Beim jüngsten Greenpeace-Test wurden die Beschichtungen von 15 Outdoor-Jacken und zwei Handschuh-Modellen untersucht. Die Beschichtungen sorgen für den sogenannten Lotus-Effekt: Wasser perlt auf den behandelten Oberflächen ab, das Innenleben von Jacken und Handschuhen bleibt trocken. Gesucht wurde nach Spuren von Ausdünstungen von perfluorierten und polyfluorierten Chemikalien, kurz: PFCs. Manfred Santen von Greenpeace, fasst die Ergebnisse zusammen:
"Das Ergebnis ist: ja, wir finden das in der Luft wieder. Das heißt, die flüchtigen Substanzen dünsten tatsächlich aus. Das kann man in Prüfkammertests belegen. Und es gibt auch eine Erklärung, dass zum Beispiel in Outdoor-Läden höhere Konzentrationen von flüchtigen PFCs gemessen werden als in vergleichbaren Räumen."
Das Problem dieser chemischen Verbindungen: Im menschlichen und tierischen Organismus reichern sich die Stoffe an. Wörtlich heißt es im Testbericht der Umweltschützer: "Einige PFC schaden der Fortpflanzung, fördern das Wachstum von Tumoren und beeinflussen das Hormonsystem“. Auffindbar sind die chemischen Verbindungen mittlerweile sogar in der der Leber von Eisbären oder im Organismus von Pinguinen, so Greenpeace. Bemängelt werden die Beschichtungen von Outdoor-Jacken der Marken Adidas, Salewa, The North Face und Patagonia, gut abgeschnitten haben die getesteten Jacken von Jack Wolfskin und Kaikialla. Für die Trägerinnen und Träger der beanstandeten Produkte besteht keine akute Gefahr, erklärt der Greenpeace-Mann Santen. Dafür seien die gemessenen Konzentrationen in der Luft zu gering:
"Es gibt andere Aufnahmepfade in den Körper wie zum Beispiel über Nahrungsmittel oder über das Trinkwasser, mit denen wir sicherlich deutlich mehr PFC aufnehmen. Deswegen lässt sich über das Gesundheitsrisiko dieser ausgasenden PFCs bislang wenig aussagen."
Neunfache Überschreitung der Grenzwerte für Perfluoroctansulfonat
Die Hersteller von Outdoor-Jacken und Handschuhen haben die Messergebnisse mittlerweile erhalten. Zweifel an den gemessenen Werten haben die Firmen nicht. Adidas und Patagonia versichern in ihren Stellungnahmen, in naher Zukunft ganz auf den Einsatz von PFOA, also umweltschädlicher Perfluoroktansäure verzichten zu wollen. The North Face und Adidas betonen: Der Greenpeace-Test hat gezeigt, dass die Ausdünstungen ihrer Jacken klar unter den festgelegten Grenzwerten liegen. Eine neunfache Überschreitung der Grenzwerte für Perfluoroctansulfonat stellten die Tester allerdings bei den "Extreme Arctic Mitten“-Handschuhen der Schweizer Firma Mammut fest, die, so deren Sprecher Harald Schreiber prompt reagierte:
"Wir nehmen die Vorwürfe sehr ernst. Und haben auch seit gestern eigene Untersuchungen in der Sache eingeleitet. Wir haben aber jeden Fall, bis wir diese Resultate erhalten, den Handschuh vorläufig aus den Regalen genommen."
… nun warte man die Ergebnisse der eigenen Untersuchung ab. - Manfred Santen von Greenpeace attestiert den Outdoor-Firmen zwar guten Willen bei der Vermeidung von PFCs in ihren Produkten, die Entwicklung könne aber durchaus schneller verlaufen:
"Man könnte auch ohne diese sehr langlebigen Substanzen auskommen. Das würde aber bedeuten, dass man in der Produktion jetzt einen Wechsel einführt. Und ein Wechsel in der Produktion ist halt immer mit Mehrkosten verbunden und das scheuen viel Firmen."
Am Ende entscheiden die Käuferinnen und Käufer, welche Jacke die richtige für sie ist. Ob auch sie sich gegen umweltschädliche Zusatzstoffe entscheiden. Ernsthaft gefährdet sind wir Konsumenten durch diese Stoffe nicht. Viel größere Schäden und Gefahren entstehen anderswo, in den Produktionsstandorten unserer wind-und wetterfesten Jacken.
Wer zurück zur Natur will, macht dies heute oft mit Hightech: Kleidung, die Wasser abhält, leicht und atmungsaktiv ist. Möglich machen dies spezielle Membranschichten. Nach Meinung von Greenpeace enthält manche Outdoorkleidung jedoch auch schädliche Chemikalien.