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Ostukraine
Luftangriffe auf Donezk

Der Kampf um die Separatistenhochburg Donzek gewinnt an Härte. Die ukrainischen Streitkräfte bestreiten, Luftangriffe gegen die Stadt geflogen zu sein. Russland wirft Kiew den Einsatz von Phosphorbomben vor. Polens Regierungschef Tusk warnt unterdessen vor einer russischen Intervention.

    Aufräumarbeiten in der osturkainischen Stadt Donezk nach Luftangriffen. Wer die Attacke flog, blieb zunächst unklar.
    Aufräumarbeiten in der ostukainischen Stadt Donezk nach Luftangriffen. Wer die Attacke flog, blieb zunächst unklar. (AFP PHOTO / DIMITAR DILKOFF)
    Zum ersten Mal ist die umkämpfte Separatistenhochburg Donezk in der Nacht zum Mittwoch aus der Luft angegriffen worden. Angaben über die Urheberschaft der Attacke und Opferzahlen bleiben widersprüchlich. Dabei habe es keine Opfer gegeben, teilte die Stadtverwaltung mit, nachdem zuvor von drei Toten die Rede gewesen war. Die ukrainische Armee bestritt, dass eines ihrer Kampfflugzeuge die Stadt angegriffen habe. Regierungstruppen hatten in den letzten Tagen ihren Ring um Donezk immer enger gezogen, berichtet ARD-Korrespondent Markus Sambale.
    Die Separatisten rechnen einem Kommandeur zufolge offenbar mit einer baldigen Erstürmung der Stadt. Immer mehr Frauen und Kinder würden Donezk durch einen Fluchtkorridor verlassen. Die Armeeführung in Kiew widersprach. Es sei keine Offensive gegen Donezk geplant. Das Militär beklagte zugleich zahlreiche Opfer. Innerhalb von 24 Stunden seien bei Gefechten 18 Soldaten getötet und 54 verletzt worden, sagte der Sprecher des Sicherheitsrates in Kiew. An dem "Anti-Terror-Einsatz" beteiligte Regierungstruppen meldeten Separatisten-Angriffe auf Stellungen in den Regionen Donezk und Lugansk.
    In der ostukrainischen Stadt Gorlowka berichteten die Behörden von einer steigenden Zahl ziviler Toter. In den vergangenen Tagen seien bei Artilleriebeschuss 33 Zivilisten getötet und 129 verletzt worden. Hier wie auch in der Großstadt Lugansk seien die Gas- und Wasserversorgung großflächig ausgefallen. Schwierigkeiten gebe es zudem mit der Lebensmittel- und Treibstoffversorgung sowie mit der Müllabfuhr.
    In der gesamten Ostukraine wird die Situation für die Zivilbevölkerung immer schwieriger. Die Vereinten Nationen beklagen, dass derzeit etwa vier Millionen Menschen unter der Gewalt in der Region leiden.
    Russland: Einsatz von "Phosphorbomben"
    Russland warf der ukrainischen Führung abermals den Einsatz von Phosphorbomben gegen Zivilisten vor. Bodenprobe in der Nähe von Slawjansk hätten die Verwendung "verbotener Brandgeschosse" ergeben, sagte ein Ermittler in Moskau. Der Einsatz sei ein "Kriegsverbrechen" und verstoße gegen die Genfer Abkommen von 1949. Die Führung in Kiew hatte die Vorwürfe wiederholt als "Verleumdung" zurückgewiesen.
    Tusk warnt - Bundesregierung ruft zur Mäßigung auf
    Der polnische Regierungschef Donald Tusk sieht Anzeichen für eine Eskalation in der Ukraine. Dieser Konflikt widerspreche allen bisherigen Regeln, so Tusk, und weiter: "Daher müssen wir auf verschiedene Eventualitäten vorbereitet sein". Die Gefahr einer unmittelbaren Intervention Russlands in der Ukraine sei in den letzten Tagen gestiegen. Er forderte erneut eine Verschärfung der westlichen Sanktionen.
    Die Bundesregierung hat Russland unterdessen zur Zurückhaltung aufgerufen. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes sagte in Berlin, Moskau müsse alle Schritte unterlassen, die zu einer weiteren Eskalation führen könnten. Nach Angaben der NATO hat die russische Armee rund 20.000 Soldaten im Grenzgebiet zusammengezogen. Dies untergrabe die Suche nach einer diplomatischen Lösung, erklärte das Bündnis.
    (tön/sima)