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Ostafrika
Die Menschenrechtslage in Eritrea und Äthiopien

Nach wie vor flüchten viele Eritreer und Äthiopier aus ihrer Heimat aufs europäische Festland oder nach Großbritannien. Wegen Menschenrechtsverletzungen, Hunger und Perspektivlosigkeit, berichtete Ostafrika-Korrespondentin Linda Staude. Sie hatte die seltene Gelegenheit, auch Eritrea mit eigenen Augen zu sehen.

Linda Staude im Gespräch mit Britta Fecke |
    Flüchtlinge und ein Laster auf einer Straße in Calais
    Migranten auf einer Straße in Calais. Viele versuchen, unbemerkt an Bord eines Lasters nach Großbritannien zu gelangen. (Imago)
    Trotz eines starken Wirtschaftswachstums in der gesamten Region seien in beiden Ländern Armut und Lebensmittelversorgung nach wie vor ein Problem. In Dürrejahren drohten Hungersnöte.
    Das Hauptproblem sei aber die Menschenrechtslage. "Die Menschenrechte sind definitiv ein Problem, sowohl in Eritrea als auch in Äthiopien", sagte Ostafrika-Korrespondentin Linda Staude im Dlf. Wer an der falschen Stelle den Mund aufmache, drohe im Gefängnis zu landen oder zu verschwinden.
    Allerdings beobachtet sie in den vergangenen anderthalb Jahren eine "vorsichtige Öffnung" in der De-facto-Diktatur Eritrea. So habe das Regime den Arbeits- und Militärdienst, zu dem jeder junge Eritreer zeitlich unbegrenzt gezwungen werden kann, reformiert und versuche "den jungen Menschen mehr eine Chance auf eine Zukunft im eigenen Land zu geben".
    Schizophren, sagte Staude, denn gleichzeitig sei Eritrea auf das Geld derer angewiesen, die es in andere Länder geschafft haben.
    "Offene Lagerpolitik" in Äthiopien
    Viele Einwohner Eritreas, das sich nach der Abspaltung vom Nachbarland Äthiopien in einem eingefrorenen Kriegszustand befindet, desertierten, so die offizielle Lesart des Regimes, nach Äthiopien und landeten in Auffanglagern.
    Doch auch in der äthiopischen Flüchtlingspolitik gebe es Bewegung, berichtet Staude:
    "In Ostafrika ist es generell so, mit Ausnahme von Uganda, dass Flüchtlinge, die einmal in ein Lager gekommen sind, eigentlich auch dort sein müssen. Es gibt eigentlich keine Chance, aus diesen Lagern herauszukommen, sobald man da einmal drin ist und registriert ist. Äthiopien will diese Politik ändern. Es gibt also jetzt eine offene Lagerpolitik: Wenn Menschen, die Möglichkeit haben anderswo zu wohnen, anderswo sich einen Job zu suchen, dann können sie diese Lager verlassen."
    Macron und May wollen Grenzen besser schützen
    Viele Eritreer und Äthiopier kommen auf der Suche nach einem besseren Leben nach Europa. Viele versuchen den Ärmelkanal von Frankreich nach Großbritannien zu überqueren. Dieser Kanal wäre nach einem Brexit eine EU-Außengrenze. Frankeich und Großbritannien wollen diese Übertrittsversuche künftig noch wirksamer unterbinden.
    Der französische Staatspräsident Emmanuel Macron und die britische Premierministerin Theresa May haben sich deswegen vergangenen Donnerstag zu Gesprächen getroffen und weitere Kooperation und Kofinanzierung beim Grenzschutz vereinbart.