Wer es hierher geschafft hat, ist vorerst gerettet. In die Registrierungsstelle im Lager Dadaab kommen jeden Tag fast 2000 Flüchtlinge aus Somalia. Viele haben sich mit letzter Kraft nach wochenlangen Fußmärschen über die Grenze zu Kenia geschleppt.
"Zu Hause hatten wir Vieh und haben etwas Land bestellt, sagt Fatuma Nur, an die sich drei Kinder klammern. Alle unsere Kamele, Kühe und Ziegen sind verendet, und der Boden war nur noch ausgedörrt. Auf dem Markt konnten wir auch nichts kaufen, Lebensmittel sind ja unbezahlbar geworden."
Im Camp bekommt sie eine Karte für Essen. Die erste richtige Nahrung seit Langem. Auch ihre Kinder kann sie jetzt endlich versorgen.
Die Dürre am Horn von Afrika ist die schlimmste seit Langem. Gleich mehrere Regenzeiten sind ausgefallen. Das Vieh ist schon längst gestorben und auf den Feldern wächst nichts mehr. Besonders betroffen ist der Süden Somalias, eine Region, die sowieso schon völlig ausgeblutet ist. Die Menschen leiden seit Jahrzehnten unter Krieg und Auseinandersetzungen. Die radikal-islamische Al-Shabaab-Miliz hat hier die Macht und terrorisiert die Bevölkerung. Bis vor Kurzem ließ sie keine Hilfslieferungen zu.
"Al Shabaab und die Dürre sind gleich schlimm, meint Fatuma Khalil, die gerade in Dadaab angekommen ist. Erst hat Al Shabaab unschuldige Menschen getötet, jetzt tut es der Hunger. Deshalb sind wir nach Kenia geflüchtet."
Inzwischen hat die Miliz zwar selbst um Hilfe gebeten und sogar logistische Unterstützung bei der Verteilung angeboten. Aber die Organisationen trauen den Zusagen nicht. Vorerst sind die Menschen im Süden Somalias weiter sich selbst überlassen. Für Jens Oppermann von der "Aktion gegen den Hunger" eine bedrückende Situation:
"Es wird so weit gehen, dass die Dürrekatastrophe, die wir sehen, ein Ausmaß annimmt, das mit dem zu vergleichen ist, was wir Anfang der Achtziger in Äthiopien gesehen haben. Es ist eine Lage für die Bevölkerung, die für uns auch als humanitärer Organisation und unsere Mitarbeiter oftmals sehr schwer ist zu verdauen. Das muss ich ehrlich sagen. Das Leiden der Bevölkerung hat jetzt ein Ausmaß erreicht, das oftmals unvorstellbar ist."
Viele der Menschen, die in Dadaab ankommen, erzählen fürchterliche Geschichten. Einige mussten schwache Angehörige zurücklassen, um das eigene Leben zu retten. Mütter berichten, dass ihre Kinder auf dem Weg vor Erschöpfung starben.
Allison Oman ist Ernährungsberaterin des UNO-Flüchtlingshilfswerks und arbeitet in der medizinischen Station in Dadaab. Fast rund um die Uhr. Trotzdem schaffen sie und die anderen Helfer und Ärzte es kaum, die Menschen zu versorgen.
"Im Moment kommen vor allem Frauen und Kinder an. Die Kinder sind in einem sehr, sehr schlechten Zustand. Wir versuchen, sie schnell zu untersuchen, damit sie die Nahrung bekommen, die sie brauchen."
Alle können die Mitarbeiter aber nicht retten. Viele haben einfach schon zu lange Hunger gelitten, bevor sie sich auf den Weg nach Dadaab machten.
"Leider sterben die Kinder. Die meisten in den ersten 24 Stunden. Die Menschen zögern, bis es nicht mehr geht, bevor sie Somalia verlassen. Sie sind dann zwei bis drei Wochen zu Fuß unterwegs und die Kinder werden immer schwächer. Die Sterblichkeit im Lager hat sich in der letzten Zeit versechsfacht."
