Ob mit Champions oder Paprika, im "Schnitzelhaus Nummer 1" im nordsächsischen Riesa wird jeder Fleischliebhaber fündig.
1991 hat sich Inhaber Leonhard Fuß selbstständig gemacht, Kredite aufgenommen. Noch serviert er seiner Kundschaft die Schnitzel, doch wie lange noch? Inhaber Leonhard Fuß fürchtet die Konsequenzen des Mindestlohns:
"Das bedeutet, dass wir gerade noch ganz massiv abbezahlen. Und das erschwert das auf den Hinblick mit dem Mindestlohn ganz erheblich. Weil wir schon jetzt Schwierigkeiten haben, den Kapitaldienst zu bedienen."
Fuß leitet einen kleinen Betrieb, hat wenig Personal und glaubt, dass sich auch das bald ändern könnte. Viele Gastronomen befürchten, dass sie sich den Mindestlohn von 8,50 Euro nicht leisten können. Schon seit Monaten wird bei den Wirten hin und her gerechnet. So auch bei Dieter Schröter. Er betreibt ein großes Hotel mit Restaurant auf der Bastei, dem berühmtesten Felsen des Elbsandsteingebirges östlich von Dresden. Hier gibt es solide deutsche Küche, und nach der Mittagszeit zieht noch der Duft von Gulasch und Wild durchs Haus.
Verhaltener Optimismus
Der Osten ist billig. Mit dieser Preiserwartung, die noch aus den 90er-Jahren kommt, hat Schröter bis heute zu kämpfen. Durch den Mindestlohn wird er die Preise um bis zu sieben Prozent erhöhen. Erst mal. Wenn das nicht reicht, muss er noch mal an der Preisschraube drehen.
"Wir müssen den Mindestlohn zahlen, und dann noch steuerfreie Zuschläge draufpacken müssen, und dann hat es Auswirkungen, dass wir ungefähr 12 Prozent mehr Lohnkosten im nächsten Jahr haben, die wir umlegen müssen, so oder so."
Zusätzlich plant er, dass er das Angebot etwas einzudampfen: weniger Verkaufsstände für den Biergarten im Sommer. Im Winter wird er Bars im Haus später öffnen, alles, um Arbeitszeit zu sparen.
Im Panoramahotel Bastei arbeiten 90 Leute, ein Familienbetrieb. Die Familie betreibt noch ein zweites Haus im nahe gelegenen Bad Schandau. Die Gäste, die hier her gekommen sind, an diesem frühen Nachmittag, sind der Sprache nach hauptsächlich Touristen, ein paar stammen sie aus der Region. Wie stehen sie dazu, dass der Mindestlohn wohl zu höheren Preisen in der Gastronomie führen wird? Die meisten sehen das locker:
"Weil ich das einsehe, dass die Angestellten zu wenig Geld bekommen. Dass der Grundlohn zu niedrig ist und vom Trinkgeld abhängig zu sein, ist auch ein bisschen schwierig. "
"Wenn ich Gastronomie in Anspruch nehme, dann weiß ich, dass es Geld kostet. Wenn ich sparen will, dann gehe ich nicht in eine Gaststätte."
Die Mitarbeiter sind eher verhalten optimistisch. Wie dieser Kellner mit der hier im Haus typischen bordeauxfarbenen Weste, der gerade in der Pause sitzt. Er will es erst mal auf sich zukommen lassen. Er ist zufrieden mit seiner Arbeit, will aber trotzdem anonym bleiben.
"Es soll für jeden Arbeitnehmer was Positives ausmachen. Aber was es für die Unternehmer heißt. Aber manche wälzen ihre Probleme darauf ab und so. Aber wir müssen von Fall zu Fall sehen, wie es sich entwickelt."
Betrieben fehlen finanzielle Reserven
Der gesetzliche Mindestlohn von mindestens 8,50 Euro, der ab dem ersten Januar 2015 gilt, wird vor allem in den ostdeutschen Bundesländern das Arbeitsleben verändern. Denn in Sachsen ist jeder vierte Arbeitnehmer von dieser Änderung betroffen. In Gesamtdeutschland ist es nur jeder Fünfte.
Neben dem Taxigewerbe und Bäckereien gilt auch die Gastronomie in Sachsen als Branche, auf die sich der Mindestlohn besonders heftig auswirken wird. In einer Studie des ehemaligen FPD-Wirtschaftsministers Sven Morlok war von einem Arbeitsplatzverlust von bis zu 30.000 Stellen in Sachsen die Rede. Die Unsicherheit ist also da, sagt Gunter Claus, Geschäftsführer beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband in der Sächsischen Schweiz.
"Bei uns in der sächsischen Schweiz sind es sechs Betriebe, die zum Jahresende schließen."
Einen Ruhetag einführen, Preise anheben oder Personal entlassen - oder, als letztes Mittel die Geschäftsaufgabe. Das sind die Antworten, die Wirte in Sachsen derzeit auf den Mindestlohn finden.
Dehoga-Vertreter Claus findet, dass es in Ostdeutschland noch einige besondere Herausforderungen für Gastronomen gibt, an die überhaupt nicht gedacht wurde.
"In den alten Bundesländern ist es über 40, 50 Jahre gewachsen. Nach der Wende haben wir Kredite aufgenommen, die bearbeitet werden müssen. Wenn wir wettbewerbsfähig bleiben wollen, muss investiert werden."
Den Betrieben fehlen also die finanziellen Reserven. In den kommenden Wochen und Monaten wird sich dann zeigen, welche Auswirkungen der Mindestlohn tatsächlich hat.