Zufrieden blickt Maik Metzner auf den Kassenzettel, den er soeben aus dem Drucker gezogen hat. Metzner, rote Haare, kurze Hose und ein blaues Poloshirt seines Arbeitgebers, steht zwischen zwei Tischreihen im Obergeschoss des Software-Entwicklers GK. Er testet die Software, die hier für Supermarktketten entwickelt wird. Zufrieden mit dem Bezahlvorgang?
"Der war perfekt. Hat alles funktioniert, die Verbindungen waren sicher. War okay so".
Der Raum und der Vorgang wirken ein wenig wie der Traum jedes Kindes, das gern Einkaufsladen spielt. Doch der Hintergrund ist natürlich ein anderer. Der Informatiker Metzner, 41 Jahre, ist Test-Analyst. Er steht in der hinteren Tischreihe einer Art Labor. Hier wird sichtbar gearbeitet, denn es herrscht eine Art kreatives Chaos. An den Tischreihen: Kartons, Computer und mehrere Supermarktkassen. GK Software stattet weltweit unter anderem Supermarktketten mit Software für die Kassen aus, von der sich sowohl Angestellte als auch Kunden wünschen, dass sie fehlerlos funktioniert. Das wird hier getestet.
Im Labor werden neue Entwicklungen getestet
"Es gibt so einige Sachen, die während der Entwicklung immer mal wieder reinkommen. Wo es dann halt, auch wenn an den Daten Änderungen auftreten, auf Deutsch gesagt, knallt. Und da müssen wir dann halt schauen, dass die Fehler dann abgefangen werden".
Waren scannen, zusammenrechnen und abkassieren: Hier im Test-Labor wird sichtbar, was dahinter steckt. Neben der Kasse ein Bildschirm, auf dem Programmcodes zu sehen sind. Statt Preis und Waren sind kryptisch wirkende Zahlen- und Buchstabenkombinationen zu lesen. Und kryptisch, zumindest für Nicht-Informatiker, ist auch, was Maik Metzner, dem IT-ler, dabei auffällt.
"Den Programmcode an sich prüfen wir nicht, das machen die Programmierer selbst. Wir checken dann halt einfach die Konfigurationsdateien, ob es da irgendwelche Unstimmigkeiten gibt. Wir werten dann Logfiles aus und versuchen das so weit wie möglich nachzuvollziehen. Wenn wir da nicht weiterkommen, geben wir das dann zurück an die Entwicklung."
Zwei Informatiker und eine Idee
Programmieren, testen, weiterentwickeln. So habe alles angefangen, erzählt der Vorstandsvorsitzende von GK Software, Rainer Gläß.
Gläß, Jackett über Jeans und keine Krawatte, empfängt in einem Konferenzraum im ersten Stock seines Unternehmens. Der Vorstandsvorsitzende erinnert sich an das Jahr 1990, als er das Unternehmen mit seinem Partner Stephan Kronmüller gegründet hat.
"Wir hatten eine Vision, wir hatten unglaublich viel Energie, aber wir hatten ansonsten gar nichts. Wir hatten kein Geld, wir hatten keine Infrastruktur, keine Firmenräume, wir haben bei mir in der Wohnung angefangen. Was wir hatten, waren zwei Rechner. Und das zeigt auch so ein bisschen die Besonderheit der IT-Branche: Tatsächlich kann man mit kleinem Budget anfangen. Das Entscheidende ist Energie mitzubringen, Ideen mitzubringen und natürlich die Fähigkeiten zum Programmieren".
Gläß und Kronmüller, beide Informatiker, hatten Erfahrung mit Software für den Handel, die wollten sie nutzen. Erst hieß es programmieren, dann per Telefonanruf Kunden zu finden. Nach einigen Jahren die ersten Großaufträge von Baumarktketten und der Zwei-Mann-Betrieb fing an zu wachsen. Ähnlich schnell wie die Firma veränderte sich die Technik, aus dem Betriebssystem Dos wurde Mitte der 1990er Jahre Windows. Bei GK setzte man früh auf JAVA, eine plattformunabhängige Software. Das zahlte sich aus, GK wuchs weiter und entschied sich 2008 zum nächsten Schritt: dem Gang an die Börse.
Weitere Firmensitze in Berlin, Moskau und in den USA
"Eine Softwarefirma muss wachsen. Und sie muss schnell wachsen. Und der Kapitalbedarf fällt vorher an, bevor die Erträge kommen, das ist nun bei Wachstumsstorys nichts Ungewöhnliches. Da kann man sich die Frage leicht beantworten, wie will man das finanzieren".
Ein Börsengang: nach wie vor ungewöhnlich für eine Firma in Ostdeutschland. Aber für GK ein voller Erfolg. Der Wert der Aktie hat sich seit 2008 verfünffacht. Der Börsengang habe außerdem eine neue Transparenz und Professionalität gebracht, die auch dem Unternehmen guttue, sagt Gläß. Knapp 1000 Mitarbeiter hat GK heute, nicht nur im idyllischen Schöneck im Vogtland, sondern unter anderem auch in Berlin, Moskau oder Raleigh in den USA. Stammsitz aber bleibe seine Heimat, sagt der Vogtländer Rainer Gläß, der nach der Arbeit gerne auf dem Rennrad unterwegs ist, im Winter auf Skiern.
"Das Kriterium einer Firma ist ja nicht, hip zu sein, sondern das Kriterium ist, erfolgreich zu sein und dafür die notwendigen Menschen zu finden. Wenn ich sie nur in einer hippen Region finden kann, dann gehe ich in eine hippe Region, finde ich sie in Sibirien, gehe ich nach Sibirien. Es ist nicht unsere Denkweise, dass wir dort irgendwie einem Trend folgen, sondern wir wollen erfolgreich sein. Und wir haben es immer geschafft, die Menschen zu finden, die mit uns gemeinsam arbeiten wollten."
GK Software will weiter wachsen
Allerdings müsse man den begehrten Spezialisten schon etwas bieten, räumt Gläß ein. GK Software versucht, das Arbeitsumfeld so angenehm wie möglich zu gestalten. Active Balance heißt das Programm, um das sich Elisabeth Blüml kümmert.
"Besonders beliebt ist die Massage, die hier alle drei bis vier Wochen angeboten wird. Es sind viele Sportevents und Sportprogramme im Angebot, aber auch ganz kleine Sachen, wie gelbe Säcke und Restmüllmarken, können hier abgeholt werden. Der Bäcker kommt täglich ins Haus, viele kleine Dinge, die viel Zeit sparen."
Derzeit wird in Schöneck gebaut. Nicht nur neue Büros entstehen, sondern auch ein Fitnesscenter und eine Cafeteria. GK will weiter wachsen. Der Handel sei der Treiber vieler Entwicklungen im IT-Bereich, man denke nur an Online-Einkäufe, die inzwischen jeder von unterwegs tätigt, sagt Rainer Gläß.
"Die ganze Situation ist unglaublich spannend. Und in diesem Kontext sehen wir uns in einer privilegierten Rolle, aber auch in einer verpflichtenden Rolle. Wir gestalten diesen Wandel. Und zwar von verschiedenen Seiten".