Wie viele im Süden Somalias schon verhungert sind, lässt sich erst gar nicht schätzen. Die Berichte der Flüchtlinge lassen Schlimmes vermuten, aber Gewissheit wird es erst geben, wenn sich tatsächlich die ersten Organisationen wieder in die bisher abgeriegelte Region wagen.
In Dadaab wird die Situation dadurch verschärft, dass das Lager völlig überlaufen ist. Zwar können im Moment noch alle mit Nahrung versorgt werden – aber die Hilfsorganisationen fürchten, dass die Mittel in ein paar Wochen knapp werden, sagt Fafa Attidzah vom Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen:
"Wenn die Situation so noch drei, vier Monate anhält, werden wir auch hier eine Krise haben. Wir können nicht so viele Menschen ernähren, ihnen medizinische Versorgung, Wasser und Obdach geben."
Ursprünglich war das Camp für 90.000 Menschen angelegt, inzwischen leben hier fast 400.000. Neuankömmlinge müssen sich oft einen Platz außerhalb des Lagers suchen. Sie campieren in der unwirtlichen Halbwüste unter den paar Büschen, die hier stehen.
"Ich bin vor dem Hunger in meinem Land geflohen, sagt Abdul Mohammed, ein ausgezehrter, schon etwas älterer Mann. Ich habe hier Hilfe gesucht, aber keiner hat mir einen Platz für die Nacht gegeben. Jetzt schlafe ich draußen."
Die Flüchtlinge versuchen, sich mit Plastiktüten und Planen zumindest etwas Schutz zu verschaffen. Aber die Situation zehrt zusätzlich an ihren Kräften.
"Wir haben überhaupt nichts", meint Saouda Mohammed. "Nur die Kleidung, die wir am Leib tragen. Wir brauchen Zelte. Nachts wird es hier so kalt."
9000 zusätzliche Zelte für die Flüchtlinge wurden inzwischen aufgetrieben. Aber bei zehntausend Neuankömmlingen jede Woche wird auch das nicht lange ausreichen.
"Zu Hause hatten wir Vieh und haben etwas Land bestellt, sagt Fatuma Nur, an die sich drei Kinder klammern. Alle unsere Kamele, Kühe und Ziegen sind verendet, und der Boden war nur noch ausgedörrt. Auf dem Markt konnten wir auch nichts kaufen, Lebensmittel sind ja unbezahlbar geworden."
Im Camp bekommt sie eine Karte für Essen. Die erste richtige Nahrung seit Langem. Auch ihre Kinder kann sie jetzt endlich versorgen.
Die Dürre am Horn von Afrika ist die schlimmste seit Langem. Gleich mehrere Regenzeiten sind ausgefallen. Das Vieh ist schon längst gestorben und auf den Feldern wächst nichts mehr. Besonders betroffen ist der Süden Somalias, eine Region, die sowieso schon völlig ausgeblutet ist. Die Menschen leiden seit Jahrzehnten unter Krieg und Auseinandersetzungen. Die radikal-islamische Al-Shabaab-Miliz hat hier die Macht und terrorisiert die Bevölkerung. Bis vor Kurzem ließ sie keine Hilfslieferungen zu.
"Al Shabaab und die Dürre sind gleich schlimm, meint Fatuma Khalil, die gerade in Dadaab angekommen ist. Erst hat Al Shabaab unschuldige Menschen getötet, jetzt tut es der Hunger. Deshalb sind wir nach Kenia geflüchtet."
