Um seinen Standpunkt klar zu machen, unternimmt Andrew Guzman mit dem Leser eine virtuelle Weltreise der besonderen Art: Er berichtet von Tuvalu, einem winzigen Inselstaat im Pazifik, der wohl als erste Nation dem steigenden Meeresspiegel zum Opfer fallen könnte. Er erzählt von einer Kabinettssitzung, zu der die maledivische Regierung am 17. Oktober 2009 im wahrsten Sinne des Wortes abgetaucht war. Präsident Mohamed Nasheed wollte den Medien klar machen, was Klimawandel und Meeresspiegelanstieg für seine Inseln bedeuten: "Wir werden sterben". Folgerichtig fragt Guzman, wohin denn die Millionen und Aber Millionen Menschen fliehen sollen, die von den steigenden Fluten vertrieben werden.
Ein anderes Beispiel: Pakistan. Die Wasserversorgung des Landes hängt vom Indus ab - und der wiederum vom Monsun und von den sommerlichen Schmelzwässern der Himalaya-Gletscher. Die werden fehlen, wenn die großen Gletscher getaut sind. Dürren und Hungersnöte werden die Folge sein - und politische Spannungen in einer ohnehin schwierigen Region.
Andrew Guzman spinnt seinen Faden weiter. Die Welt, die er entwirft, wenn bis zum Ende des Jahrhunderts die Durchschnittstemperaturen um zwei Grad Celsius steigen, ist über den Rand des Abgrunds hinaus. Er zeichnet die Apokalypse einer Menschheit, die dumpf auf den Schlusspfiff wartet. In wenigen Jahrzehnten könnten fünfmal mehr Menschen als zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs auf der Flucht sein. Heute noch unbekannte Krankheiten werden sich ausbreiten, prophezeit er, neue Viren, die entstehen, wenn Millionen Flüchtlinge unter schlechten sanitären Bedingungen leben müssen. In diesem Jahrhundert wird der Klimawandel Millionen von Menschen töten - durch Krankheiten, Hunger, Durst, so Andrew Guzman.
Das Buch bietet eine beeindruckende Aufstellung der Probleme einer Welt im Klimawandel - inklusive historischer Vergleiche wie dem Untergang des Khmer-Königreiches. Andrew Guzman scheint den Leser geradezu zwingen zu wollen, den Klimawandel ernst zu nehmen. Der Grund: "Die Leute müssen erst erkennen, dass es sie trifft, wenn die Gletscher in den Bergen schmelzen, auch wenn sie selbst nicht in der Nähe der Gletscher leben. Lösungen zu finden wird einfacher sein, wenn wir die Unterstützung der Öffentlichkeit haben." Deshalb bietet der Autor, der Experte für Internationales Recht und Ökonomie ist, kaum Lösungsansätze. Und so bleibt die Frage, ob der deprimierende Ansatz dieses Buches dazu angetan ist, die Menschen in Amerika, für die es in erster Linie geschrieben worden ist, zum Umdenken zu bringen.
Andrew T. Guzman: Overheated. The Human Cost of Climate Change
ISBN: 978-0-199-93387-7
Oxford University Press, 260 Seiten, 22,50 Euro
Ein anderes Beispiel: Pakistan. Die Wasserversorgung des Landes hängt vom Indus ab - und der wiederum vom Monsun und von den sommerlichen Schmelzwässern der Himalaya-Gletscher. Die werden fehlen, wenn die großen Gletscher getaut sind. Dürren und Hungersnöte werden die Folge sein - und politische Spannungen in einer ohnehin schwierigen Region.
Andrew Guzman spinnt seinen Faden weiter. Die Welt, die er entwirft, wenn bis zum Ende des Jahrhunderts die Durchschnittstemperaturen um zwei Grad Celsius steigen, ist über den Rand des Abgrunds hinaus. Er zeichnet die Apokalypse einer Menschheit, die dumpf auf den Schlusspfiff wartet. In wenigen Jahrzehnten könnten fünfmal mehr Menschen als zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs auf der Flucht sein. Heute noch unbekannte Krankheiten werden sich ausbreiten, prophezeit er, neue Viren, die entstehen, wenn Millionen Flüchtlinge unter schlechten sanitären Bedingungen leben müssen. In diesem Jahrhundert wird der Klimawandel Millionen von Menschen töten - durch Krankheiten, Hunger, Durst, so Andrew Guzman.
Das Buch bietet eine beeindruckende Aufstellung der Probleme einer Welt im Klimawandel - inklusive historischer Vergleiche wie dem Untergang des Khmer-Königreiches. Andrew Guzman scheint den Leser geradezu zwingen zu wollen, den Klimawandel ernst zu nehmen. Der Grund: "Die Leute müssen erst erkennen, dass es sie trifft, wenn die Gletscher in den Bergen schmelzen, auch wenn sie selbst nicht in der Nähe der Gletscher leben. Lösungen zu finden wird einfacher sein, wenn wir die Unterstützung der Öffentlichkeit haben." Deshalb bietet der Autor, der Experte für Internationales Recht und Ökonomie ist, kaum Lösungsansätze. Und so bleibt die Frage, ob der deprimierende Ansatz dieses Buches dazu angetan ist, die Menschen in Amerika, für die es in erster Linie geschrieben worden ist, zum Umdenken zu bringen.
Andrew T. Guzman: Overheated. The Human Cost of Climate Change
ISBN: 978-0-199-93387-7
Oxford University Press, 260 Seiten, 22,50 Euro