. Es hängt alles davon ab, wie sich die Situation weiter entwickelt."