Zwei Männer in blauen Overalls schieben eine Schubkarre durch ein schmales Tor, dann in den letzten Winkel des Grundstücks. Dort stehen zwei blaue Mülltonnen ohne Deckel, daneben türmt sich noch mehr Dreck. In einer der Tonnen krabbeln schon die Maden, es riecht entsprechend streng. Aber die beiden Männer lassen sich nicht beirren, packen zu und laden den Müll auf ihre Karre.
"Das ist kein Problem, wir tragen ja Arbeitskleidung. Wir haben Handschuhe und Gummistiefel, und wir wissen, was wir zu tun haben, wir wurden ja angelernt."
Zusätzlich hat der 27-jährige Kakule eine weiße Atem-Maske vor der Nase, trägt Schutz-Handschuhe und steckt ja in einem Overall. Jeden Tag ist er mit seinen insgesamt drei Kollegen ab sieben Uhr morgens in der Millionenstadt Goma unterwegs, um den Müll einzusammeln.
"Meine Arbeit ist nicht wirklich schwer. Ich habe mich außerdem daran gewöhnt, und schließlich muss doch jeder arbeiten."
Jetzt ist die Schubkarre voll. Kakule greift sich einen unverschlossenen Sack und macht sich auf den Rückweg zu dem Lastwagen, der vor dem Haus wartet. Gemeinsam wuchten sie die Schubkarre in die Höhe, balancieren die Last aus, damit die Karre nicht umkippt. Denn dann würde sich der ganze Dreck und Unrat auf ihre Köpfe regnen.
"So eine Fuhre wiegt gern schon mal 40 Kilo, wenn wir Glück haben, nur die Hälfte. So etwas zu heben, das ist in der Tat anstrengend."
Denn der Müll-Transporter ist kein modernes Spezialfahrzeug, in dem die Abfall-Tonnen eingespannt und hydraulisch emporgehoben werden. Im Kongo ist alles noch auf Handarbeit und Muskelkraft angelegt. Kakule ist für seine Arbeit dankbar. Er verdient umgerechnet vier US-Dollar täglich, mehr als den Mindestlohn von drei Dollar am Tag. Außerdem wird er gratis verpflegt.
"Manche Leute meinen ja, dass so etwas keine schöne Arbeit ist. Aber ich finde, dass es keine schlechte Arbeit gibt, so lange sie mir hilft, davon zu leben."
Der LKW fährt wieder an, denn die Abstände zwischen den Kunden betragen meist mehrere hundert Meter, manchmal auch mehr. Den eigenen Müll von einem Unternehmen abholen zu lassen, ist in Goma noch etwas Besonderes. Der junge Unternehmer Joel Vwira war 2008 der erste in der Gegend, der eine Müllabfuhr-Firma gründete. Ausnahmsweise begleitet der 34Jährige an diesem Morgen sein Team. Er ist zupackend, voller Energie und unübersehbar stolz auf seine Erfolge.
"Wir sind gerade an der Grenze zwischen dem Viertel 'Die Vulkane', einer besseren Gegend, und Mapendo, das ist fast ein Slum. Mit dem LKW kommt man nur durch wenige Gassen, die Grundstücke sind klein und liegen dicht an dicht. Die Folgen sehen Sie ja selbst: Die Leute werfen ihren Müll einfach in die Abwasserkanäle. Sobald es regnet, wird der Müll ins nächste Viertel gespült, und außerdem verstopfen die Abflüsse, die Brühe läuft über."
Nur ein paar Meter weiter befindet sich mitten auf der Straße eine kleine, wilde Müllkippe. Die Wasserreste in vielen leeren Plastikflaschen sind eine ideale Brutstätte für Anophelesmücken, die Überträger der gefürchteten Malaria. Und dabei sei Goma inzwischen dank seiner Firma und einigen neuen Mitbewerbern schon viel sauberer geworden, als es noch vor sieben Jahr war, betont Vwira.
"Aber es stimmt schon, da ist noch viel zu tun. Viele Menschen lassen ihren Müll immer noch nicht abholen. Wir arbeiten jeden Tag hart dafür, dass sich, das ändert. Wir wollen schließlich in einer sauberen und gesunden Umwelt leben."
Vwira macht schon der bloße Gedanke an Dreck fast krank. Jedenfalls behauptet er das. Wie zum Beweis holt er ein kleines Fläschchen aus der Tasche.
"Ich habe immer gerne mein Desinfektionsmittel dabei. Schon als Kind habe ich manche Mitmenschen regelrecht genervt, weil ich mir ständig die Hände waschen wollte. Auf jeden Fall immer, nachdem ich etwas Schmutziges angefasst hatte. Desinfektionsmittel habe ich immer dabei, weil Sauberkeit für mich einen großen Wert hat."
Um sein Unternehmen gründen zu können, hatte er sich vor sieben Jahren nach Teilhabern umgesehen. Mit zehn Bekannten und einem Kapital von 10.000 US-Dollar ging er schließlich an den Start. Heute hat das Unternehmen 30 Teilhaber und acht Angestellte. Hinzu kommen Honorarkräfte, die als Müllsammler unterwegs sind. Aber nicht jeder in Goma kann sich die Müllabfuhr leisten. Wer jede Woche einen Sack voll Müll loswerden will, muss dafür pro Monat elf US-Dollar bezahlen. Das ist viel Geld für jemanden, der keinen festen Arbeitsplatz hat und von der Hand in den Mund lebt, wie es in Goma viele Menschen notgedrungen tun müssen. Vwira ist aber davon überzeugt, dass Armut gar nicht das größte Problem sei, sondern viel eher das mangelnde Umweltbewusstsein der Kongolesen. Antoine Kanimaba aus Mapendo, 65 Jahre alt, lässt dagegen seinen Müll schon seit fünf Jahren jede Woche von Vwiras Männern abholen.
"Ich möchte meinen Dreck nicht einfach irgendwo hinschmeißen. Schließlich gibt es ja eine andere Möglichkeit."
Zur Zeit bedient Joel Vwira 1000 Kunden, gerade mal ein Prozent der Bevölkerung von Goma. Er muss also noch viel Werbung machen, ehe die Stadt so sauber wird, wie er sich das vorstellt. Inzwischen hat er schon weitere, neue Pläne:
"Ja, ich habe Projekte für die Zukunft. Ich möchte meine Erfahrung im ganzen Kongo bekannt machen. Dazu werde ich eine Firma mit Beratern gründen, Fachleuten der Abfallwirtschaft. Ich hoffe, dass sie andere Städte inspirieren können, solche Strukturen zu übernehmen, wie wir sie hier in Goma geschaffen haben."
Künftig will er auch Plastik, Glas und Metall recyceln. Vwiras Traum für den Kongo: eine Recyclingquote von hundert Prozent.
Künftig will er auch Plastik, Glas und Metall recyceln. Vwiras Traum für den Kongo: eine Recyclingquote von hundert Prozent.