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Oxfam-Studie
Die soziale Ungleichheit steigt

Im Jahr 2010 besaßen noch 388 Personen soviel wie die gesamte Hälfte der Weltbevölkerung. Fünf Jahre später sind es lediglich noch 62. Die Hilfsorganisation Oxfam hat nach den Gründen geforscht und kommt in einer Studie zu dem Schluss, dass das derzeitige Wirtschaftssystem vor allem den Reichen zugute kommt.

    Ein Slum in der philippinischen Hauptstadt Manila (November 2015).
    Ein Slum in der philippinischen Hauptstadt Manila. (dpa / picture alliance / Mark R. Cristino)
    Die soziale Ungleichheit drohe die Fortschritte bei der Armutsbekämpfung zunichte zu machen, warnt Oxfam und untermauert dies mit Zahlen. Demnach ist das Vermögen der reichsten 62 Personen
    in nur fünf Jahren um 44 Prozent gewachsen. Im gleichen Zeitraum musste die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung ein Minus von 41 Prozent hinnehmen. Außerdem ging seit dem Jahr 2000 nur ein Prozent der gesamten weltweiten Vermögensgewinne an die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung. Die Hälfte aller Vermögensgewinne entfiel hingegen auf das reichste Prozent.
    Große Unterschiede beim Verdienst
    Als wesentlichen Grund für die Entwicklung nennt Oxfam die hohen Renditen, die durch Kapitalanlagen erzielt werden und den geringen Lohnzuwachs bei Angestellten und Arbeitern. Zu der Entwicklung beigetragen haben ferner Steuervermeidung und die Senkung von Steuern auf Kapitalgewinne. Auch die Diskrepanz zwischen dem Verdienst von Angestellten und Arbeitern und dem Verdienst einer Führungskraft in einem großen Unternehmen hat sich vergrößert. Krasses Beispiel: Der Chef von Indiens größtem IT-Unternehmen verdient 416-mal so viel wie ein normaler Angestellter dieser Firma.
    Oxfam sieht wegen der riesigen Vermögensunterschiede große Gefahren. Gesellschaften könnten auseinanderdriften, weil Menschen sich um die Früchte ihrer Arbeit betrogen, ausgegrenzt oder nicht anerkannt fühlten. Das wiederum schürt Politikverdrossenheit und hat Spannungen zur Folge. Soziale Ungleichheit bremst zudem das Wirtschaftswachstum, weil Kinder aus sozial schwächeren Familien meist ein geringeres Bildungsniveau erreichen.
    Steueroasen trockenlegen
    Um aus diesem Dilemma herauszukommen, müsste nach Ansicht der Autoren der Studie für mehr Steuergerechtigkeit gesorgt werden. Als zentral wird die Trockenlegung von Steueroasen bezeichnet. Entwicklungsländer verlieren durch die Steuervermeidung von multinationalen Konzernen jährlich mindestens 100 Milliarden US-Dollar an Einnahmen. Auch bei der Weltbank hat man dies erkannt. Präsident Jim Yong Kim wird mit den Worten zitiert, Steuervermeidung sei eine "Form der Korruption auf Kosten der Armen".
    (fe/cc)