Inzwischen hat die Miliz zwar selbst um Hilfe gebeten und sogar logistische Unterstützung bei der Verteilung angeboten. Aber die Organisationen trauen den Zusagen nicht. Vorerst sind die Menschen im Süden Somalias weiter sich selbst überlassen. Für Jens Oppermann von der "Aktion gegen den Hunger" eine bedrückende Situation:
"Es wird so weit gehen, dass die Dürrekatastrophe, die wir sehen, ein Ausmaß annimmt, das mit dem zu vergleichen ist, was wir Anfang der Achtziger in Äthiopien gesehen haben. Es ist eine Lage für die Bevölkerung, die für uns auch als humanitärer Organisation und unsere Mitarbeiter oftmals sehr schwer ist zu verdauen. Das muss ich ehrlich sagen. Das Leiden der Bevölkerung hat jetzt ein Ausmaß erreicht, das oftmals unvorstellbar ist."
Viele der Menschen, die in Dadaab ankommen, erzählen fürchterliche Geschichten. Einige mussten schwache Angehörige zurücklassen, um das eigene Leben zu retten. Mütter berichten, dass ihre Kinder auf dem Weg vor Erschöpfung starben.
Allison Oman ist Ernährungsberaterin des UNO-Flüchtlingshilfswerks und arbeitet in der medizinischen Station in Dadaab. Fast rund um die Uhr. Trotzdem schaffen sie und die anderen Helfer und Ärzte es kaum, die Menschen zu versorgen.
"Im Moment kommen vor allem Frauen und Kinder an. Die Kinder sind in einem sehr, sehr schlechten Zustand. Wir versuchen, sie schnell zu untersuchen, damit sie die Nahrung bekommen, die sie brauchen."
Alle können die Mitarbeiter aber nicht retten. Viele haben einfach schon zu lange Hunger gelitten, bevor sie sich auf den Weg nach Dadaab machten.
"Leider sterben die Kinder. Die meisten in den ersten 24 Stunden. Die Menschen zögern, bis es nicht mehr geht, bevor sie Somalia verlassen. Sie sind dann zwei bis drei Wochen zu Fuß unterwegs und die Kinder werden immer schwächer. Die Sterblichkeit im Lager hat sich in der letzten Zeit versechsfacht."
Wie viele im Süden Somalias schon verhungert sind, lässt sich erst gar nicht schätzen. Die Berichte der Flüchtlinge lassen Schlimmes vermuten, aber Gewissheit wird es erst geben, wenn sich tatsächlich die ersten Organisationen wieder in die bisher abgeriegelte Region wagen.
In Dadaab wird die Situation dadurch verschärft, dass das Lager völlig überlaufen ist. Zwar können im Moment noch alle mit Nahrung versorgt werden – aber die Hilfsorganisationen fürchten, dass die Mittel in ein paar Wochen knapp werden, sagt Fafa Attidzah vom Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen:
"Wenn die Situation so noch drei, vier Monate anhält, werden wir auch hier eine Krise haben. Wir können nicht so viele Menschen ernähren, ihnen medizinische Versorgung, Wasser und Obdach geben."
Ursprünglich war das Camp für 90.000 Menschen angelegt, inzwischen leben hier fast 400.000. Neuankömmlinge müssen sich oft einen Platz außerhalb des Lagers suchen. Sie campieren in der unwirtlichen Halbwüste unter den paar Büschen, die hier stehen.
"Ich bin vor dem Hunger in meinem Land geflohen, sagt Abdul Mohammed, ein ausgezehrter, schon etwas älterer Mann. Ich habe hier Hilfe gesucht, aber keiner hat mir einen Platz für die Nacht gegeben. Jetzt schlafe ich draußen."
Die Flüchtlinge versuchen, sich mit Plastiktüten und Planen zumindest etwas Schutz zu verschaffen. Aber die Situation zehrt zusätzlich an ihren Kräften.
"Wir haben überhaupt nichts", meint Saouda Mohammed. "Nur die Kleidung, die wir am Leib tragen. Wir brauchen Zelte. Nachts wird es hier so kalt."
9000 zusätzliche Zelte für die Flüchtlinge wurden inzwischen aufgetrieben. Aber bei zehntausend Neuankömmlingen jede Woche wird auch das nicht lange ausreichen.