Dabei verfolgt Schink während einer jeweils genau einstündigen Langzeitbelichtung den Lauf der Sonne über den verschiedensten Landschaften. Der besondere Effekt besteht darin, dass die Sonne dabei durch die Wahl eines bestimmten, heute kaum mehr erhältlichen Filmmaterials als ein schwarzer, geradezu abstrakter Streifen auf dem Positiv erscheint und dem Ereignis dadurch den Charakter eines geradezu transzendenten Lichtspektakels am Himmel verleiht. Diese Serie überrascht, denn scheinbar hat sie wenig zu tun mit dem bisherigen Werk des gebürtigen Erfurters, aus dem im unteren Saal des Kunstmuseums Dieselkraftwerks zwei von Schinks bekanntesten Serien einander gegenübergestellt werden: Die monumentalen Aufnahmen zu den "Verkehrsprojekten Deutsche Einheit" und zu der in den peruanischen Anden wiederentdeckten Inka-Ruinenstadt Machu Picchu. Doch der zweite Blick zeigt, dass Schink mit seiner Sonnenfotografie eigentlich nur etwas konsequent weiterführt, was in den früheren Serien bereits angelegt ist: Sein Interesse für Licht und Landschaft.
"Mein Vater war Kunstlehrer, Hochschullehrer, und Caspar David Friedrich war sein Hausheiliger, kann man durchaus sagen, also insofern bin ich da vorbelastet und würde das auch nicht von mir weisen."
Bekennt der heute in Leipzig und Berlin lebende Fotokünstler, der seine Ausbildung noch zu DDR-Zeiten an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig begonnen, sie aber nach der Wende abgeschlossen hat. Die über acht Jahre zwischen 1995 und 2003 entstandenen Aufnahmen zu den "Verkehrsprojekten Deutsche Einheit" waren sein ersten internationaler Erfolg. Vordergründig betonen sie die extreme Verfremdung der ostdeutschen Landschaften durch die Nachwendebauten für Autobahnen und ICE-Strecken. Doch die Lichtsituation, die Schink dafür auswählt - ohne Schatten mit einem stets gleichmäßig bedeckten Himmel zu bestimmten Tageszeiten, verraten auch einen zweiten Zugang.
"Das ist eben auch der Grund, warum ich immer bei dem bedeckten Himmel fotografiert habe, was ziemlich viel Geduld erfordert hat zum Teil – aber genau das macht für mich die Faszination aus, dass es eben dieses ganz weiche, undramatische Licht ist, was keine Schatten wirft, das einen Trend zur monochromen Darstellung hat, also wo die Farben immer etwas gedeckter wirken und dadurch eben auch die Dinge nicht so überspitzt erscheinen im Bild. Aber durch die Wahl des Standortes, Standpunktes und des Ausschnittes wird natürlich trotzdem das Bauwerk gerade sehr dramatisiert."
Dieselbe Methode begegnet einem bei den großformatig gewählten Details in der alten Ruinenstadt der Inka in den Anden. Das Licht verleiht den Formen eine fast transzendente Zeitlosigkeit, die jahrtausendealte Ruinen und hochaktuelle Bausünden miteinander geradezu ironisch vereint. Mit der "Ein-Stunden-Serie" erweitert Schink nun diesen Bereich auf das Feld des Ominösen: Der immer wieder auftauchende dunkle Sonnenstreifen am Firmament, eingesetzt wie ein serielles abstraktes Symbol, lässt den Betrachter an der Authentizität des Bildes zweifeln. Bis er erfährt, dass alles regulär mit wissenschaftlichen Dingen zugeht und er hier weniger auf die Realität seiner eigenen Wahrnehmung, als auf die Realität der Fotografie und ihres Materials zurückgeworfen wird. Allmählich scheint es, als nehme Hans-Christian Schink den Vergleich seiner Lichtfotografie mit den Gemälden Caspar David Friedrichs wirklich ernst ...
"Mein Vater war Kunstlehrer, Hochschullehrer, und Caspar David Friedrich war sein Hausheiliger, kann man durchaus sagen, also insofern bin ich da vorbelastet und würde das auch nicht von mir weisen."
Bekennt der heute in Leipzig und Berlin lebende Fotokünstler, der seine Ausbildung noch zu DDR-Zeiten an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig begonnen, sie aber nach der Wende abgeschlossen hat. Die über acht Jahre zwischen 1995 und 2003 entstandenen Aufnahmen zu den "Verkehrsprojekten Deutsche Einheit" waren sein ersten internationaler Erfolg. Vordergründig betonen sie die extreme Verfremdung der ostdeutschen Landschaften durch die Nachwendebauten für Autobahnen und ICE-Strecken. Doch die Lichtsituation, die Schink dafür auswählt - ohne Schatten mit einem stets gleichmäßig bedeckten Himmel zu bestimmten Tageszeiten, verraten auch einen zweiten Zugang.
"Das ist eben auch der Grund, warum ich immer bei dem bedeckten Himmel fotografiert habe, was ziemlich viel Geduld erfordert hat zum Teil – aber genau das macht für mich die Faszination aus, dass es eben dieses ganz weiche, undramatische Licht ist, was keine Schatten wirft, das einen Trend zur monochromen Darstellung hat, also wo die Farben immer etwas gedeckter wirken und dadurch eben auch die Dinge nicht so überspitzt erscheinen im Bild. Aber durch die Wahl des Standortes, Standpunktes und des Ausschnittes wird natürlich trotzdem das Bauwerk gerade sehr dramatisiert."
Dieselbe Methode begegnet einem bei den großformatig gewählten Details in der alten Ruinenstadt der Inka in den Anden. Das Licht verleiht den Formen eine fast transzendente Zeitlosigkeit, die jahrtausendealte Ruinen und hochaktuelle Bausünden miteinander geradezu ironisch vereint. Mit der "Ein-Stunden-Serie" erweitert Schink nun diesen Bereich auf das Feld des Ominösen: Der immer wieder auftauchende dunkle Sonnenstreifen am Firmament, eingesetzt wie ein serielles abstraktes Symbol, lässt den Betrachter an der Authentizität des Bildes zweifeln. Bis er erfährt, dass alles regulär mit wissenschaftlichen Dingen zugeht und er hier weniger auf die Realität seiner eigenen Wahrnehmung, als auf die Realität der Fotografie und ihres Materials zurückgeworfen wird. Allmählich scheint es, als nehme Hans-Christian Schink den Vergleich seiner Lichtfotografie mit den Gemälden Caspar David Friedrichs wirklich ernst ...