Kaum eine Forschungsrichtung ist derart von Widersprüchen geprägt wie die menschliche Evolution. Zwar gibt es neben Fossilienfunden mittlerweile auch viele genetische Modelle dazu, wann und wie einige Menschen vor rund 100.000 Jahren den afrikanischen Kontinent verließen. Aber hier fangen die Fehler schon an, moniert Mark Thomas vom University College London.
"Viele Studien gehen davon aus, dass es nur einen einzigen Ursprung für den Auszug aus Afrika gegeben hat, und - noch wichtiger - auch nur einen Ursprung der menschlichen Linie."
Diese Theorie hätte bis in die 1970er-Jahre noch funktioniert. Aber die heute zur Verfügung stehenden Daten gäben eine solche Annahme nicht mehr her.
"Viele Studien gehen davon aus, dass es nur einen einzigen Ursprung für den Auszug aus Afrika gegeben hat, und - noch wichtiger - auch nur einen Ursprung der menschlichen Linie."
Diese Theorie hätte bis in die 1970er-Jahre noch funktioniert. Aber die heute zur Verfügung stehenden Daten gäben eine solche Annahme nicht mehr her.
Falsche Modelle
"Menschen leben einfach nicht in perfekt gemischten Populationen, es gibt immer Gruppierungen. Wenn Genetiker eine Aufspaltung einer Gruppe annehmen, dann berechnen sie in ihren Modellen danach zwei Gruppen. Das gibt es in der Realität aber nicht. Das war und ist alles viel komplizierter. Das zeigen auch Daten aus der Ökologie und Paläoklimatologie. Eine einfache Aufspaltung einer Population ist irreführend, weil das Modell falsch ist."
Mark Thomas hat in den vergangenen Jahren versucht, im Computer Modelle zu simulieren, die die Komplexität früher Populationen in Afrika widerspiegeln. Dabei flossen verschiedene Daten ein, etwa Veränderungen in der menschlichen Anatomie, genetische Daten, Klimaveränderungen oder auch die Entwicklung bestimmter Werkzeuge. Das Ergebnis: ein genetisches, ökologisches und kulturelles Patchwork. Eine einfache Erklärung, wann und wo Menschen sich wie entwickelten und wie oft sie Afrika verließen oder auch nicht, die gibt es nicht.
"Einfache Modelle konzentrieren sich nur auf einen Punkt und stimmen nie. Heute haben wie mehr und bessere Daten und können komplexe Modelle postulieren. Es ist aber nicht so, dass Chris Stringer irgendetwas Falsches behauptet hat."
Mark Thomas hat in den vergangenen Jahren versucht, im Computer Modelle zu simulieren, die die Komplexität früher Populationen in Afrika widerspiegeln. Dabei flossen verschiedene Daten ein, etwa Veränderungen in der menschlichen Anatomie, genetische Daten, Klimaveränderungen oder auch die Entwicklung bestimmter Werkzeuge. Das Ergebnis: ein genetisches, ökologisches und kulturelles Patchwork. Eine einfache Erklärung, wann und wo Menschen sich wie entwickelten und wie oft sie Afrika verließen oder auch nicht, die gibt es nicht.
"Einfache Modelle konzentrieren sich nur auf einen Punkt und stimmen nie. Heute haben wie mehr und bessere Daten und können komplexe Modelle postulieren. Es ist aber nicht so, dass Chris Stringer irgendetwas Falsches behauptet hat."
Annäherung an die tatsächliche Geschichte der Menschheit
Chris Stringer vom Naturhistorischen Museum in London ist der Begründer der Out-of-Africa-Theorie, wonach der Homo sapiens seinen Ursprung in Afrika hatte und sich dessen Nachkommen in einer großen Auswanderungswelle von dort aus über die ganze Welt ausbreiteten. Der Paläoanthropologe musste, wie er selber zugibt, immer wieder umdenken.
"Lange galt die Überlegung, dass wir die Menschwerdung als einfache und gradlinige Entwicklung beschreiben können. Also, dass wir alle Fossilien in einer Reihe von alt nach neu hinlegen und das passt dann. Aber jetzt erst nähern wir uns langsam an die tatsächliche Geschichte der Menschheit an, und das ist alles wesentlich komplizierter, ein Schlängelpfad."
"Lange galt die Überlegung, dass wir die Menschwerdung als einfache und gradlinige Entwicklung beschreiben können. Also, dass wir alle Fossilien in einer Reihe von alt nach neu hinlegen und das passt dann. Aber jetzt erst nähern wir uns langsam an die tatsächliche Geschichte der Menschheit an, und das ist alles wesentlich komplizierter, ein Schlängelpfad."
Suche nach einem Meta-Populations-Model
Das betrifft nicht nur die Fossilien. Das gilt für die Entwicklung der Werkzeuge genauso wie für die Modelle der Populationsgenetik. Es habe nie eine Art von Modernisierung gegeben, die gleichzeitig den ganzen afrikanischen Kontinent erfasst habe, so Mark Thomas. Sein Ziel für die Tagung in Uppsala sei daher auch, eine Art Meta-Populations-Modell zu fordern, in das die Erkenntnisse aller Disziplinen hineinpassen und ein stimmiges Bild liefern. Fest steht bisher nur: Die ältesten Belege für Homo sapiens stammen aus Nordafrika und sind rund 300.000Jahre alt. Die Wiege der modernen Menschheit stand also in Afrika. Die ältesten bislang bekannten Nachweise von Vertretern unserer Art außerhalb Afrikas wurden auf der Arabischen Halbinsel gefunden und auf ein Alter von 85.000 Jahren datiert. Wann und wie genau die großen Wanderungsbewegungen innerhalb und außerhalb Afrikas abliefen, darüber herrscht weiter große Uneinigkeit.